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Kultur: Lotto-Glück für Literatur und Fotografie

Preise im Nikolaisaal verliehen / Ausstellung

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Bei „Lottos“ gibt es immer etwas zu gewinnen, nicht nur schnöde Penunze an sich, sondern auch helfende Ehrung. Zum dritten Mal lobte die „Lotto Land Brandenburg GmbH“ den hochdotierten „Kunstpreis für Literatur und Fotografie“ aus. Zuvor, seit 1998, wurden bereits „Katalogförderungen“ spendiert und Arbeitsstipendien für den Bereich Foto vergeben. Hintergrund dürfte die Förderung der Künste im Allgemeinen und der Künstler im Besonderen sein, denn die Zeiten werden nicht besser. Nach den Werkpräsentationen im Lotto-Haus und im Potsdam-Museum wurden die Preise, zweimal 5000 Euro, diesmal im Foyer des Nikolaisaals vergeben. Großer Bahnhof am Donnerstag – illustre Gäste, sehr gute Stimmung, Beköstigung à la noblesse – es war wie ein Fest, auch wenn die Berliner Band „Doublewood“ dazu merkwürdig traurige Stücke spielte.

Lotto-Geschäftsführer Klaus Walkenbach führte kurz in die Materie ein. Die sechsköpfige Jury, jeweils drei Koryphäen für jedes Genre, hätten „Berge zu bewältigen“ gehabt. 241 Literaten beteiligten sich an der Ausschreibung, 173 im Bereich Fotografie, ein Rekord. Der Lotto-Preis gilt als sehr „attraktiv“, gut also für die „Geschäfte“ in spe. In Sachen Literatur schulterten Sigrid Löffler, Literaturkritikerin und Chefredakteurin der Monatszeitschrift „Literaturen“, Hendrik Röder als Geschäftsführer Brandenburgisches Literaturbüro und Schriftsteller Lutz Seiler vom Peter-Huchel-Haus, diese Last. Erstere hielt auch eine eindrucksvolle Laudatio. Sie beklagte die immer größer werdende Nähe von Literatur und Sport in der Sprache, die Einteilung in Sieger und Verlierer. „Literatur ist auf Vielfalt und Reichtum ausgelegt“. Sei also Katja Lange-Müller bei der jüngsten Buchmesse zu Frankfurt nicht honoriert worden, so bleibe sie beim heimischen Lesepublikum ( man wollte den Sport doch lassen) die „moralische Siegerin“. Für den Roman „Böse Schafe“, eine unglückliche Liebesgeschichte zwischen einer flüchtigen Ostberlinerin und einem HIV-infizierten Westberliner mit starker Milieutendenz, gebühre ihr die eine Hälfte des literarischen Lotto-Preises. Die andere wurde Thorsten Palzhoff für den Erzählband „Tasmon“ zugesprochen. Eine bewährte Autorin und ein Debütant, gute Melange.

Der freie Fotohistoriker und Publizist Enno Kaufhold sprach im Namen der Foto-Jury, welcher auch Sibylle Bergemann und Wiebke Loeper angehörten. Er verwies einerseits auf den deutlich humanistischen Ansatz bei der Auswahl, andererseits darauf, wie sehr gerade Fotografen angesichts sinkender Honorare auf Sponsoren-Unterstützung angewiesen seien, deshalb auch die hohe Zahl der Bewerber. Die Auszeichnung ging zu gleichen Teilen an Erik Schiemann und Fred Hüning. Ersterer legt mit der Schwarz-Weiß-Serie „Der Tag kommt“ die vielleicht letzten Porträts von KZ-Überlebenden am Ort ihrer Schrecken vor. Der Titel meint die Zeit, wenn es keine Zeugen mehr gibt. Fred Hüning zeigt Porträts seiner Frau während einer Schwangerschaft in Farbe, ihre Angst vor einem weiteren Abort symbolisiert totes Getier auf alternierenden Bildern. Leben und Sterben sind das gemeinsame Thema beider Preisträger.

Die Serien sind in der Ticket-Galerie zu sehen. Dort findet man auch Hörgeräte für eine CD, darauf Christian Brückner Proben der preisgekrönten Werke eingelesen hat. Gerold Paul

„Kunstpreis Literatur Fotografie 2007“ bis zum 18. 11. in der Ticketgalerie Nikolaisaal, Mo.-Fr. 10 bis 17 Uhr

Gerold Paul

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