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Kunst im öffentlichen Raum: Kunst am Wasser

Im Sommer soll der Skulpturenpfad entlang der Havel mit zwei Leihgaben eröffnet werden. Die ersten beiden Kunstwerke, zwei Stahlplastiken, sind aus der internationalen Liga, zwölf weitere sollen noch hinzukommen.

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„Walk of Modern Art“ wird er heißen, der Skulpturenpfad der Landeshauptstadt, der in diesem Sommer seinen Anfang findet. Es geht also um Weltläufigkeit und nicht um eine Nabelschau, selbst wenn Werke hiesiger Künstler durchaus integriert werden sollen. Die ersten beiden Kunstwerke sind indes aus der internationalen Liga und wurden von der Vorsitzenden des ehrenamtlichen Projektbeirats für Kunst im öffentlichen Raum, Jutta Götzmann, am gestrigen Donnerstag der Presse vorgestellt.

Jörg Plickats 5,50 Meter hohe Stahlplastik „Ambos Mundos“ (1999) könnte ihren Platz auf der Wiese hinterm Potsdam-Museum am Alten Markt finden. Rudolf Valentas „Großer Fibonacci“ (1993) aus Edelstahl, der in filigraner Geometrie 3,80 Meter aufragt, ist vor dem Museum Fluxus+ in der Schiffbauergasse geplant. Der 1929 in Prag geborene Valenta, der heute in Berlin lebt, ist ebenso wie Plickat in Potsdam kein Unbekannter mehr. Valenta stellte mehrfach hier aus, zuletzt im „KunstHaus“. Plickat, Jahrgang 1954, der in Kiel arbeitet und eine Gastprofessur in China hat, zeigte seinen „Ambos Mondos“ 2012 in der Sprotte-Stiftung Bornstedt. Von ihm sind bereits 50 Arbeiten im öffentlichen internationalen Raum präsent.

14 Standorte weist dieser Kunstpfad aus, der sich weitgehend am Wasser entlangschlängeln und die beiden Kulturstandorte Schiffbauergasse und Alter Markt verbinden soll. Jahr für Jahr, so die Hoffnung, wird er mit weiteren Kunstwerken der verschiedensten Art bestückt, darunter vielleicht ein schwimmendes Objekt vor der Seebühne am Hans Otto Theater, eine Lichtinstallation unterhalb der Humboldt-Brücke, ein Pavillon an der Kellertorbrücke am Ende des Stadtkanals, liegende Kleinplastiken an der Böschung der Alten Fahrt. Es gibt bereits sehr konkrete Ideen seitens des sechsköpfigen Beirats, in dem auch Renate Grisebach, die Vorsitzende vom „KunstHaus“ Potsdam, der Bildhauer Volker Bartsch und die Galeristin Isolde Nagel mitwirken. Zudem hat der Beirat für die Auswahl der beiden ersten Kunstwerke externe Berater hinzugezogen.

„Wir wollen in unserem Freilandmuseum Potsdam moderne Akzente setzen“, sagte die Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski. Es wird also nicht auf Potsdamer Kunstwerke aus DDR-Zeiten zurückgegriffen, sondern auf die aktuelle Kunst geschaut. Allerdings verfügt Potsdams Stadtkasse nicht über den Etat, um in der prominenten Szene auch finanziell mitreden zu können. Deshalb setzt die Kulturbeigeordnete erst einmal auf Leihgaben. Für drei Jahre wären die beiden ersten Künstler bereit, ihre Skulpturen im Stadtraum kostenlos zu präsentieren. Götzmann hofft, dass sich in dieser Zeit Sponsoren für die Objekte finden. Denn am besten lässt sich für Kunst werben, wenn man sie auch zeigt. Der Transport und das Aufstellen, jeweils mit etwa 3 000 Euro veranschlagt, könnte für die Valenta-Skulptur zum Beispiel aus dem Marketingetat der Schiffbauergasse kommen, der sich auf 100 000 Euro beläuft. „Wir müssen zeigen, dass es uns ernst ist, denn diese Künstler warten nicht auf Potsdam. Der Beirat hat jenseits bürokratischer Strukturen einen Plan vorgelegt, und wir hoffen nun auf die politische Zustimmung“, so Magdowski. Sollten sich keine Käufer für die Kunstwerke finden, werden sie nach der Leihfrist sicher durch andere ausgetauscht werden müssen.

Mit diesem „Walk of Modern Art“ sollen Plätze der Begegnung geschaffen werden. Damit wird auch an eine Tradition aus DDR-Zeiten angeknüpft. „Damals hatte Kunst im öffentlichen Raum eine große Bedeutung. Die Bauherren mussten ein Prozent ihrer Bausumme in Kunst am Bau investieren. Das ist 1989 weggebrochen“, so Jutta Götzmann. Der „Walk of Modern Art“ will nicht nur zwei Kulturstandorte, sondern auch regionale, überregionale und internationale Kunst verbinden. Künstler können sich mit ihren Arbeiten bewerben. Sie müssen dabei das Thema „Weg, Wasser, Landschaft“ aufgreifen und zudem in einem Material arbeiten, das für den Außenraum geschaffen sei, sodass keine Folgekosten entstehen, betonte Götzmann.

Auch ein Bildhauersymposium schwebt dem Beirat vor, dessen Sieger dann ebenfalls einen der 14 Standorte – fünf davon in der Schiffbauergasse – bespielen könnte. 12 der Orte sind in städtischer Hand, zwei in privater, darunter die Freifläche vor der Seniorenresidenz an der Freundschaftsinsel. Die wäre ein geeigneter Platz für kleinere und mittlere Objekte. „Wir müssen genau schauen, welche Größe und welche Art von Kunst die jeweiligen Standorte zulassen, auch wie sie anfahrbar sind und welche Bodenbeschaffenheit sie aufweisen“, sagte Jutta Götzmann. Einige Orte befinden sich noch in der Entwicklung, versprechen aber, äußerst attraktiv zu werden, wie die Nordseite am Stadtkanal.

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