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Von Almut Andreae: Kontaktbörse Kunst

Besuch in Offenen Ateliers hielt sich weitgehend in Grenzen

Stand:

Bunte Kringel, schnelle Lichtwechsel versprühen wie von Zauberhand ein Feuerwerk an eine fensterlose Hausfassade. Potsdam am bereits tiefdunklen Spätnachmittag des 1. Advent. Eine Traube Schaulustiger hat sich im Hinterhof des Bildhauerateliers von Marcus Golter eingefunden. Für etwa zehn Minuten ist Dieter Puntigam, Künstler, gebürtig aus Graz, der Zeremonienmeister. Die munteren Kringel, die im Großformat über die Hauswand flirren, zeichnet der Lichtperformer mit geschickter Hand auf ein Drawing Pad. Linkerhand wird das Ganze fachmännisch geregelt und dann, untermalt von gedämpfter Trommelmusik und zirpender Stehgeige, auf eindrucksvolle Weise in die Dunkelheit hineinprojiziert. Gastgeber Marcus Golter stellte gemeinsam mit acht weiteren Künstlerinnen und Künstlern, darunter Gästen aus Halleander Saale, Bilder, Skulpturen und Keramik aus.

Morgens hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs als Schirmherr der „Offenen Ateliers“ hier, in der Jägerstraße 7, den Tag offiziell eröffnet. Seitdem riss der Andrang interessierter Besucher und befreundeter Künstler in die Gemeinschaftsausstellung „Neue KunstKammern Potsdam“ kaum ab. Nicht ganz so überwältigend sah es derweil an einigen anderen Kunststationen aus, wo es in gleicher Weise am Sonntag von 11 bis 18 Uhr hieß „Reinschauen erwünscht!“ Im Luisenforum lockte der Berufsverband der Bildenden KünstlerInnen in Brandenburg in seiner Produzentengalerie M zum alljährlichen Weihnachtsmarkt mit durchaus erschwinglichen Originalen, von denen dann aber auf Anhieb doch keines so ohne weiteres über die „Theke“ ging. Dass die Leute sehr genau auf den Preis achten und mit Käufen sehr zurückhaltend sind, gehört zu den Erfahrungen, die an dem Tag für viele Anbieter nicht ausbleiben. Besonders entspannte Gesichter auf der Seite der Gastgeber waren dort zu erleben, wo sich viele zusammengetan hatten.

Geballte Kunst an einem Ort oder unter einem Dach zieht bei den Konsumenten nun mal besonders gut. Von daher sind beispielsweise trotz seiner Randlage in Potsdams äußerstem Norden gut und gerne 250 Besucher aus Potsdam, Berlin und dem Havelland zum Neuen Atelierhaus Panzerhalle geströmt. Zwar war die Sache mit dem Kunstverkaufen eher eine Angelegenheit „unter ferner liefen“, doch wurden die guten Gespräche zwischen Künstlern und Besuchern unisono als gelungen erlebt. Eine Verlosungsaktion der Künstlerin Beret Hamann mit „Habselig-(keiten)-Socken“ griff das Thema Kunst und Konsum, Überraschen und Schenken ideenreich auf. Stocken besticken inmitten der im Foyer zu erlebenden Gemeinschaftsschau „stocking fillers“ (Geschenkfüllsel für den Weihnachtsstrumpf) war hier ein weiteres unterhaltsames Angebot, selbst zu Nadel und Faden zu greifen. Im übrigen galt hier wie auch sonst in der Stadt: Die Offenen Ateliers sind nicht nur für die Begegnung zwischen Künstlern und Nichtkünstlern, sondern auch für Künstler, die an solch einem Tag zuhauf aufeinander treffen, ein nicht zu unterschätzendes Stimulanz für Kontakte und neue Projektideen.

Von daher ist es gut und wichtig, dass die „Offenen Ateliers“ auch künftig mit zwei Terminen pro Jahr auf der Kultur-Agenda der Stadt Potsdam fest verankert bleiben. Dennoch kann nicht verschwiegen werden, dass einige Ateliers und Kunstvereine trotz interessanter Angebote eher wenig Besucherzuspruch hatten. Liegt das möglicherweise an der Wahl des Termins? Das Argument, das in der Adventszeit Kunst eher gekauft wird, hat – so jedenfalls die Erfahrung des Tages – scheint''s ausgedient, um den Advent als geeignetes Zeitfenster für die Offenen Ateliers auf Dauer zu rechtfertigen.

Von daher wäre dieser Termin mit Blick auf das nächste Jahr noch einmal neu zu überdenken. Weder den interessierten Besuchern noch den KünstlerInnen, Vereinen und Galerien ist am Ende damit gedient, wenn angesichts des Überangebots an Veranstaltungen im Advent die Offenen Ateliers am Ende stellenweise ins Leere laufen. Dem Brandenburgischen Kunstverein fehlten zur angekündigten Kunstdiskussion zu bester Nachmittagszeit schlicht und ergreifend die Gäste und im Bildhaueratelier Philipp von Appen machte sich, aus welchen Gründen auch immer, vorübergehend sogar der Hausherr selber rar.

Und dennoch: Die an zahlreichen Kunstorten bereits am Nachmittag bis auf den letzten Krümel abgegrasten Kuchen- und Keksteller waren schlagender Beweis dafür, dass das Angebot, die Leute mit Kunst und anderen Köstlichkeiten in die Ateliers zu ziehen, eine Sache ist, für die es ganz offenkundig zahlreiche dankbare Abnehmer gibt.

Almut Andreae

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