Kultur: „Hinter den Kulissen sind alle sehr aktiv“
Kulturausschuss des Landes ringt um Filmorchester
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Kulturausschuss des Landes ringt um Filmorchester „Es kann nicht sein, dass sich das Kulturministerium ganz aus der Förderung des Filmorchesters zurück zieht.“ Das betonte die Vorsitzende des Kulturausschusses Martina Münch (SPD) nach der am Mittwoch kurzfristig einberufenen Ausschusssitzung. Eine Grundförderung von staatlicher Seite müsse schon deshalb vorhanden sein, um auch private Sponsoren mit ins Boot zu holen. Alle großen Fraktionen hätten sich am Mittwoch nach der Anhörung des Intendanten des Deutschen Filmorchesters Babelsberg, Klaus-Peter Beyer, dazu bekannt, den Klangkörper dauerhaft zu sichern. „Das sich am Horizont abzeichnende Konzept müssen wir festigen“, so Martina Münch, ohne schon jetzt in Details gehen zu können. Um das Orchester erst einmal über dieses Jahr hinweg zu retten, beteilige sich das Wirtschaftsministerium mit an der Finanzierung. Ob es auch perspektivisch als Partner gewonnen werden könne, sei noch nicht geklärt. Gespräche gebe es auch mit der Kulturstaatsministerin Christina Weiss. Von dort könne aber ohnehin keine institutionelle, sondern höchstens eine Projektförderung zu erwarten sein. Auch der Rundfunk-Staatsvertrag müsse als Finanzierungsmöglichkeit abgeklopft werden. „Mit allen potentiellen Partnern, einschließlich Sponsoren, gibt es Gespräche. Hinter den Kulissen sind alle sehr aktiv. Doch über schwebende Diskussionen sollte man nicht zu früh an die Öffentlichkeit treten.“ Klaus-Peter Beyer zeigte sich zufrieden über die Ausschuss-Sitzung, da alle Beteiligten – über die Fraktionen hinweg – betont hätten, dass das Filmorchester als ein Markenzeichen Brandenburgs nicht untergehen dürfe. Wieland Niekisch von der CDU habe besonders die hohen Eigenleistungen hervorgehoben. Laut Statistik betrugen die Eigeneinnahmen des Filmorchesters im vergangenen Jahr 773000 Euro, die staatlichen Zuwendungen 750 000 Euro. Die öffentliche Förderung pro Besucher belief sich auf rund 13 Euro (Im Vergleich: beim Staatsorchester Frankfurt/Oder waren es 147, bei den Brandenburger Symphonikern 130, beim Preußischen Kammerorchester Prenzlau 32 und beim Konzertorchester Eberswalde an die 7 Euro). Auf die vom Kulturministerium aufgeworfene Frage, ob es nicht ein Überangebot von Orchestern in Brandenburg gebe, verwies die als Sachverständige geladene Geschäftsführerin des Nikolaisaals, Andrea Palent, auf das Bestehen eines Orchesterkonzepts. Dies beruhe auf vier tragende Säulen: Das Staatsorchester Frankfurt/Oder sei für die große Sinfonik zuständig, die Brandenburger Symphoniker für Oper und Operette, die Kammerakademie Potsdam für die kleine Sinfonik sowie für Barock und Moderne und das Filmorchester für die populäre Musik – also für Film-Live- und Crossover-Konzerte. Sollte man an diesem Verbundmodell etwas ändern, gebe es Einschnitte im gesamten Orchesterkonzept. „Die Frage könnte ja auch lauten, ob die Orchesterlandschaft unterfinanziert ist“, so Andrea Palent. Das Kulturministerium konstatierte nach dem Ausschuss, dass es noch keinen neuen Sachstand, also auch noch keinen Durchbruch in den Verhandlungen gebe. „Wir müssen alle Möglichkeiten ausloten“, so Pressesprecher Holger Drews. Für das Filmorchester sei es natürlich wichtig, sehr bald eine Lösung auf dem Tisch zu haben, da schon jetzt der Imageschaden immens sei, so Klaus-Peter Beyer. Er könne auch nicht nachvollziehen, dass die CDU darauf poche, dass Berlin als fester Finanzpartner eingebunden werden müsse, „mit dem Argument, dass die Stadt von uns partizipiere. Wir selbst haben uns die Märkte erschlossen, also auch Berlin, um unsere Eigeneinnahmen zu erhöhen. Die gewonnenen Spielstätten bezahlen ja auch fast kostendeckend für unsere Auftritte. Es ist also eine sehr hemdsärmlige Diskussion.“ Am 5. April soll nun der nächste Runde Tisch beim Kulturministerium stattfinden. Die Diskussion um das Filmorchester flammte nach den drastischen Sparbeschlüssen des Landes auf. Die Kulturministerin Johanna Wanka hatte Anfang Februar angekündigt, dass sich ihr Ministerium ab 1. Juli gänzlich aus der Förderung herausziehe. Damit würden die seit 1997 kontinuierlich fließenden 750 000 Euro pro Jahr wegfallen. „Entsprechend der Haushaltsbeschlüsse müssen wir eine Million Euro aus der freien Projektförderung einsparen, also aus dem Topf, aus dem auch die Mittel für das Orchester gespeist werden. Um nicht eine Fülle von Projekten sterben zu lassen, entschieden wir uns zu diesem schmerzhaften strukturellen Schnitt beim Filmorchester“, hieß es damals. Inzwischen hatte sich auch Ministerpräsident Matthias Platzeck für den Erhalt des Orchesters ausgesprochen, „und eine Hilfe von 50 000 Euro zugesagt“, so Klaus-Peter Beyer. Heidi Jäger
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