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Kultur: Madame Flimmerlust bei Wist

Montag startet Patricia Vester ein neues Projekt: Strahlbildgeschichten für Kids

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Montag startet Patricia Vester ein neues Projekt: Strahlbildgeschichten für Kids Als „Madame Flimmerlust“ fügt Patricia Vester ab Montag um 17 Uhr ihrem bereits weit gespannten Lebensbogen eine weitere Farbe hinzu. Im Literaturladen Wist schlägt sie 14-tägig ihr Lichtbilderbuch auf, das an längst vergessene Zeiten erinnert. Wie einst im heimischen „Wohnzimmer-Kino“ bringt sie mit ihrer „Laterna Magica“ Märchen, Sagen und Geschichten auf die Leinwand. Langsam spult sie die gezeichneten oder fotografierten Abenteuer von „Indianer Onca“ oder „Robinson Crusoe“ ab, und liest dabei die ebenfalls auf der Leinwand erscheinenden Texte. Rund 100 dieser DEFA-Color-Bildband–Plasteschächtelchen hat sie auf Flohmärkten aufgetrieben. Nun sollen sie im nostalgischen Ambiente im Wist-Salon kleine und große Zuschauer verzaubern. Die Feuerprobe hat Patricia Vester bereits bestanden: Im Kindergarten ihres Sohnes und bei Kinderpartys im eigenen Haus ernteten die zum Laufen und Sprechen gebrachten Märchen große Zustimmung. Nun können sich die Kids ins „Kino“ begeben, sich auf Sitzkissen lümmeln und zu den Geschichten selbst Musik und Geräusche machen. Die Älteren dürfen sich auch als Vorleser betätigen. „Strahlbild-Geschichten“ hat Madame Flimmerlust ihre neue Reihe überschrieben, in der die Filme so gar nicht flimmern. Seit über zwei Jahren ist die umtriebige junge Frau in Sachen Literatur unterwegs: „Lesen und lesen lassen“ ist die Maxime der Literaturdispergentin, wie sie sich selbst bezeichnet. Bevor sie sich auf dieses künstlerische Feld einschwor, graste sie bereits ganz andere Felder ab: Sie arbeitete in der Krankenpflege, war Steinmetz in Italien, betrieb das Café im Frauenzentrum, lernte Fremdsprachensekretärin ... Sie stand auch schon auf der Bühne des HOT. Nebenbei war das Schreiben ihre Leidenschaft und sie wagte sich mit ihren Texten beim Poetry Slam des Waschhauses auch an die Öffentlichkeit – und gewann den ersten Platz. Später übernahm sie mit einer Freundin selbst die Slam-Bühne. Irgendwann trennten sie sich vom Waschhaus und zogen in die Waschbar um. „Tolle Räume, ein netter Besitzer“, schwärmt die junge Frau über ihr neues Refugium, wo sich die schreibende Zunft in zehnminütigen „Lesungen“ dem Publikum stellt. Vor zwei Jahren brachte sie zudem die Kunst der Liebe unter die Leute: Sie gründete die Reihe „Erotisches zur Nacht“ und garantierte dem Melodie-Café ein volles Haus. Die Auswahl der auftretenden Vorleser geschah ohne Zensur, aber nach vorheriger „Besichtigung“ der Schreiber. Ihre Menschenkenntnis entschied, ob sich der Bewerber öffentlich einbringen durfte. „Schließlich wollte ich nichts Schmutziges.“ Mit viel Aufwand gestaltete sie ihre Abende: Orientalische Märchen, „Liebe und Tod auf Bali“, „Die Lust an sich“... Sie gestaltete die Bühne aus, machte Werbung und Plakate selbst. Nun ist das Melodie geschlossen und sie sucht nach neuen Räumen, die auch etwas von dieser Verruchtheit atmen. Bislang vergeblich. Auch eine Lesebühne schwebt ihr vor, genannt „Freunde für Donnerstag“. Der erste Versuch scheiterte, einmal mehr galt es, Lehrgeld zu zahlen. Doch Patricia Vester weiß, dass sie einen guten Riecher für Lücken im Kulturgetriebe hat, und so glaubt sie auch an ihr Projekt „Single Lounge“. Das alles will sie im kommenden Jahr als „Ich AG“ vorantreiben. Heidi Jäger

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