Kultur: Im Gewirr der Luise-Bücher eines der sympathischsten Dagmar von Gersdorff bei den „Lindstedter Begegnungen“
Von Klaus Büstrin Einmal im Monat ist der Sonntag Vormittag bei so manchen Potsdamer und Berliner mit einem Ausflug in das Schloss Lindstedt am Rande des Parks Sanssouci verbunden. Die Urania Potsdam veranstaltet in den Räumen des ehemaligen Hohenzollernschlosses im Katharinenholz die „Lindstedter Begegnungen – Gespräche über Preußen“.
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Von Klaus Büstrin Einmal im Monat ist der Sonntag Vormittag bei so manchen Potsdamer und Berliner mit einem Ausflug in das Schloss Lindstedt am Rande des Parks Sanssouci verbunden. Die Urania Potsdam veranstaltet in den Räumen des ehemaligen Hohenzollernschlosses im Katharinenholz die „Lindstedter Begegnungen – Gespräche über Preußen“. Dabei wird der Verein von der Schlösserstiftung sowie von der Landeszentrale für politische Bildung unterstützt. Da die Landeszentrale im kommenden Jahr sich mit weniger Finanzen abfinden muss, war auch die sehr erfolgreiche Reihe gefährdet. Urania-Geschäftsführerin Karin Flegel konnte jedoch die Angst vorerst nehmen, dass den „Lindstedter Begegnungen“ die Förderung entzogen werde. Dies wäre auch eine traurige Entscheidung, denn diese Reihe, die seit 1996 besteht und jährlich mit neun Veranstaltungen mehrere hundert Besucher anzieht, gehört zu den erfolgreichsten der Urania. Die Vorträge, zu denen oftmals bekannte Wissenschaftler eingeladen werden, behandeln die Geschichte Preußens mit ihren zahlreichen Facetten. Kritische Beiträge, die das Nachdenken befördern, sind dem Veranstalter willkommen. Nach den Vorträgen gibt es am Büffet die schöne Möglichkeit, sich mit dem Referenten und anderen Interessierten auszutauschen. Am vergangenen Sonntag hatte die Vortragende wenig Zeit, sich unter die mehr als 100 Besucher zu mischen, denn sie musste unentwegt Bücher signieren. Die Berlinerin Dagmar von Gersdorff ist nämlich eine bekannte Autorin, die sich vorrangig mit historischen Themen beschäftigt, mit Gestalten rund um Goethe, mit Bettina und Achim von Arnim oder mit Königin Luise und ihrem Gatten Friedrich Wilhelm III. Dem preußischen Königspaar war die Veranstaltung im Schloss Lindstedt gewidmet, an dem Ort, den sich ihr ältester Sohn Friedrich Wilhelm IV. erbauen ließ und als Alterssitz nutzte. Dagmar von Gersdorff gab in ihrer Lesung aus dem 1998 erstmals bei Rowohlt erschienenen Buch einen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die als mecklenburgische Prinzessin in die Ehe mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (III.) einstimmte und Königin von Preußen wurde. Dagmar von Gersdorff beschreibt das Leben Luises, das nur 34 Jahre umfasste. Sie wurde schon zu Lebzeiten außergewöhnlich verehrt. Anders als Günter de Bruyn, der in seinem Buch mehr eine Interpretation zur Legendenbildung vorlegte, hat Dagmar von Gersdorff die große Liebe zwischen dem Königspaar und deren Ehe geschildert, die nicht frei war von Missstimmungen und Gefährdungen, die aber oftmals von außen kamen. Die Autorin schreibt liebenswert, ironisch und hin und wieder mit kritischen Anmerkungen Biografisches vor allem über Luise. Man spürt schon, dass Dagmar von Gersdorffs Sympathien eher bei der Königin liegen denn bei Friedrich Wilhelm. Die Plastizität der Darstellung wird besonders durch die vielen Briefzitate und zeitgenössischen Aufzeichnungen erreicht. Ein Höhepunkt war die Begegnung Luises mit Napoleon Bonaparte im Jahre 1807 in Tilsit, als der französische Kaiser halb Europa überfiel. „Sie sind der Sieger, aber soll ich annehmen, dass Sie Ihren Sieg missbrauchen“, soll sie zu Napoleon während der Unterredung gesagt haben. Danach machte dieser die Bemerkung: „Die Königin von Preußen ist eine reizende Frau, ihre Seele entspricht ihrer Gestalt. Auf Ehre, anstatt ihr eine Krone zu nehmen, möchte man versucht sein, ihr eine zu Füßen zu legen.“ Trotzdem, die Demütigung Napoleons gegenüber Preußen hatte noch nicht den Höhepunkt erreicht. Im Gewirr der vielen Bücher über Luise und Friedrich Wilhelm hat Dagmar von Gersdorff eines der sympathischsten und kenntnisreichsten geschrieben. In der Urania-Reihe „Im Garten vorgelesen“ wird sie im Sommer ihr Buch über Goethe und Marianne von Willemer vorstellen. Nächste Veranstaltung der „Lindstedter-Begegnungen – Gespräche über Preußen“ am Sonntag, 25. Januar um 11 Uhr im schloss Lindtsedt. Jörg Wacker spricht über den Gartengestalter Georg Potente. Anmeldungen über (0331) 291741 erbeten.
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