Kultur: Hierarchien haben keinen Platz
Auftakt der Festwoche zum 250. Jubiläum der Französischen Kirche auf dem Bassinplatz
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Auftakt der Festwoche zum 250. Jubiläum der Französischen Kirche auf dem Bassinplatz KIRCHE IN POTSDAM Von Klaus Büstrin Die Französische Kirche auf dem Bassinplatz ist ein wahrhaft königliches Geschenk. Friedrich der Große hat am 16. September 1753 der Französisch-Reformierten Gemeinde, die damals rund 500 Mitglieder hatte, die Schenkung des Gotteshauses in einem Schreiben beurkundet. Eine Woche später fand die Einweihung der Kirche statt, die Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff entwarf. Als Vorbild benutzte er das antike Pantheon in Rom. Zum 250-jährigen Jubiläum des königlichen Geschenks gab es am Dienstagabend in der Französischen Kirche den Auftakt zu einer Festwoche, die am 23. September zu Ende geht. Landtagspräsident Dr. Herbert Knoblich, Oberbürgermeister Jann Jakobs sowie Prof. K. Trouet, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, erschienen als Ehrengäste. Doch Pastorin Hildegard Rugenstein begrüßte alle Gäste und Gemeindeglieder gleich herzlich, ohne Hierarchien hervorzuheben, denn „der runde Kirchenraum will deutlich machen, dass alle Menschen gleich sind.“ Auf dem Tisch lag die Schenkungsurkunde Friedrichs des Großen, die ansonsten in der Ausstellung des Potsdam-Museums „Königliche Visionen“ als Leihgabe des Hugenottenmuseums Berlin im Kutschstall zu sehen ist. Jann Jakobs, der in seinem Grußwort die Toleranz thematiserte, sagte auch, dass er sich in der Französischen Kirche heimisch fühle, schließlich sei er in seiner Heimat Friesland in der reformierten Tradition getauft und konfirmiert worden, die Liturgie kenne er noch sehr gut. Er freue sich, dass das Gotteshaus, das ein sehr wichtiges Kulturdenkmal Potsdams ist, sich wieder in neuem alten Glanz präsentiert. Besonders wichtig waren dafür die großzügigen Spenden von Ernst Naumann. „Sein Mäzenatentum war eine Initialzündung für weitere materielle und ideelle Unterstützung seitens der Stadt und des Landes, der evangelischen Kirche, von Institutionen, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Gemeindegliedern und anderen Privatpersonen“, sagte der Oberbürgermeister. An die Gemeinde gerichtet, betonte Jakobs: „Sie haben sich selbst und uns alle beschenkt“. Für Ernst Naumann, der sich ansonsten vor allem Sozialprojekten zuwendet, hat die Gemeinde auf der Empore neben der Orgel als Dankeschön eine Erinnerungstafel installiert. Über das jahrzehntelange Ringen der Gemeinde um die Restaurierung der Kirche, die zögernd 1985 zum 300. Jahrestag der Veröffentlichung des Edikts von Potsdam begann, berichteten die Mitglieder des Presbyteriums (Kirchenvorstand). Von den 1,6 Millionen Euro, die seit 1990 verbaut wurden, haben 27 Prozent Stadt und Land beigesteuert, 26 Prozent kamen durch Spenden. Ihr Dank galt auch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Restaurierung nicht nur finanziell unterstützte, sondern auch beratend tätig war. Das Innere des Gotteshauses ist von beeindruckender Schlichtheit. Nichts soll die Andacht der Gläubigen stören. Nur das Instrument für die Kirchenmusik darf prachtvoller ausfallen, nämlich die Grüneberg-Orgel, die die Schuke-Orgel von 1930 ersetzt. Christoph Förste gab auf dem Barock-Instrument von 1783 mit einigen Kostproben den einzigartigen Klang zur Geltung. Veranstaltungen in der Festwoche: 19. 9., 17 Uhr: Familienfest mit Gerhard Schöne; 20. 9., 19.30 Uhr: Orgelkonzert mit Klaus Eichhorn; 21. 9., 15 Uhr: Gottesdienst mit Gästen aus der Ökumene - Gerard Minaard predigt über Psalm 84; 23.9., 18.30 Uhr: Potsdamer in der Französischen Kirche, am 23. September 1753 – eine Zeitaufnahme von Silke Kamp.
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