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Am Bassinplatz. Eines der Aquarelle von Valerie Wolffenstein, die jetzt dem Potsdam Museum gehören.

© POTSDAM MUSEUM

Valerie Wolffenstein im Potsdam Museum: Kriegssommer in Aquarell

Die Berliner Künstlerin Valerie Wolffenstein verbrachte während des Ersten Weltkrieges viel Zeit in Potsdam und hielt die Stadt in Bildern fest. Zwei davon gehören jetzt dem Potsdam Museum.

Potsdam - Der Bestand des Potsdam Museums hat einen Neuzugang zu feiern: Wie das Museum am Dienstag (30.11.) mitteilte, befinden sich nun zwei Werke von Valerie Wolffenstein in der Sammlung - die ersten aus dem Werk der Berliner Künstlerin. Geboren 1891, verbrachte sie in den Kriegssommern 1915 und 1916 viel Zeit in der Potsdamer Villa eines befreundeten Offiziers. Währenddessen entstanden die Arbeiten.

Andrea und Valerie Wolffenstein zusammen mit Gertrud und Elisabeth Schiemann (v.l.) im Sommer 1965 in Berlin.
Andrea und Valerie Wolffenstein zusammen mit Gertrud und Elisabeth Schiemann (v.l.) im Sommer 1965 in Berlin.

© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Früh gefördert, vor den Nazis versteckt

Anlass für den Neuerwerb ist der 130. Geburtstag Wolffensteins. Dass es Fotos von ihr gibt, die sie 1965 glücklich lachend als betagte Frau zeigen, ist alles andere als selbstverständlich. Sie wuchs in einer jüdischen Familie in christlich geprägtem Umfeld auf und bekam bereits 1902 privaten Zeichenunterricht. Nach dem Tod ihres Vaters musste sie ab 1919 finanziell auf eigenen Beinen stehen. Als Jüdin war sie nationalsozialistischer Verfolgung und damit einhergehender Arbeitslosigkeit ausgesetzt. Kurz vor ihrer drohenden Deportation gingen sie und ihre Schwester in den Untergrund.

Nur durch das mutige Handeln vieler Berliner:innen konnten sie und ihre Schwester vor dem Zugriff der Geheimpolizei der Nazis bewahrt werden. Kurz nach Kriegsende 1945 brachte sie ihre Erinnerungen im Eigenverlag heraus. Ihr Leben und Überleben sei auch ein Beispiel dafür, „wie deutsche Menschen in vollem Bewusstsein der ihnen drohenden Gefahr sich für Juden eingesetzt und sie gerettet haben“, schrieb sie damals. 

Bekenntnis zu Weltoffenheit

Der Potsdamer Bauhistoriker und Denkmalpfleger Norbert Blumert hatte 2010 die beiden Aquarelle wiederentdeckt und den Ankauf durch das Potsdam Museum angeregt. Öffentlich hatte zuletzt der Potsdamer Medienunternehmer Kai Diekmann auf Wolffensteins Potsdam-Werke aufmerksam gemacht. Kulturbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos) sagte zu dem Ankauf der Aquarelle, er stehe auch für „das Bekenntnis unserer heutigen Zivilgesellschaft zu religiöser Toleranz, Weltoffenheit und einer lebendigen Erinnerungskultur“.

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