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Kultur: Künstlerauflauf

80 Künstler bieten vom 16. bis 18. November auf der zweiten Messe ART Brandenburg ihre Arbeiten feil: diesmal in der Schiffbauergasse

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Nicht jeder gute Künstler ist auch ein guter Verkäufer. Doch Klappern gehört längst auch zum Kunst-„Handwerk“. Und um dieses Klappern so laut und vernehmlich wie möglich zu gestalten, hat sich der Brandenburgische Verband Bildender Künstler (BVBK) mit der Messe Potsdam zusammengetan, um volltönig potentielle Käufer hellhörig werden zu lassen. So steht also Mitte November zum zweiten Mal die ART Brandenburg ins Haus: Diesmal in der Schinkelhalle und im Kunstraum, dem Baustellenflair ringsherum selbstbewusst trotzend.

80 Künstler werden sich auf 60 Messestände verteilen, den Skulpturen sind zwei extra Bereiche zugedacht. Gestern schauten sich bereits zahlreiche Aussteller die Räume an, um sich gedanklich in ihren Kojen, für die sie eine Gebühr von 200 Euro bezahlen, einzurichten.

Egon Wrobel will einen Hauch Pompeji in die Schiffbauergasse bringen: Seine Keramikskulpturen mit Gold und Freskenmalerei sollen die Illusion nähren, wie die versunkene Stadt einmal ausgesehen haben könnte. Auch Helme und Visiere stellt er aus: „Sie sollen von der kriegerischen Haltung der Römer, die Pompeji einst besetzt hielten, erzählen.“ Wrobel ist ART-Einsteiger. „Ich habe mich aber bei der ersten Messe im Filmpark Babelsberg umgeschaut und fand es gut. Da ich in Potsdam lebe, möchte ich nun auch mit dabei sein.“ Und auch seinen Galeristen aus Venedig hat er dazu eingeladen.

Sinnliche Damen aus Bronze und Papier zeigt Christina Sustersic, die ansonsten in der Galerie Benkert 16 ihre Skulpturen feil bietet. Um die Zuschauer besser einzubinden, wird sie vorführen, wie sie ihre Masken fertigt. Bettina Schilling kommt vom Atelierhaus Panzerhalle, das allerdings inzwischen in eine ehemalige Schule in der Waldsiedlung von Groß Glienicke zwangsumgesiedelt wurde. Den Namen tragen die Künstler als eingeführtes Markenzeichen weiter. „Wir werden uns diesmal aber nicht als Gruppe, sondern einzeln präsentieren.“ Sie selbst zeigt Figuren aus Kork, die sie bemalt, ausschneidet und auf einer Wandcollage wieder zusammenfügt. „Diese Gestalten kommunizieren miteinander oder lehnen es ab.“ Die Malerin hat das Glück, sich an der Blick-fesselnden Stirnseite des Kunstraumes darstellen zu dürfen. Die Aufteilung der Künstler lag in den Händen des BVBK: „Wir haben das Ganze ein bisschen kuratiert, so dass beispielsweise eine Fotoecke entsteht und auch für bestimmte Hingucker gesorgt ist“, so BVBK-Mitglied Rainer Ehrt.

Auch Birgit Borggrebe ist zufrieden mit der ihr zugeteilten Fläche. „Ich darf eine große lange Wand bemalen.“ Darauf gibt es einen „Ausflug ins Märchenland“ – mit dem Untertitel Krieg und Frieden. Diese grafisch konzeptuelle Arbeit entsteht speziell für die ART. „Angeregt wurde ich durch die documenta. Das Thema Globalisierung hat mich tief bewegt.“ Auf ihrer Fläche wird man sehen, wie Soldaten nach Afghanistan ziehen, aber auch märchenhaft Versonnenes. „Es soll ein Wechselbad der Gefühle sein, so wie wir die Welt täglich erleben.“ Auch der Berliner Jürgen Tenz, der durch seine Ausstellungen in der Galerie am Neuen Palais mit Potsdam verbunden ist, äußert sich gesellschaftspolitisch. In seinen grafischen Arbeiten – auf der Handpresse hergestellte Hochdrucke, – lässt er sich vom modernen Tanztheater inspirieren. „Es geht um Zwänge und um den Drang, nach außen zu gehen, um Menschen, die nicht mehr wissen, wohin sie gehören.“

Insgesamt 130 Bewerber gab es für die 60 Messeplätze. Bei der Auswahl berücksichtigte die Jury die künstlerische Qualität und auch, dass alle Gattungen und Landkreise vertreten sind. „Wer sich in seiner Bewerbung gut präsentierte, hatte natürlich die besseren Chancen“, so Ehrt.

Unterstützt wird die Messe mit 20 000 Euro, davon kommen 12 000 Euro vom Kultur- sowie vom Wirtschaftsministerium. „80 Prozent der Aussteller sind BVBK-Mitglieder“, so Geschäftsführerin Daniela Dietsche. Diesmal seien weniger Galerien dabei. „Die Künstler sollen sich persönlich einbringen.“ 2005 haben etwa die Hälfte aller ausstellenden Künstler Arbeiten verkauft. Heidi Jäger

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