Kultur: Hofkapelle bekannter machen Wolfgang Hasleder gründete die Cammermusik Potsdam / Erstes Konzert Sonntag
Von Klaus Büstrin Wolfgang Hasleder hat vor gut vier Jahren eine Wohnung in Potsdam genommen, in der Nähe des Parkes Sanssouci. Wenn er zur Arbeit fährt, dann muss er eine gute Stunde mit dem Zug fahren.
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Von Klaus Büstrin Wolfgang Hasleder hat vor gut vier Jahren eine Wohnung in Potsdam genommen, in der Nähe des Parkes Sanssouci. Wenn er zur Arbeit fährt, dann muss er eine gute Stunde mit dem Zug fahren. Doch diese Zeit kann man gut nutzen, Bücher und Noten lesen, sich auf die Proben im Orchester vorbereiten. Wolfgang Hasleder ist erster Konzertmeister des Orchesters des Theaters der Stadt Magdeburg. Seine Frau, die aus Finnland stammende Kristiina Mäkimattila, ist in Berlin tätig, am dortigen Rundfunkchor. Sind beide in ihren Klangkörpern viel beschäftigte Künstler, so fühlen sie sich in Potsdam heimisch zu Hause. Nicht nur Wasser und Wald oder die Innenstadt machen das Leben in Potsdam für sie so reizvoll. Es ist wohl vor allem die Historie, die sich in den Schlössern und Parkanlagen widerspiegelt, die Musik, die am Hofe Friedrichs des Großen entstand und gespielt wurde. „Ich habe den Eindruck, dass die Musik der friderzianischen Zeit in Potsdamer Konzerten erstaunlicherweise nicht ausreichend gewürdigt wird. Natürlich erklingt sie hier und da, meist während der Musikfestspiele. Aber ich glaube, da gibt es noch so manche Möglichkeiten, sich mit dieser lokalen Tradition intensiver zu beschäftigen“, erzählt Wolfgang Hasleder, der gebürtige Österreicher, der in Wien und in New York studierte, vor seiner Magdeburger Zeit Konzertmeister in Freiburg war, der immer wieder gern von verschiedenen Kammermusikensembles als sehr kompetenter Violinist in Sachen Alte Musik engagiert wird. In Magdeburg leitet er das bekannte Telemann-Consort. Aber natürlich ist er in allen Epochen der Musikgeschichte zu Hause, denn als Mitglied eines städtischen Sinfonieorchesters muss man flexibel sein. Hin und wieder, wenn seine Zeit es zulässt, sitzt er auch am ersten Pult der Streicher des Neuen Kammerorchesters Potsdam. Hasleder ist ein Instrumentalist, der die Musik hinterfragt, ihre Quellen studiert, in das Leben der Komponisten und in ihre jeweilige Zeit eindringt, auch über die Mitglieder der Hofkapelle Friedrichs II., die als Instrumentalisten und als Komponisten ihr Brot verdienten. „Die Kapelle des Königs vereinigte eine Fülle von hochkarätigen Musikern, die man an sonstigen Fürstenhöfen Europas nicht so schnell fand. Die Kammermusikabende im Schloss Sanssouci und die Opernaufführungen in der Oper Unter den Linden oder im Theater im Neuen Palais müssen Spitzenveranstaltungen gewesen sein“, so Wolfgang Hasleder. Der ganz eigenen Ästhetik der friderzianischen Musik auf die Spur zu kommen hat Hasleder nun ein Ensemble gegründet, das sich am kommenden Sonntag um 19 Uhr in der Friedenskirche vorstellen wird. „Cammermusik Potsdam“ nennt sich der achtköpfige Klangkörper. Die Musiker – Traversflöte, Streicher und Continuogruppe - wirken in verschiedenen Orchestern und Kammermusikensembles Deutschlands und manchmal darüber hinaus mit. Als Gesangssolistin ist die Mezzosopranistin Kristiina Mäkimattila mit von der Partie. Sie wird eine Kantate von Johann Adolph Hasse singen, einem Lieblingskomponisten Friedrichs. Weiterhin bereiten Hasleder und seine Kollegen Werke des Contraviolinsten, Johann Gottlieb Janitsch, der Violinisten Franz Benda und Johann Gottlieb Graun, des Cembalisten Carl Philipp Emanuel Bach sowie des Flötisten und königlichen Flötenlehrers Johann Joachim Quantz. Dieser hielt große Stücke von der Qualität der Hofkapelle: „... schon vom Jahre 1731 bis 1740 in Ruppin und Rheinsberg (habe das Orchester, d.R.) in einer Verfassung gestanden, die jeden Componisten und Concertisten reizen, und ihm vollkommene Gnüge leisten können“. Hasleder und seine Cammermusik Potsdam wollen am Sonntag erstmals die berühmte Hofkapelle Friedrichs zum „Leben erwecken“. Zunächst sind drei Konzerte im Jahr geplant, die in verschiedenen reizvollen historischen Räumen Potsdams stattfinden sollen. Konzert der Cammermusik Potsdam, 28. 9., 19 Uhr, Friedenskirche Sanssousi, Eintrittskarten zu 10 Euro.
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