Les petits Chanteurs de Monaco“ in Erlöserkirche: „Kleine Sänger“, große Begeisterung
Ein weißer Flügel im Altarraum, davor sitzt Chorleiter Pierre Debat und begleitet durchweg die „Les petits Chanteurs de Monaco“. Die Jungen stehen wie Zinnsoldaten vor ihm, Hände auf dem Rücken, kein Lächeln auf ihren Gesichtern.
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Ein weißer Flügel im Altarraum, davor sitzt Chorleiter Pierre Debat und begleitet durchweg die „Les petits Chanteurs de Monaco“. Die Jungen stehen wie Zinnsoldaten vor ihm, Hände auf dem Rücken, kein Lächeln auf ihren Gesichtern. Die Ernsthaftigkeit, mit der sie das Programm bestreiten, ist eben auch in ihrer Haltung zu erleben. Der Knabenchor wirkt bei seinem Auftritt in der Erlöserkirche am Freitag überaus diszipliniert und folgt dem Dirigenten stets und detailliert auf jede seiner Bewegungen.
Rund 30 seiner Sänger schickte der traditionsreiche Chor der Kathedrale des Stadtstaates auf Tournee, die sie in die nordischen Länder, in die Schweiz und nach Deutschland führen. Auch in Potsdam machen sie Station, initiiert von der Honorarkonsulin Barbara Zumbaum, tatkräftig unterstützt von der Direktorin des Hotels „Bayrisches Haus“, Gertrud Schmack, sowie vom Musik an der Erlöserkirche e.V.
Die hundertprozentige Präsenz des monegassischen Chores vom ersten Takt an überträgt sich unweigerlich auf die Zuhörer, die zahlreich gekommen sind. In dem satten und warmen Klang begeistern besonders die glockenhellen Sopranstimmen. Ein paar Männerstimmen mehr würden dem Chorklang jedoch eine ausbalanciertere Note geben. Die „Kleinen Sänger von Monaco“ stellen sich ganz und gar in den Dienst der Musik, singen souverän und haben nur ganz selten mit der Intonation zu kämpfen, vor allem dann, wenn tiefe Töne durchschritten werden müssen. Auch das bei jedem Stück begleitende Klavier konnte da leider nicht helfen. Überhaupt wäre es spannend gewesen, wenn Debat dem Knabenchor mehr Vertrauen geschenkt hätte und ihn auch a-cappella hätte singen lassen. So nervte die Klavierbegleitung hin und wieder durch ihr zu vordergründiges Auftrumpfen.Das Konzertprogramm in der Erlöserkirche, das wie ein bunter Sommerblumenstrauß zusammengebunden ist, zeugt vom breiten Repertoire des Traditionschores. Mit der sensiblen Interpretation von drei Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy, die auf Erbauung und innige Andacht bei den Zuhörern hoffen, begann der Programmreigen. Johann Sebastian Bachs berühmter Choral „Jesus bleibet meine Freude“ und Michael Haydns konzertante Vertonung des Magnificat folgen. Die Messe Basse von Gabriel Fauré wirkt trotz ihres hochromantischen Gestus kühl und distanziert. Die jungen Solisten, die in der Messe reichlich zu tun haben, bestechen dabei durch einen zarten und innigen Vortrag. Dass der Cellist Pablo Casals auch komponierte, dürfte für viele eine Neuigkeit sein. Sein umfangreiches und noch unbekanntes uvre umfasst auch Chorwerke, von denen die Monegassen ein „Nigra sum“ singen, ein Stück, das so manche spannende harmonische Wendung bietet. Ein temperamentvolles Volkslied aus der Heimat des Knabenchors und vier französische Chansons, die ein Hohelied auf die Liebe singen oder die Schönheiten von Paris preisen, beenden das beeindruckende Konzert. Mit viel sängerischem Können, genügend Einfühlungsvermögen und einer Portion mehr Lockerheit als zuvor wissen die „Kleinen Sänger“ die rustikalen Tanzrhythmen, die melodischen Schönheiten, die kunstvollen Phrasierungen oder die französische Lebensfreude zu Gehör zu bringen. Nun schwebt auch ein kurzes Lächeln über das Gesicht der Sänger. Sie spüren, dass ihr Singen große Freude bereitet hat. Klaus Büstrin
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