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Kultur: Kein Buch über den Krieg

Militärhistorisches Handbuch für Brandenburg soll im Herbst 2005 erscheinen

Militärhistorisches Handbuch für Brandenburg soll im Herbst 2005 erscheinen Im Nuthe-Urstromtal sollte der erste Uranmeiler der Welt stehen. Dazu war Ende der 30er Jahre nahe dem Örtchen Gottow eine Versuchsstelle eingerichtet worden, in der Wissenschaftler an den Voraussetzungen für eine Atombombe arbeiteten. Die deutsche Kriegsniederlage verhinderte glücklicherweise den Erfolg. Wald überwucherte die geheimnisvollen Anlagen, bis sie Anfang des neuen Jahrtausends durch Veröffentlichungen – „Atomversuche in Deutschland“ von dem Potsdamer Autor Dr. Günter Nagel – ins Licht gerückt wurden. Informationen über die Versuchsstelle Gottow wird der Leser unter vielen anderen Stichworten im Ortslexikon als Bestandteil des Militärhistorischen Handbuchs für Berlin und Brandenburg finden, an dem im Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) der Bundeswehr in Potsdam gearbeitet wird. Die Herausgeber Kurt Arlt, der mit der Koordination beauftragt ist, sowie Dr. Wolfgang Petter und Dr. Frank Wernitz haben dafür eine schier unübersehbare Fülle von Informationen zu strukturieren, spielte der Raum Brandenburg mit Berlin mit dem Aufstieg Preußens zur europäischen Großmacht doch in der deutschen Militärgeschichte eine zentrale Rolle. Diese Zusammenhänge werden im allgemeinen Teil der Handbuchs erläutert, den Petter und Wernitz für die Zeitspanne bis 1945 bearbeiten. Für den Abschnitt bis 2000 konnten Fachleute des MGFA wie Dr. Torsten Diedrich (Militärgeschichte in der SBZ/DDR) und Oberst Dr. Winfried Heinemann (Berlin im kalten Krieg) und Generalleutnant a. D. Werner von Scheven gewonnen werden, der maßgeblich an der Überführung der NVA in die Bundeswehr beteiligt war. Für die fast 150 Beiträge des Ortslexikons ist Kurt Arlt auf Autorensuche gegangen. Inzwischen haben sich ehemalige Offiziere der Bundeswehr und der DDR-Volksarmee, Museumsmitarbeiter, Studenten und andere historisch Interessierte an die Arbeit gemacht. So schreibt beispielsweise der Museologe Hartmut Knitter über Potsdam und der Hobbyhistoriker Volker Schobeß u.a. über Lübben. Der Bogen spannt sich zeitlich von der jetzt als Museum nachgebauten Slawenburg Raddusch bis in die Gegenwart, in der Potsdam durch das Einsatzführungskommando der Bundeswehr und das MGFA seine Bedeutung als herausragender Militärstandort behauptet hat. In nahezu jeder größeren Stadt gab es eine Garnison, berücksichtigt werden müssen u.a. Befestigungswerke wie Peitz oder Burg Eisenhart, Kasernen wie die des IR 9 in Potsdam, Schlachtfelder von Dennewitz bis zu den Seelower Höhen, Übungsgelände wie die Döberitzer Heide, Rüstungsbetriebe wie Arado in Brandenburg und Babelsberg, die Militärarchitektur wie z.B. im Olympischen Dorf Elstal, Kriegsgräberstätten und -denkmale, Fliegerhorste und Bunkeranlagen wie die zuletzt durch das Kommando der NVA-Landstreitkräfte im Wildpark genutzte. Doch auch die Wohnstätten der Widerständler des 20. Juli 1944 und Bombardierungen wie der englische Angriff auf Potsdam am 14. April 1945 werden behandelt, denn die Publikation wird laut Kurt Arlt „kein Buch über den Krieg, sondern stellt die Verflechtungen zwischen Militär und Zivilgesellschaft dar“. In Kürze werden alle Beiträge vorliegen. Ihre Bearbeitung und Illustrierung sollen bis Mitte 2005 abgeschlossen werden, so dass das Handbuch im Herbst erscheinen kann. Es wird, erklärt Kurt Arlt, „im besten Sinne populär“ sein und nicht nur den Fachleuten Lesevergnügen bereiten. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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