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Kultur: Kuckucksbrut

Peter Abraham liest heute im Literaturladen Wist

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Diese Suche hat es in sich und sorgt für manche Überraschung. Als Ernst Kästner, gerade sieben Jahre alt, zusammen mit seiner Mutter im Berlin der 1930er Jahre in die Kohlenhandlung in ihrer Straße ging, um Briketts zu bestellen, glaubte er endlich gefunden zu haben, was er ständig suchte: seinen Vater. Auf dem Emailleschild, das für die Kohlenhandlung wirbt, sind kleine Flammenteufel zu sehen. Also rechnete der siebenjährige Ernst mit einer entsprechenden unheilvollen Begegnung. Doch seine sorgenvolle Frage beantwortete Frau Wilke, Betreiberin des Kellergeschäfts für Brennmaterialien, mit einem Lachen und einem Fingerzeig auf ihren Mann, der unterm Kohlenkarren schnarcht. „Dort liegt der Teufel, besoffen wie eine Radehacke“, sagte Frau Wilke. „Er hat nur Schnaps und Weiber im Kopf.“ Dass Ernst Kästner nun ausgerechnet im Kohlenhändler Wilke, der „gruselig verschmiert“ und fluchend seinen Schlafplatz verlässt, seinen Vater zu erkennen glaubt, sorgt für entsprechende Verwirrung und Briketts, die zu Wurfgeschossen umfunktioniert werden.

In „Kuckucksbrut. Roman einer Suche“ erzählt Peter Abraham die Geschichte von Ernst Kästner. Eine Geschichte von Irrungen und Verwirrungen in der großen Lebenslüge, in die sich Kästner verstrickt. Heute stellt Abraham seinen Roman in Potsdam vor.

Der Autor Abraham ist vor allem in der DDR durch seine Kinder- und Jugendbücher bekannt geworden. Der 1936 in Berlin-Neukölln Geborene hat unter anderem „Kolumbus auf der Havel“ und „Das Schulgespenst“ geschrieben. Mit „Kuckucksbrut“ hat sich Abraham in das „ernste“ Fach begeben und einen Entwicklungs- und Verwicklungsroman um seinen Antihelden Ernst Kästner geschrieben. Die Kindheit in Berlin, die ständigen Gängeleien, weil er ohne Vater aufwächst, die Zeit im Dritten Reich und der jungen DDR, ein Leben, das Ernst Kästner nicht passen, nicht gefallen will und das er sich dann seinen Vorstellungen entsprechend zusammen lügt und fügt. Dirk Becker

Peter Abraham liest heute, 20 Uhr, im Literaturladen Wist, Brandenburger/Ecke Dortustraße. Der Eintritt kostet 5, ermäßigt 4 Euro.

Dirk Becker

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