Kultur: Im Sog der plätschernden Wellen
Die Galerie Romstedt zeigt ungewöhnliche Naturgemälde und skulpturale Menschenbilder
Stand:
Die Galerie Romstedt zeigt ungewöhnliche Naturgemälde und skulpturale Menschenbilder Von marion hartig Groß, hell, farbenfroh, die Bilder in der Galerie Romstedt ziehen durch die Ladenfenster die Blicke der Vorübergehenden auf sich. Eine Besucherin spaziert fasziniert an Blumenwiese, Flusslandschaft und Meer vorbei. Den weißgrauen Frauenakt und die Vitrine mit den Gesichtern aus Bronze am Rande aber nimmt sie kaum wahr. In ihrer aktuellen Ausstellung hat die Galeristin Kornelia Romstedt nicht nur von ihrer surrealistischem Vorliebe Abstand genommen, die sich wie ein roter Faden durch ihre bisherigen Präsentationen zog. In ihrer aktuellen Schau brachte sie zwei Künstler zusammen, die kaum unterschiedlicher arbeiten könnten, motivisch als auch in ihrem künstlerischen Ausdruck: Der seit 1979 in Berlin lebende holländische Maler „Louis“ wendet sich mit poetisch-realistischem Pinselstrich der Natur zu. Der Bildhauer Falko Hamm, der in Potsdam durch die Telekom-Skulptur „Großer Maikopf II“ bekannt ist, wendet sich dem menschlichen Abbild zu, in minimalistischer und reduzierter Formensprache gestaltet er Gesichter und Körper. Dominiert wird die Schau ganz klar von den Naturbildern, die eher dunklen Arbeiten des Bildhauers muss man suchen, um sie entdecken zu können. Zunächst zu Louis: Mit fotografischer Genauigkeit stellt er Bäume, Steine, plätschernde Wellen, Gras und Wolken dar. Ohne allerdings ein perfektes Abbild der Natur zu schaffen. In seinen Werken spiegelt sich vielmehr der Versuch, das Bild wirklicher als die Fotografie zu gestalten. Louis „fotografiert“ mit malerischem Blick und – das ist das Außergewöhnliche an seinen Arbeiten – schafft eine Tiefenperspektive, die ins Bild zieht, eine Sphäre zwischen Wirklichkeit und Abbild, der man sich kaum entziehen kann. „Rhein bei Düsseldorf" heißt das Werk, bei dem ihm der Sogmoment am besten gelingt. Kleine Steine, plätschernde, sich übereinanderschiebende Wellen, Inseln aus Gras. Je länger der Blick auf dem Bild haftet, je stärker fühlt man sich in ihm versunken, über die Kiesel in das flache Wasser. Nach der niederösterreichischen Donaulandschaft „Wachau“ hat Louis das abgebildete Gemälde benannt, der Betrachter wird ins Bild gezogen, die Bäume, die bergigen Felder strömen auf das mittige Dunkel zu. Unscheinbar wirken im Kontrast zu der Landschaftsmalerei die dunklen Skulpturen von Falko Hamm. Dabei sind auch die Arbeiten des Bildhauers durchaus sehenswert. Die bronzene Figur „Große Stierfrau" zum Beispiel. Kleine gebogene Hörner stehen drohend vom Kopf des zierlichen Körpers mit den hell geschliffenen runden, kleinen Brüsten und den langen Beinen ab. Burschikos, mit nur einem Hauch von Taille hat der Künstler die Figur gestaltet, nach diesem barbiepuppenhaften Schema sind auch die übrigen Akte, meist ohne Kopf, gefertigt. Schöne Frauen, ästhetisch in Gestalt und Machart, die glatten Figuren bleiben spannungslos unerotisch und unpersönlich. Genauso die auf wenige Komponenten reduzierten, monotonen Köpfe des Bildhauers. Wie abgerundete Rechtecke wirken die Umrisse von der Seite. Von vorne reduziert der Künstler die Gesichter auf einen schmalen Streifen, aus dem er kleine Nasen und volle Lippen herausarbeitet. Ohren fehlen, zum Teil auch die Augen. Die kontrastreiche Ausstellung zeigt künstlerisch hochwertige neben weniger gelungenen Arbeiten, wozu die schon oft gesehenen Holzbootbilder von Louis gehören. Einen Spaziergang durch die Schau sollte man dennoch nicht verpassen. Galerie Romstedt, Lindenstr. 5, Tel.: 200 88 00, Mi bis Sa 14 bis 19 Uhr, bis 15. Oktober
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: