Kultur: In eigener Regie
Junges Orchester Potsdam heute in der Nikolaikirche / Gespräch mit Patrick Braun und René Althans
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Seit 1936 entzückt Sergej Prokofjews musikalisches Märchen „Peter und der Welt“ alle Welt. Nun ist diese tönende Erzählung ausdrücklich für Kinder erdacht. Doch so viel Kindlichkeit steckt in jedem noch nicht völlig erstarrten Erwachsenen, so dass er sich in den lustig-leichtfertigen Peter , den bedrohlich-hungrigen Wolf, in die anderen Tiere und den Großvater verlieben muss. Heute wäre wieder eine Möglichkeit, seine Liebe zu dem Märchen zu erneuern oder es zu entdecken, nämlich um 15 Uhr in der Nikolaikirche. Dort musiziert das Junge Orchester Potsdam dieses beliebte Stück. Die Konzert-Eintrittsgelder erhält die Kirchengemeinde. Sie sollen der Sanierung der Schinkelkirche zu Gute kommen.
Ein paar Jahre älter als der gut zehnjährige Peter sind die Mitglieder des Jungen Orchesters längst. Natürlich kennen sie das populär-beschwingte Musikmärchen aus ihrer Kindheit, haben vor allem die angewandte Instrumentenkunde des Werkes schätzen gelernt. Die sollen alle Zuhörer in dem heutigen Familienkonzert ganz zwanglos genießen. Dirigent des Konzerts, in der auch Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur (Solistin: Mathilde Uhlig) erklingt, ist Patrick Braun. Mit seinen 23 Jahren hat der Potsdamer eine erstaunliche musikalische Laufbahn hinter und sicherlich auch vor sich. „In der Städtischen Musikschule lernte ich Klavierspielen bei Angelika Thiel, entdeckte aber auch frühzeitig meine Singstimme“, erzählt Patrick Braun. Sie muss den Kantoren von Kreuz- und Thomanerchor gefallen haben, so dass sie ihn in ihre berühmten Ensembles als Mitglied aufnahmen. Nach dem Abitur studierte er ein paar Semester Dirigieren an der Universität der Künste Berlin, doch dann entschloss er sich, dem Komponieren den Vorrang zu geben. An der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ hat er ein Tonsatz-Studium aufgenommen. Doch zur Städtischen Musikschule in Potsdam hat er nie die Verbindung abgebrochen. Im Gegenteil. Nach wie vor spielt er in deren Sinfonieorchester die Trompete, die er vor wenigen Jahren bei Bernhard Bosecker erlernte.
Auch René Althans (22 Jahre), der Wirtschaftsingenieurwesen in Berlin studiert, ist mit der Musikschule eng verbunden, schließlich hat er bei Marita Grunwald Unterricht in Violine und Viola genommen. Im Jugendsinfonieorchester ist er seit neun Jahren dabei, jetzt als Stimmführer der Bratschen.
Patrick und René haben vor gut einem Jahr ihr dirigentisches bzw. organisatorisches Talent zusammengeführt. Nach dem Musikschulprojekt von „Der Karneval der Tiere“ hatten sie die Idee unter eigener Regie ein Orchester zu gründen. Bei Musikschuldirektor Wolfgang Thiel stießen sie dafür auf offene Ohren. Ihre Konzeption überzeugte: Ein Junges Orchester, in dem jetzige und ehemalige Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters mitwirken, ein Konzertprogramm, das sich vor allem an Kinder, Jugendliche und Familien wendet, dabei die vielfältigen Organisationsfragen selbst übernehmen.
Im Dezember 2006 begann die Arbeit des Jungen Orchesters Potsdam, das ein Ensemble der Städtischen Musikschule ist und auch von ihrem Förderverein unterstützt wird. 35 Mitglieder zählt das Ensemble. Ausreichendes technisches Niveau beim Instrumentenspiel und eine hohe Motivation sind gefragt. Sechs Konzerte absolvierte man bisher. Man möchte jedoch nicht gleich zu viele Werke in Angriff nehmen, denn die Devise heißt, jede Komposition soll in Ruhe erarbeitet werden, so dass man hohe Qualität erreicht, erzählen Patrick und René. „Ich tauche gern in die Partituren ein, möchte den Vorstellungen der Komponisten entsprechen. Die eigene Interpretation kommt beim Musizieren automatisch“, erklärt Patrick Braun. Jürgen Runge gab ihn des öfteren die Möglichkeit, sein dirigentisches Talent unter Beweis zu stellen.
So darf man heute auch auf „Peter und der Wolf“ gespannt sein. Wird es mit mit aller erforderlichen Beredsamkeit und Esprit musiziert, fragt und wünscht man sich. Auf alle Fälle mit Spaß und jugendlicher Frische. Und dies wäre schon viel.
Informationen über www.junges-orchester-Potsdam.de
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