
© Andreas Klaer
Kultur: Lesung soll Rätsel lösen helfen Bildnis Friedrich Wilhelm IV. wird restauriert
Sein Bauch wurde abgespeckt, die Haarspitzen „geschnitten“, Potsdamer Veduten hinzugemalt. Das originale Bildnis Friedrich Wilhelm IV.
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Sein Bauch wurde abgespeckt, die Haarspitzen „geschnitten“, Potsdamer Veduten hinzugemalt. Das originale Bildnis Friedrich Wilhelm IV. von 1836 erlitt durch spätere Übermalungen und Retuschen gründliche Veränderungen. Dennoch freute sich das Potsdam-Museum, als 2004 der in Bremen lebende Nikolaus von Wedel das Porträt aus dem Familienbesitz nach Potsdam gab. Einer der Wedels, damals noch mit Doppel-L geschrieben, bekam es einst vom König geschenkt, wie auf der Rückseite zu lesen ist. Und zwar Klaus-L. Wedell im Jahr 1841. Nun schrieb man damals im 19. Jahrhundert Klaus aber in der Regel mit C, und bislang ist auch nicht klar, ob dieser Name überhaupt stimmt. Museumsdirektorin Jutta Götzmann ist bereits fleißig am Lesen in der Familien- und Militärgeschichte, um genau herauszubekommen, was es mit diesem angeblichen Generalmajor Klaus-L. Wedell auf sich hat, der für diese Zeit in der Genealogie nicht auftaucht.
Trotz aller noch bestehenden Fragezeichen soll das Ganzporträt Friedrich Wilhelm IV. – es gibt nur wenige, da sich der füllige König nicht gerne malen ließ – in der künftigen Dauerausstellung des Potsdam-Museums im Alten Rathaus ab 2013 zu sehen sein: zusammen mit dem ebenfalls aus dem Wedel-Besitz stammenden Porträt Friedrich Wilhelm III. Doch während Letzterer bereits aus Spendengeldern des Fördervereins des Museums in alter Schönheit strahlt, muss mit Friedrich Wilhelm IV., dem Romantiker auf dem Thron, noch einiges passieren. Das kostet natürlich wieder Geld, und deshalb beginnt am morgigen Freitag um 19 Uhr eine Spendenaktion in Form einer Lesung. Im Hof des Potsdam-Museums gibt es die „Romantiknacht für einen König“. Bei Wein, Häppchen und Kerzenschein lesen Susanne Fienhold Sheen und Markus Wicke vom Förderverein des Potsdam-Museums heitere sowie besinnliche Lyrik und Prosa aus der Zeit der Romantik und auch aus Aufzeichnungen des Königs und seiner Frau Elisabeth. „Es wird keine monarchistische Veranstaltung werden, denn auch die großen sozialen Spannungen der Revolutionsjahre um 1848 klingen mit an“, so Wicke. Der König wird aber vor allem als Baumeister beschrieben. Doch auch da gab es Kritik, vor allem weil er Sanssouci so verschandelt habe, mit all den Vasen und Bepflanzungen, die inzwischen ja wieder beseitigt sind.
Museumskonservator Oliver Max Wenske wird am Lesungsabend anwesend sein, um über die Rätsel, aber auch ersten Entschlüsselungen des kleinen Gemäldes nach einer ersten Teilrestaurierung Auskunft zu geben. „Die war nicht nur eine Auffrischung, sondern eine Archäologie verschiedener Malschichten“, sagte er gestern bei einem Pressegespräch.
Auch das Schriftstück, das vor dem König ausgebreitet liegt, konnte noch nicht entziffert werden. Bis auf das Wort Berlin. Und dazu passt wiederum nicht die Mini-Architekturmalerei des Alten Marktes und der Orangerie in Potsdam im Hintergrund. „Bilder haben zumeist eine einheitliche inhaltliche Aussage“, so Jutta Götzmann. Zu zwei Dritteln sei dieses sehr unahnsehnliche, mit Firnis förmlich zugewachsene Bild übermalt worden, so Wenske. Unter UV-Licht konnte dies ausgemacht werden, denn die Firnisschicht fluoreszierte. Die muss nun mit Skalpell vorsichtig abgetragen werden. Vor allem der zugekleisterte Himmel. Die Übermalung sei wenigstens 60 Jahre alt, vermutlich aber viel älter. Auch das ist ungeklärt. Heidi Jäger
Der Eintritt zur Lesung morgen 19 Uhr in der Benkertstraße 3 ist frei; es wird um eine Spende zugunsten des Fördervereins des Potsdam-Museums gebeten. Das Geld ist für die Restaurierung des Porträts.
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