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Kultur: Können, Aussehen, Stilgefühl, Wissen

Der Schauspieler Horst Drinda starb im Alter von 77 Jahren

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Der Schauspieler Horst Drinda starb im Alter von 77 Jahren „Hätte man hierzulande gewusst, was Film wirklich bedeutet, hätte man für diesen jungen Mann eine Rolle nach der anderen schreiben lassen müssen. Er brachte mit, was das Publikum erwartete: Können, Aussehen, Stilgefühl, Wissen. Er kannte die Spannungen der Zeit, hatte sich einen Standpunkt erworben. Aber alles was nach ,Starwesen“ aussah, war verpönt“, schrieb der Regisseur Günther Rücker über den Schauspieler Horst Drinda, der am Montag im Alter von 77 Jahren in Berlin starb. Drinda war einer der populärsten Darsteller zu DDR-Zeiten, im Film, im Fernsehen und auf der Bühne. Er gehörte viele Jahre zum Ensemble des Deutschen Theaters Berlin, spielte bei Regisseuren wie Wolfgang Langhoff oder Benno Besson. Unvergessen ist seine Darstellung des Orest in Goethes „Iphigenie auf Tauris“ neben Inge Keller, Otto Mellies und Wolfgang Langhoff. Er verstand, Goethes Texte hinreißend zu sprechen, von einer Einfachheit, als ob sie uns täglich begegnen, doch immer mit großer Kultur. Das Tragische in den Rollen eines Don Carlos, Max Piccolomini (Wallenstein) oder der Hamlet waren genau so seine Sache wie das Komödiantische der Bürgermeister-Rolle in Jewgeni Schwarz“ Märchenkomödie „Der Drache“, die mit über 700 Aufführungen eine fast unendliche Geschichte im europäischen Theaterleben schrieb. Dem Deutschen Theater war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine hauseigene Schauspielschule angeschlossen. Horst Drinda, der gelernte Flugzeugbauer, besuchte sie und konnte auch gleich auf der Bühne des berühmten Hauses debütieren. 1948 entdeckte ihn die DEFA. Zunächst wurde er in satririschen Kurzfilmen eingesetzt. 1955 bot man ihm die erste große Filmrolle an, in der sozialistischen Heimatschnulze „Einmal ist keinmal“, mit der Konrad Wolf debütierte. Den großen internationalen Erfolg konnte Horst Drinda an der Seite von Sonja Sutter in dem Film „Lissy“, Regie führte ebenfalls Konrad Wolf, erringen. Der Schauspieler zeigte ein treffendes Porträt eines ganz normalen Bürgers in den dreißiger Jahren, einen „unpolitischen Menschen“, der den Faschismus erst möglich machte. Im Jahre 1971 wurde er Ensemblemitglied des DDR-Fernsehens. Dessen Leitung übertrug ihm viele Rollen, zumeist große. Er spielte unter anderem den Verleger Axel Springer, der, als er den Film sah, gesagt haben soll: „Ich habe gestaunt, dass die für meine Rolle so einen gutaussehenden Schauspieler genommen haben“. Der Berliner Horst Drinda war der preußische General Scharnhorst und vor allem der smarte Kapitän Karsten. Und aus diesem Neunteiler „Zur See“ kannten ihn Millionen ostdeutscher Fernsehzuschauer. Vor der Wende habe er „wahnsinnig viel“ gearbeitet, sagte Drinda. In der Nachwendezeit ging es ruhiger zu. Das Gefühl, vorzeitig „in die Rente abgeschoben“ zu sein, kam bei ihm nicht auf. Er spielte in Bern oder am Berliner Schloßpark-Theater. Zu dem knapp Dutzend Filmen nach der Wende gehörten die TV-Serie „M.S. Königstein“ und der Krimi „Stubbe und das Kind“. Mit Iris Berben stand er in „Verliebte Feinde“ vor der Kamera. Horst Drinda gehörte zu den wichtigsten Schauspielern der ehemaligen DDR – ein unvergesslicher Mime. Viele seiner Filme, in denen er mitwirkte, bleiben unvergessen. Klaus Büstrin

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