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Kultur: Lust an Lebensfreude

„Litauische Kunsttage“ in Töplitz weiter geführt

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„Litauische Kunsttage“ in Töplitz weiter geführt Von Elisabeth Richter „Litauen ist nicht reich an Kunstschätzen, aber reich an talentierten Leuten.“ So begrüßte der Gesandte der litauischen Botschaft Berlin die junge Künstlergruppe aus seiner Heimat, die für eine Woche nach Töplitz gekommen ist, um hier zu arbeiten und ihre künstlerische Technik weiter zu entwickeln. Das Projekt „Litauische Kunsttage“ ist eine Fortsetzung des „Litauischen Frühling“ vor drei Jahren, das der Verein Havel-Land-Art damals wie heute organisierte. Der Maler Arvydas Pakalka, 1957 in Vilnius geboren, war bereits mehrmals in Deutschland, als Aussteller und als Stipendiat, und kennt auch Töplitz von seinem letzten Aufenthalt. Das diesjährige Projekt ist allerdings keine Neuauflage von Bekanntem, sondern bietet eine unter verschiedenen Aspekten interessante Erweiterung. Arvydas Papalka hat fünf Schüler mitgebracht, allesamt Elftklässler des Ciurlionis-Kunstgymnasiums in Vilnius, an dem er selbst unterrichtet. Die Siebzehnjährigen, zwei Mädchen und drei Jungen, werden ein Woche lang in Töplitz auf Motivsuche gehen und malen und in Zusammenarbeit mit dem Verein „Sonnensegel“ in Brandenburg einen Kurs in Drucktechnik mitmachen. Aber die künstlerische Arbeit ist nicht das alleinige Ziel dieser weiten Reise; ein zweites wesentliches Anliegen ist die Begegnung. So soll ein Austausch-Tag mit einem Berliner Gymnasium stattfinden, auf dem gewiss nicht nur „Kunst“ verhandelt wird. Lehrer und Schüler haben einige Werke nach Töplitz mitgebracht und am Samstag der Öffentlichkeit präsentiert. In den Räumen des Bürgerhauses sind die Arbeiten von Arvydas Pakalka zu sehen, klein- und mittelformatige Ölbilder in klaren Farben, dynamisch, fröhlich und mit einem Hauch von Melancholie. Sie heißen „Grüner Abend“ und „Wein und Früchte“, „Lied“ und „Landschaft“: Sinneseindrücke, die Form und Farbe gefunden haben und Offenheit und innere Harmonie des Malers spiegeln. Neben den Ölbildern gibt es eine Reihe von Holzschnitten von betonter Naivität, Inspirationen von Landschaft und Meer, kleine Augenblicke, geschmückt mit fantastisch anmutenden Menschen- und Tierfiguren. Lust am Spiel und Lebensfreude spricht aus ihnen. Arvydas Pakalka bestätigt den Eindruck: „Wenn die Leute anfangen zu lächeln, wenn sie meine Bilder sehen, bin ich glücklich“. In der neu eröffneten Galerie hinter dem Bürgerhaus sind die Schülerarbeiten ausgestellt, beispielhafte Stücke der letzten zwanzig Jahre aus dem Kunstunterricht der Schule. Die Qualität der Arbeiten ist eine Überraschung. Die Lithografien, die hier versammelt sind, demonstrieren ein ungewöhnliches Können und verraten neben hohem technischen Niveau auch das geschulte Auge, das Wesentliches herausarbeiten und Strukturen erkennen kann wie zum Beispiel die Studien von schindelgedeckten Fachwerkbauten zeigen. Nur einer der anwesenden Schüler, Linas, ist hier mit einer Arbeit ausgestellt, sein Acrylbild „Melodie“ zeigt eine Komposition verschiedener ineinander geschlungener Musikinstrumente. Linas freut sich, schüchtern, an dem Lob und erklärt das hohe Niveau der Bilder damit, dass die Schüler täglich zwei Stunden Kunstunterricht haben. Dass es hierzulande allenfalls zwei pro Woche sind, kann er kaum fassen. Er selbst besucht seit vier Jahren das Kunstgymnasium und möchte am liebsten nur noch malen. Abgesehen von diesem klaren Ziel, das sie von anderen Gleichaltrigen unterscheiden mag, sehen Maria, Camille, Linas, Simas und Ernestos aus wie alle Jugendlichen, ob hoppermäßig oder wie eine punkige Pippi Langstrumpf gestylt. Dass sie bei der Vernissage die Hauptrolle spielen, ist ihnen etwas unheimlich. Zur Eröffnung verdrücken sie sich in der Töplitzer Kirche in eine mittlere Reihe und müssen erst mit Nachdruck auf die Plätze der Akteure nach vorn komplimentiert werden. Da sitzen sie schräg gegenüber von den Ehrengästen - wegen der derzeitigen Gandhi-Ausstellung im „Sonnensegel“ Brandenburg ist die Enkelin von Mahatma Gandhi gekommen, mit ihren hochrangigen Begleiterinnen, der Unesco-Beraterin für Indien und der indischen EU-Beauftragten. Eine außergewöhnliche Versammlung also. Klaus-Peter Wirtnik, Vereinsmitglied von Havel-Land-Art, spricht in seiner Begrüßung denn auch nicht nur von der Begegnung in der Kunst, sondern hebt auch das Anliegen hervor, über die persönliche Begegnung den Frieden zu fördern. Verbindende Worte, unterstützt von der musikalischen Gestaltung des Streichquartetts „Camerata“ aus Potsdam, das mit Mozarts Divertimento in F-Dur und dem Finale aus Dvoraks Amerikanischem Streichquartett ebenso heiter wie spannungsvoll die kleine Feier umrahmte. Mehrere Bilder wurden bereits auf der Vernissage verkauft. Die Preise sind sehr (wirklich sehr!) moderat. Aus dem Erlös sollen die Reisekosten der Gruppe bestritten werden. Gelegenheit, die Ausstellung zu sehen, besteht noch einmal am Samstag, den 6. Septmber von 10-12 und 14-16 Uhr. Zur Finissage am Sonntag, den 7. September ab 16 Uhr werden zudem die in Töplitz entstandenden Arbeiten der jungen Künstler versteigert, eine Gelgenheit also, ein Töplitzer Motiv fürs Zuhause zu erwerben.

Elisabeth Richter

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