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Kultur: Kunst als Werbespot

Die Neuzugänge im Künstlerverband: eine Ausstellung in der Produzentengalerie „M“

Stand:

Über 260 Mitglieder hat der Brandenburgische Verband Bildender Künstlerinnen und Künstler, und im letzten Jahr kamen weitere 27 dazu. Von diesen stellen zurzeit 22 in der kleinen Galerie des BVBK aus. Jeder hatte einen Quadratmeter zur Verfügung, und den haben die Kreativen unterschiedlich genutzt. Auf den ersten Blick wirkt die Ausstellung harmonisch, keines der Stücke fällt „aus dem Rahmen“, aber bei näherem Hinsehen kann man sich vor unterschiedlichen Handschriften kaum retten. So hat denn auch diese Ausstellung ein großes Stück Beliebigkeit, aber vielleicht kann ein Verband, der die Interessen Vieler zu berücksichtigen hat, auch gar nicht anders.

Die Altersspanne der Neuzugänge umfasst die Jahrgänge von 1938 bis 1974. Vierzehn Frauen und acht Männer teilen sich die kleine Ausstellungsfläche. Die Schwitters-Hommage des 1938 in Hamburg geborenen Jürgen Mau bildet dabei formal und inhaltlich eine große Ausnahme: In Öl bietet er ein kleinformatiges „äußeres“ Porträt des offensichtlichen Vorbilds, und daneben hängt das „innere“, eine abstrakte hellblaue Fläche, in der orange und weiße Streifen versuchen, das vermutete Innenleben des Dadaisten, wiederzugeben. Wer weiß, was Schwitters davon gehalten hätte. Eine unscharfe „Situationsfotografie“ und ein davor auf einem Sockel stehendes Gestell, das an die „Flaschentrockner“ von Marcel Duchamp erinnert und in das ein paar Gegenstände gelegt wurden, komplettieren diese künstlerische Aussage. Gleich links daneben frappiert eine hypermoderne, aus grauen, schwarzen und weißen Miniquadraten bestehende, „Metaphernmaschine“, die vor dem betrachtenden Auge flimmert. Das Acryl-Gemälde stammt von Björn Raupach, der 1971 in Schwedt geboren ist. Auf der anderen Seite gesellt sich die „Laternenliebe“ von Roland Krüger (1974 in Dresden geboren) in die heterogene Runde, seine Laternen verbiegen sich ziemlich in den bunten Ölfarben, um sich zu lieben. Benjamin Ortleb (1965 in Berlin geboren) setzt einen Riesenfelsen in seinem Ölbild auf eine Straße, die Szenerie mutet wie aus einem Science-Fiction-Film an. Daneben aber schwelgt Oda Schielicke (1951 in Potsdam geboren) mit einem großen fröhlichfarbigen Blumengebinde vor einem ebenso fröhlichen Schloss Sanssouci. Was will man sich da noch sorgen!

Aber gleich wird es mit „Zwei Krieger“ von Karsten Kelsch, der 1962 in Hoyerswerda das Licht der Welt erblickte, wieder realitäts- und geschichtslastig, allerdings erkennt man die Krieger kaum in dem pastos gearbeiteten Gemälde.

In der Mitte des Raumes stehen die dreidimensionalen Arbeiten ebenso unvermittelt nebeneinander, wie die Bilder hängen: Eine „Zisterne“ aus Beton zeigt ihren mittigen Turm (von Anna Arnskötter), da kann sich die Stahlschmiedearbeit von Gregor Kampitz daneben noch so „Wind-Ig“ im Winde wiegen, wie sie will, die Betonarbeit bleibt bei ihren gegossenen Formen.

Doch die Schwämme „ohne Titel“ von Heinz Dreckmann, konstruktiv miteinander kombinierte farbige Topfreiniger, hängen soft an der Wand – und das Durcheinander von Stilen und Handschriften scheint sie nicht weiter zu bekümmern. Frieda Knie steuert vier Frauenporträts bei, Afrika, Persien, Afghanistan und Indien hängen in quadratischen Rahmen neben- und übereinander, das heißt zwar Begegnung, aber die Frauen bleiben jede für sich allein. Immerhin der Versuch einer Reflektion des – aus europäischer Perspektive – unterdrückten Frauenlebens.

So viel schon im einen, kleinen Raum, und noch viel anderes im nächsten. Wie soll das ein Mensch zusammenbringen, will er nicht nur oberflächlich Farben und Formen in seinem Gehirn kombinieren? Schön sind die beiden „drain“ genannten Arbeiten von Ingrun Junker, poetisch muten sie an und haben eine starke Präsenz; schmal und hoch ragt die „Sonnentreppe“ von Angela Benrath in die Höhe, „Zwei Köpfe“ von Annette Tucholke schmiegen sich in Holz und Eisen aneinander, intensiv sind die Lanzarote-Impressionen von Irene Anton, merkwürdig halbseiden wirkt die Gesellschaftskritik von Sabine Drasen, die wie eine „Tafel“ daherkommt, aber die Nomenklatur des Window-Fensters hat und als große blaue Fläche an der Wand hängt wie ehemals die Landkarten, die in der Grundschule benutzt wurden .... und es gibt noch weitere Arbeiten.

Wer gerne schnell Werbespots an sich vorbeiziehen sieht und das als adäquate Rezeptionshaltung für zeitgenössische Kunst versteht, ist in dieser Ausstellung sicher richtig. Die anderen werden ihre Schwierigkeiten damit haben.

Bis 20.April, Mi-Fr. 11 bis 17, Sa/So. 11 bis 18 Uhr, Hermann-Elflein-Str. 18.

Lore Bardens

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