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Von Dirk Becker: Jazzpower an vier Tagen

Das Potsdamer Jazzfestival begibt sich ab Donnerstag auf neue Wege

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Etwas Rattenfängerhaftes kann auch im Jazz nicht schaden. Der Liebhaber dieser Musik findet den Weg schließlich allein in die entsprechenden Konzerte. Aber wer neue Anhängerschaften finden will, um sie für den Jazz begeistern zu können, muss gelegentlich neue Wege beschreiten.

Auf solchen neuen Wegen startet das Potsdamer Jazzfestival am Donnerstag sein diesjähriges Programm. Mit einem „Jazz-Shuttle“ geht es ab 8 Uhr quer durch die Stadt. Das Potsdamer Mückenheimer Trio übernimmt dabei die Rolle der Rattenfänger und spielt unter anderem in den Bahnhofspassagen, im Arbeitsamt, im Klinikum „Ernst von Bergmann“ und vor dem PNN-Shop bei Karstadt in der Brandenburger Straße. Und wer sich von dem swinglastigen Jazz des Mückenheimer Trios überzeugen lässt, für den hält das Potsdamer Jazzfestival manches Highlight bereit, das die neu gefundene Leidenschaft nur noch vertiefen kann.

Schon am Donnerstag Abend geht es mit Quadro Nuevo in der Waschhaus Arena los. Die vier Musiker verbinden Stile wie Tango, Valse Musette, Arabesken und Flamenco zu einer ganz eigenen Mischung. Wobei vor allem Saxophonist Mulo Francel und Gitarrist Robert Wolf für den entsprechenden Jazzeinfluss sorgen werden. Der Freitag gibt sich dann mit drei Konzerten noch zurückhaltend. Elena Sonenshine und Jocosejazz & Mama George starten mit dem Riverboat-Shuffle auf die Havel, während sich Isabelle Beumer mit der alten Neuendorfer Kirche und Brenda Boykin mit dem Foyer im Nikolaisaal für festen Boden unter ihren Füßen entschieden haben. Der Auftritt von Brenda Boykin ist gleichzeitig Auftakt zur renommierten und sehr erfolgreichen Nikolaisaal-Reihe „The Voice in Concert“.

Die größte Herausforderung für die Macher vom Jazzfestival jedoch wird das Programm am Samstag sein. Denn nicht allein dem Jazz gehört an diesem Tag die Stadt. Mit der 4. Potsdamer Kunst-Genuss-Tour in der historischen Innenstadt präsentieren sich 20 Museen und Galerien bis tief in die Nacht den Besuchern. Doch das Nebenbei zweier großer Veranstaltungen soll nicht als ein Gegeneinander verstanden werden. Kunst-Genuss-Tour und Jazzfestival machen gemeinsame Sache. So spielen unter anderem in der Galerie Kunst Kontor „fosbury flop“, im Planetarium der Urania das Duo Axel Kottmann am Bass und Michael Knittler am Klavier, in der Galerie Ruhnke der Saxophonist George Maclean, im Museum Fluxus+ die Otto Hamborg Connexion und im Kunstraum Monkeyart. Wem der Jazz jedoch als einzige Kunstform genügt, dem kann das Konzert von Bill Ramsey und der Big Band der Deutschen Oper  Berlin im Nikolaisaal, die Modern East Big Band im Kutschstallhof oder die Elektronikzauberer vom Ensemble Du Verre im Waschhaus empfohlen werden.

Am Sonntag wird dann schon zum Ausklang gebeten, denn das Potsdamer Jazzfestival wird in diesem Jahr zum ersten Mal nach langer Zeit wieder seinem Namen gerecht. Nicht über eine Woche und länger wurde das Programm gestreckt, sondern die geballte Jazzkonzertpower in nur vier Tagen verpackt. Das perfekte Festivalformat!

So sind die Potsdamer von Kitchen Grooves in der Villa Henkel und die Sängerin Esther Kaiser in der Villa Quandt zu Gast. Im Volkspark leistet Paul Brody vorbildliche Nachwuchsarbeit mit seinem Programm „Jazz for kids“ und den absoluten Schlusspunkt in Sachen Potsdamer Jazzfestival setzt dann das Bundesjugendjazzorchester mit dem „Grundton D – Extra Konzert“ in der Schinkelhalle.

Wen die „Rattenfänger“ vom Mückenheimer Trio aber nicht schon am Donnerstag für den Jazz begeistern können, dem bieten die Konzerte genug Anreize, in diesen faszinierenden, musikalischen Kosmos einzutauchen. Denn Jazz, egal in welcher Form, zieht immer.

Weitere Informationen zum Programmablauf und den Eintrittspreisen unter www.potsdamer-jazzfestival.de

Dirk Becker

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