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Kultur: „Luisen-Route“ als Touristenmagnet

Die „Königin der Herzen“ soll zu den reizvollsten Schlössern geleiten / Fertigstellung bis 2010

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Die „Königin der Herzen“ soll zu den reizvollsten Schlössern geleiten / Fertigstellung bis 2010 Was den Bayern ihr König Ludwig II. (1845-1886) ist, soll Mecklenburgern und Brandenburgern Königin Luise (1776-1810) werden: ein touristisches Markenzeichen mit Ausstrahlung. Knapp zwei Millionen Besucher zählen alljährlich allein die beiden Schlösser Herrenchiemsee und Neuschwanstein, die aufs engste mit dem Leben des Bayernkönigs verwoben sind. Zu reizvollen Schlössern in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg soll nun Luise geleiten, die vor rund 200 Jahren im Norden Deutschlands zur „Königin der Herzen“ avancierte. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg und die Schlösserverwaltung Mecklenburg-Vorpommerns arbeiten derzeit an einer „Luisen-Route“. „Zu Lebzeiten war Luise bei ihrem Volk wohl weit populärer als Ludwig bei seinen Bayern“, sagt Stephan Wenzl von der Schweriner Schlösserverwaltung. Die Gemahlin von Preußenkönig Friedrich Wilhelm III., die gegen alle Konvention in der königlichen Familie das „Du“ einführte, galt als ausgesprochen volkstümlich. Von der Schönheit der mecklenburgischen Prinzessin kündet noch heute eine Plastik des Bildhauers Johann Gottfried Schadow in der Nationalgalerie Berlin, vom Mut der Monarchin die Geschichtsschreibung: In den preußischen Befreiungskriegen verhandelte Luise mit Napoleon über einen Frieden – allerdings erfolglos. Als sie 34-jährig starb, hinterließ sie sieben Kinder, darunter Wilhelm, den späteren deutschen Kaiser, Charlotte, die russische Zarin werden sollte, und Alexandrine, später Großherzogin in Schwerin. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser, sieht in der Biografie Luises reizvolle Ansätze für eine bessere Vermarktung historienträchtiger Gebäude. „Nicht überall rennen uns die Leute die Türen ein wie in Sanssouci, wo wir aus Rücksicht auf Bausubstanz und Interieur die Besucherzahlen bewusst beschränken.“ Insbesondere für das teilweise wieder hergerichtete Landgut Paretz, Luises bevorzugten Sommersitz nahe Potsdam, verspricht er sich größeren Zulauf. Auch Wenzl sieht in Luises Geschichte die Basis für eine tragfähige Marketingstrategie, die Besucher und damit Geld in die altehrwürdigen Schlossgemäuer lenkt. Die „Luisen-Route“ soll vom Berliner Schloss Charlottenburg, wo die Königin ihre letzte Ruhe fand, über Paretz bei Potsdam und Gransee in Nordbrandenburg bis zu Schloss Hohenzieritz – Luises Sterbeort in Mecklenburg – führen. Vom Neustrelitzer Schloss sind nur noch die Grundmauern erhalten. In der einstigen Residenzstadt mit ihrem schönen Park wird Luise, Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, mit einer sommerlichen Open-Air-Operette gehuldigt. In Schloss Hohenzieritz, zwischenzeitlich Flüchtlingsbehausung, landwirtschaftliches Institut und Dorfkonsum, gibt es seit wenigen Jahren eine Gedenkstätte für die populäre Königin. Ihr Sterbezimmer wurde dafür hergerichtet. In anderen Teilen des für 3,5 Millionen Euro komplett erneuerten Baus fand die Verwaltung des Müritz- Nationalparks ihren Sitz. „In Hohenzieritz wird weiter gebaut. In einem Nebengebäude sollen eine Dauerausstellung und ein Café Platz bekommen. Spätestens 2010, im 200. Todesjahr der Königin, sollen alle Stationen der Luisen-Route fertig sein“, sagt Wenzl. „Wir beginnen erst mal“, stellt sich auch die Schweriner Finanzministerin Sigrid Keler (SPD) trotz knapper Kassen hinter die Pläne. Möglicherweise bestärkt durch Egfried Hanfstaengel von der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Der hatte die Werbewirksamkeit Ludwigs bei einem Besuch in Schwerin wirkungsvoll beschrieben: „Wir müssen uns nicht groß bemühen. Es läuft fast von selbst.“dpa

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