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Kultur: „Ich bin der Initiator“

„Akt und Landschaft“ und der Fotograf Klaus Ender

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„Akt und Landschaft“ und der Fotograf Klaus Ender „Akt und Landschaft“. Das war eine der Ausstellungen in Potsdam, die zur DDR-Zeit besondere Furore machte. „Akt und Landschaft“ wurde in den siebziger Jahren – die erste gab es 1975 – zu einem Hit im Pavillon auf der Freundschaftsinsel. Unter dem Schirm des Kulturbunde, wurden Akt- und Landschaftsfotografen eingeladen, sich an der Schau zu beteiligen 1979 wählte man beispielsweise von 500 Bildeinsendungen 207 Aufnahmen für die Ausstellung aus. Einige der schönsten Fotografien stammten von dem Potsdamer Klaus Ender. Vor allem seine Landschaften nahmen durch seine fast unbeschreibliche Poesie immer wieder gefangen. Die Potsdamer Günter Wilms und Hermann Turley schrieben in einem Artikel in der DDR-Fotografie-Zeitschrift: „Das Interesse an der Aktfotografie hat in der Humanisierung aller Lebensbereiche der sozialistischen Gesellschaft eine echte Grundlage und ist Ausdruck wachsender geistig-kultureller Ansprüche.“ Klaus Ender und den meisten Fotografen war jedoch es egal, ob ihre Aktfotografie sozialistischen Ansprüchen genügt. Sie wussten, dass sie sich mit ihren Motiven einreihten in die Tradition, die von ihren Fotografenkollegen und Malern der Kunstgeschichte begründet wurden. 1981 stellte Klaus Ender, der Anfang April diesen Jahres 65 Jahre alt wurde, offiziell einen Ausreiseantrag aus der DDR nach Österreich, der ihm erteilt wurde. Wie so vielen Menschen, die legal oder illegal der „sozialistischen Gesellschaft“ den Rücken kehrten, fiel auch Ender bei den DDR-Oberen in Ungnade. In den neunziger Jahren kehrte er nach Ostdeutschland zurück, zog auf die von ihm schon immer sehr geliebte Insel Rügen. Ausstellungen und Bücher mit seinen stimmungsvollen Fotografien von Rügen und vielen Erdteilen finden in deutschen Landen und darüber hinaus große Beachtung. Seit wenigen Jahren schreibt er auch Lyrik, die er ebenfalls veröffentlichte. Anfang dieses Jahres suchte eine Wissenschaftlerin der Universität Brighton Kontakt zu Klaus Ender. Sie recherchierte beispielsweise im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und im Bundesarchiv in Sachen Aktfotografie in der DDR. Sie, die im Internet auf Ender stieß, fand aber, wie sie ihm mitteilte, in den Archiven kein Wort über den Fotografen. Ender vermutet, dass sein Name zur DDR-Zeiten in den Archiven gelöscht worden sei. Nachfragen beim Kulturbund wurden bislang nicht beantwortet. Doch das Archiv in Potsdam fand nun heraus, dass aus einem Juryprotokoll ersichtlich sei, dass Ender zu den Preisträgern von Akt und Landschaft gehöre. „Dass Sie jedoch Initiator der ersten und Organisator der zweiten Ausstellung waren, lässt sich aus dem überlieferten Archivgut der Gesellschaft für Fotografie nicht eruieren“, heißt es in dem Archivschreiben an Ender. Der Fotograf besteht jedoch darauf, als Initiator von Akt und Landschaft in der Öffentlichkeit anerkannt zu werden. Für ihn eine wichtige Sache. Klaus Büstrin

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