zum Hauptinhalt

Kultur: „Könige von Gottes Gnaden“

Potsdamer Pomologische Geschichten im vacat verlag: Melonen

Stand:

Potsdamer Pomologische Geschichten im vacat verlag: Melonen Von Klaus Büstrin Nun sind die Melonen an der Reihe. Der vacat verlag, der in der Landeshauptstadt beheimatet ist, hat das dritte Buch mit seinen Potsdamer Pomologischen Geschichten ediiert. „Die Melonen der Monarchen“ nennen die Autoren Martina Heilmeyer, Clemens Alexander Wimmer und Gerd Schurig das von Betina Müller wieder mit vielen historischen Bildern edel ausgestattete Buch. Die Pomologische Reihe – eine Aufarbeitung von Kulturgeschichte der besonderen Art – begann mit Kirschen und Äpfeln, soll nach den Melonen mit Birnen weitergeführt werden. Fast immer auf Betreiben der brandenburgisch-preußischen Herrscher wurde das Obst auf märkischem Sand verbreitet. Friedrich der Große muss die Melonen sehr gemocht haben. Schon als Kronprinz ließ er in seinem Neuruppiner Amaltheagarten dieses Obst anbauen. „ ... ich brenne vor Ungeduld, meinen Weinberg, meine Kirschen und Melonen wiederzusehen“, schrieb er in einem Brief. In einem Schreiben, das der König an seinen ehemaligen General Heinrich August de la Motte Fouqué schrieb, heißt es: „Ich habe Ihnen zwar einen Arzt geschickt, da ich aber weiß, dass Sie sich dessen nur so obenhin bedienen, so übersend“ ich Ihnen Melonen, mein lieber Freund! die vielleicht mehr nach Ihrem Geschmack seyn werden.“ Dazu schickte Friedrich seinem kranken Freund und Offizier zwei Melonen nach Brandenburg an der Havel mit. In Sanssouci, das ja neben einem Ziergarten auch einen Nutzgarten hatte, wurden die Terrassenstufen auch für den Melonenanbau genutzt. Später wurde er - noch unter Friedrich II. - unterhalb des Schlosses Sanssouci, westlich des Hofgärtnerhauses, eingerichtet. Das Areal nennt man seitdem Melonerie. Im Jahre 1777 wurden 60 südamerikanische Melonenbäume (Carica papaya) gekauft. Sie „lebten“ in den Orangeriehäusern Friedrichs. Dass der König eine besondere Vorliebe für Melonen hegte, kann man auch in der Innenarchitekur des Weinbergschlosses Sanssouci erleben. Besonders im Voltairezimmer sieht man wunderbar gestaltete Wanddekorationen. Blumen- und Traubengirlanden, Äpfel, Birnen, Vögel und dazu Melonen ergeben Stilleben von hohem künstlerischen Wert. Auch Friedrichs Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., forderte ständig gute Melonen, wie Gartendirektor Johann Gottlob Schulze schrieb. Bei dem geringsten Mangel wurden „Majestät sehr ungnädig“. Die Familie Krutisch waren in Sanssouci als erfolgreiche Melonenbauer tätig, bis 1833. Danach wurde Eduard Nietner Chef der Melonerie. Seine Früchte sollen besonders groß und schmackhaft gewesen sein. Sie wurden mehrfach ausgezeichnet. Auch andere Mitglieder der Familie Nietner beschäftigten sich intensiv mit dem Melonenanbau. Die Autoren führen mit leichter Hand in die Geschichte der Frucht ein, die schon im Alten Testament vorkommt. Das Volk Israel fand bei seiner Flucht aus Ägypten reichlich Melonen vor. In ägyptischen Gärten wurde dieses Obst immer angebaut. Auch die antiken Dichter und Philosophen, beispielsweise Plinius, erwähnen in ihren Werken häufig die Frucht. Die Römer führten die Melonen in Deutschland ein und um 800 forderte Karl der Große, dass man sie in den Gärten anpflanze. „Melonen sind die Könige von Gottes Gnaden unter allen Früchten dieser Erde“, heißt ein altes Sprichwort. Das Beste ist, man probiert sie wieder einmal. Die Rezepte im Buch, teilweise aus dem Mittelalter, verheißen einen köstlichen Genuss. Die Melonen der Monarchen, vacat verlag Potsdam, 15 Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })