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FESTIVAL KOMPAKT: Hörboote und Werkstätten Ohrkost

Oh.Ton: Das 1. Potsdamer Festival für radiophone Dokumentation sticht ab morgen in See

Stand:

Freitag

18 Uhr Festivalauftakt

mit Gästen und Akustischem

(fabrik Saal)

19 Uhr Jungfernfahrt Hörboote

20.15 Uhr Eröffnungsfeature (fabrik Saal)

ab 21.30 Uhr Hörboote

Samstag

12 bis 22 Uhr Hörboote

12 Uhr Start Werkstatt

12 bis 15 Uhr

Studio I Micheal Lissek:

Von der Idee zum Exposé.

Studio II Helmut Kopetzky:

Fix it in the Mix

16 bis 19 Uhr

Studio I Monika Kalcsics:

Recherche: vom Suchen

und Finden.

Studio II Clarisse Cossais / Matthias Karow:

Feedback-Runde: Zwei Radio-Profis stehen Rede

und Antwort zu

Wettbewerbseinsendungen

ab 13 Uhr Offenes Gelände (Feature am Ufer)

ab 14 Uhr Stereophonie Total (fabrik Saal)

ab 22 Uhr Wunsch-Hörboote / Feature nach Wahl

22 Uhr Konzert Masha Qrella (fabrik Club)

ab 23.30 Uhr Party mit DJ-Team whatabout (fabrik Café)

Sonntag

12 Uhr Brunch im fabrik Garten

ab 12.30 Uhr coyote Siebdruckwerkstatt (fabrik Gelände)

ab 12.30 Uhr Fortsetzung in den Werkstätten

13 bis 19 Hörboote

Stereophonie Total (fabrik )

19 Uhr Preisverleihung zur OH-Ton Jagd – der Wettbewerb

Spanische Stierkämpfer, amerikanische Schönheitschirurgen, elsässische Dichter: Es ist eine bunte Besatzung, die ab morgen Abend beim dreitägigen Oh-Ton-Festival in den Tiefen See sticht. An Bord der drei Huckleberry Finn-Flöße, die am Ufer der „fabrik“ ablegen, wird zum gemeinsamen Hörerlebnis geladen. 44 Radio-Feature, die thematisch die Welt umkreisen, sind zu Wasser, zu Land und auch im Saal der „fabrik“ zu hören. Ausgewählt und auf Festivalflotte gebracht, wurden sie von einer fünfköpfigen Crew der Fachhochschule Potsdam (FH) unter der Projektleitung von Dörte Fiedler. Die freie Mitarbeiterin vom RBB-Kulturradio schrieb vor zwei Jahren an der FH ihre Diplomarbeit zum Thema Radio-Feature: „Ein Genre, das sich nicht einmal auf fünf Seiten genau definieren lässt.“ Auf jeden Fall sei es eine künstlerisch gestaltete Dokumentation, die eher durch die Hintertür kommt, als den Vordereingang zu benutzen. Neun ARD-Radiosender sandten den Organisatoren ihre Lieblings-Feature zu, aus denen die Studenten der Kulturarbeit auswählten und nun ein dicht gestricktes Hörnetz über die Schiffbauergasse ausbreiten wollen.

Zum Auftakt geht es in den „fabrik“-Saal, wo es sich im Dämmerlicht auf Sitzkissen gemütlich lümmeln lässt, ohne wie im Kino auf den Nacken des Vordermanns starren zu müssen. Dort lädt Autor Walter Filz zur „Echtzeit. Oder: Wie E-Gitarren uns wiedervereinen.“ Dieses 1994 entstandene Feature erzählt, wie in den 70ern in einer Welt der falschen Versprechungen der laute aggressive Gitarren-Rock für unverfälschte Authentizität und unmaskierte Echtheit stand. Und in der BRD und der DDR nicht wesentlich anders klang. Die E-Gitarre als kleinster gemeinsamer Nenner deutsch-deutscher Kulturtradition? Darüber wird mit dem Autor zu diskutieren sein, der wie viele seiner Kollegen gern die Einladung zum Festivalgespräch annahm. Auch auf den Hörbooten werden sie dabei sein, ebenso im Biergarten, wo man sich auf Liegestühlen oder auf der Wiese mit vielseitiger Hörkost sättigen kann. Denn es ist ein „subjektives Sammelsurium“ für das sich die Organisatoren entschieden. „Es ging uns erst einmal darum, das Feature aus der Beschränkung der Sendeanstalten herauszuholen und in den öffentlichen Raum zu bringen. Es ist doch schöner, etwas gemeinsam zu hören, als allein in der Küche beim Abwasch“, so Dörte Fiedler, die über eine Neuauflage derzeit nur sehr leise nachdenkt und erst einmal das Feedback des Publikums abwarten möchte.

Zu ihrem eigenen Lieblingsfeature erkor sie „Fremd im Elsass“ der Australierin Kaye Mortley: Das Porträt des elsässischen Poeten Conrad Winter: „Eine eher stille Sendung, aber akustisch brillant und von großer Magie“, so ihr Urteil.

Auch eine „Ursendung“ wird es geben, noch vor der Premiere im RBB Kulturradio im August: Nicole Marmets „Der lange Weg der Sowjetmädchen von Moskau nach Bamako“. Dieses Feature erzählt von afrikanischen Studenten, die in der Sowjetunion studierten und dort ihre Liebe fanden. Sie nahmen die russischen Bräute mit nach Hause, die in der Ferne Heimweh, Liebe und Hass erlebten und doch unheimlich zäh dieser Situation widerstanden. „Ein sehr schönes Porträt über Afrika aus russischer Perspektive“, sagt Dörte Fiedler. Doch es gibt bei diesem „1. Potsdamer Festival für radiophone Dokumentationen“ nicht nur Gelegenheit, sich in Stücke aus vier Jahrzehnten hinein zu hören. Es wird auch in die Werkstatt von Radio-Profis wie Helmut Kopetzky und Michael Lissek gebeten, um mehr über die Geschichte und Ästhetik des Feature zu erfahren (einige Plätze sind noch frei). Beim Konzert mit Masha Qrella, die Songs von Kurt Weill und Frederick Loewe in ein Popgewand kleidet, können die Besucher dann wieder alle Oh-Töne aus ihren Gliedern schütteln. Und am Sonntag sind sie eingeladen, mit zu entscheiden, welches kurze Hörstück als Gewinner der Oh-Ton-Jagd mit dem Goldenen HÖRsch, gestaltet vom Potsdamer Bildhauer Philipp von Appen, prämiert wird.

14 Einsendungen gab es, die rund um den Satz „Nein nicht alle, einige amüsierten sich großartig“ und dem Geräusch eines Reißverschlusses ein Kurzfeature produzierten. Die Oh-Ton-Crew wünscht sich, dass sich auf ihrem ersten Festival alle Besucher amüsieren und sich das Chaos so klein wie möglich hält. Der gestrige Test auf den Hörbooten erwies sich schon mal als seetüchtig.

Für alle Angebote, außer das Konzert, ist der Eintritt frei. Für die Hörboot-Fahrten kann man sich am Infostand des Festivals anmelden, falls es zu Warteschlangen kommt. Weitere Infos unter www.ohton-festival.de.

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