Kultur: HFF-Absolvententreffen in Tschechien
Potsdamer Produktionen stark vertreten bei 42. Internationalem Film Festival in Karlovy Vary
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Wenn Cannes als das bedeutendste Filmfestival Europas gilt, dann ist das derzeit laufende Festival im tschechischen Karlovy Vary das gemütlichste. „Hier ist es jedenfalls entspannter als in Cannes“, sagt Robert Thalheim. Der 32-jährige Regisseur, Absolvent der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, stellt derzeit seinen Abschlussfilm: „Am Ende kommen Touristen“ im tschechischen Kurort vor. Es war eines der neuesten Projekte von Babelsberger HFF-Absolventen, die beim 42. Internationalen Filmfestival von Karlovy Vary überraschend stark vertreten sind.
Thalheim ist festivalerfahren. Sein erster Langfilm, die Semesterabschlussarbeit „Netto“ , erhielt einen Preis auf der Berlinale, er tourte zu Festivals nach Amerika, Moskau, London und Paris. Sein zweiter Streich „Am Ende kommen Touristen“ ist die Abschlussarbeit seines Regiestudiums und scheint ähnlich erfolgreich zu werden. Mit dem Streifen war er bereits in diesem Jahr in Cannes vertreten und war nun von den Münchener Filmtagen nach Karlovy Vary gekommen, erzählte der frischgebackene Familienvater. In Bayern erhielt sein Hauptdarsteller Alexander Fehling den Schauspiel-Nachwuchspreis. Fehling spielt den deutschen Zivildienstleistenden Sven, der im polnischen Auschwitz einen einstigen Lager-Insassen pflegt. Während seines Dienstes wird er auch mit der eingespielten Routine der Vergangenheitsbewältigung konfrontiert und muss sich Fragen stellen, wie ein normales Leben an einem Ort aussehen soll, an dem nichts normal ist. „Dieser Film gehört eigentlich viel mehr hier her als nach München“, glaubte der Regisseur, verweist auf die ähnliche Rolle von Tschechien und Polen zu Zeiten Nazideutschlands. „Deshalb sind mir vor allem die Gespräche mit den Zuschauern hier sehr wichtig“, so Thalheim.
Im offiziellen Wettbewerb läuft Thalheims Film in Karlovy Vary nicht. Auf den Grand Prix der Festival-Jury kann jedoch eine andere deutsche Produktion hoffen. „Karger“, unter der Regie der Berlinerin Elke Hauck, erzählt die Geschichte eines Mannes im sächsischen Riesa. Hauck, selbst in Riesa geboren, besetzte in ihrem Spielfilmdebüt alle Rollen von einheimischen Schauspiel-Neulingen.
„In Karlovy Vary wird die deutsche Verbindung gepflegt“, bestätigte Mariette Rissenbeek von German Films, einer Institution, die die Vermarktung deutscher Streifen im Ausland koordiniert. Bezeichnend dafür, dass im Forum „Unabhängige Filme“ einer der Schwerpunkte in diesem Jahr auf deutsche Filme gelegt wurde. Unter anderem werden „Jagdhunde“ von Ann-Kristin Reyels, Michael Schoors „Schröders wunderbare Welt“ und „Pingpong“ von Matthias Luthardt zu sehen sein, beides Abschlussarbeiten. „Sicherlich spielt der starke Dokumentarfilmbereich in der HFF eine Rolle“, meinte Luthardt die starke Präsenz der Konrad Wolf-Schüler beim Festival zu begründen. „Da haben wir das genau Beobachten gelernt.“ Aber auch neue Dozenten wie Rosa von Praunheim hätten einiges bewegt in der Schule. Auf die Regisseure führte auch Kirsten Niehuus, Geschäftsführerin des Medienboard Berlin/Brandenburg die starke Präsenz der HFF Babelsberg-Absolventen zurück. „Die gute Ausbildung und spannende Dozenten“ seien im Moment der Erfolgsgarant für viele beachtete Abschlussfilme, erklärte sie in Karlovy Vary.
Kay Grimmer
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