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Kultur: Kopf-OP

Endlich ist Geld da: Die beschädigte Skulptur „Nach Vorn“ wird saniert

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Die Geschichte von Holofernes, dem von Judith geköpften General, kommt in Erinnerung. Auch die von Alejandra Ruddoff für ihre Skulptur „Nach Vorn“ geschaffene Männerfigur wurde enthauptet. Im August. Allerdings traf hier einen völlig Unschuldigen das „Rachemesser“. Sein Kopf wurde auch nicht anschließend als Trophäe zur Schau gestellt, sondern – nachdem man ihn noch weiter verstümmelt hatte – einfach ins Gebüsch geworfen. Dort fand ihn durch Zufall am 28. September der Anwohner Michael John: auf den Tag genau drei Jahre nach dem Aufstellen der Plastik an der Auffahrt zur Humboldtbrücke . Er übergab ihn der Polizei.

Dank eines Förderbescheids über 9000 Euro aus Lottomitteln, den gestern Verkehrsminister Frank Szymanski am Tatort an die Initiative „Pro Schiffbauergasse“ übergab, kann nun die chilenische Bildhauerin den Kopf neu modellieren und wieder aufsetzen. Diesmal fester.

Das Geld ist ausreichend, um zugleich die bereits recht angegriffene Oberfläche aus Epoxidharz, die mit silberner Metall-Schuppenpanzer-Farbe gestrichen ist, zu sanieren. Am Montag geht „Nach Vorn“ in die Werkstatt: ins Atelier im Künstlerzentrum in der Puschkinallee. Dort wird Alejandra Ruddoff die Haut wieder glätten. Mitte Januar kehrt die Skulptur an ihren angestammten Platz zurück. Vorläufig. Denn sie ist eigentlich nur das Modell für eine Gussform, deren Vollendung noch aussteht. Vorgesehen ist in etwa ein, zwei Jahren eine Plastik aus einer Kupferlegierung. Wie teuer dieses Vorhaben werden könnte, sei noch offen, sagte gestern der Standortbeauftragte der Schiffbauergasse, Martin Schmidt-Roßleben. Aber eine fünfstellige Summe, „ganz weit oben“, müsse schon ins Auge gefasst werden. Dafür werden nun Sponsoren gesucht.

Unterstützt wird das Vorhaben auch von der chilenischen Botschaft, und falls die Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachelet bei der zweiten Wahlrunde am 15. Januar den Sieg davon tragen sollte, wird sie auch nach Potsdam kommen, um der Skulptur ihre Aufwartung zu machen. Schließlich ist Michelle Bachelet mit der Stadt verbunden, in der sie nach dem Sturz von Allende für mehrere Jahre Exil fand, erzählt Alejandra Ruddoff. Aus Chile könnte unterstützend auch das Kupfer kommen, so ihre Hoffnung.

Für Frank Szymanski setzt die Reparatur des Kunstwerks auch ein Zeichen gegen Vandalismus. Zugleich sei die finanzielle Unterstützung ein Dank für bürgerschaftliches Engagement. „Nach Vorn“ wurde von der Initiative „Pro Schiffbauergasse“ als Wahrzeichen für den neuen Kultur- und Gewerbestandort angeregt und soll auch für die Entwicklung der Stadt stehen, so Jochim Sedemund, dessen Verein „Kult Brain“ selbst 3000 Euro beisteuert.

Für Szymanski gehört die Skulptur mittlerweile fest zum Stadtbild: Sie sei von den Potsdamern angenommen worden: Brautpaare, Schulklassen und Touristen lassen sich davor fotografieren. Er selbst fahre oft die Nuthe-Schnellstraße entlang: „Die Skulptur ist mir lieb geworden. Sie zeigt Bewegung und ist Sinnbild für die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft.“ Heidi Jäger

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