
© Andreas Klaer
Kultur: Man muss nur wollen
„Oxymoron“ will die Seebühne mit „Romeo meets Julia“ bespielen / Premiere soll am 28. Juli sein
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Noch zwei Anträge müssen befürwortet werden und dann steht einer Sommerbespielung der Seebühne am Fuße des Hans Otto Theaters wohl nichts mehr im Weg. Ab 28. Juli möchte die Oxymoron Dance Company dort an fünf Abenden die Tragödie „Romeo meets Julia“ nach Shakespeare präsentieren. Finanziert wird diese Produktion mit 10 000 Euro aus dem städtischen Marketing-Topf zur Belebung der Schiffbauergasse: ein Etat, der jährlich 250 000 Euro umfasst und aus dem auch die „Stadt für eine Nacht“ am 9./10. Juli bezahlt wird.
Die Idee zur Bespielung dieser Bühne mit traumhaftem Blick zum Babelsberger Park kam von der Oxymoron-Chefin Anja Kozik und Kulturamtsleiterin Birgit-Katherine Seemann. Die Frauen waren sich einig, dass so ein Projekt das berüchtigte Sommerloch wenigstens etwas abdichten könnte. Wilfried Peinke, der Geschäftsführer des Waschhauses, zu dem Oxymoron gehört, hätte die Inszenirung lieber auf der eigenen großen Bühne gesehen, dort, wo auch der Kino-Sommer über die Leinwand flimmert und wo es genehmigungsrechtlich keine Probleme geben würde. Doch für Anja Kozik kommt diese Variante nicht in Frage. „Wir wollen mit unserer jetzigen kleinen Produktion nicht verloren auf einer Riesenbühne stehen. Um diese zu bespielen, bräuchte man eine viel aufwendigere Choreografie und dazu benötigt man mehr Vorlauf und mehr Geld. Das ist eine große Hausnummer.“
In der jetzigen Inszenierung wirken fünf Tänzer, die Potsdamer Band „5.1“ und die Schauspieler René Schwittay und voraussichtlich Jan Dose vom Hans Otto Theater mit. Da Oxymoron einmal wöchentlich Schauspielern Tanztraining gibt, kommt es immer mehr zu gemeinsam wachsenden Ideen.
Vor knapp 100 Zuschauern sollen Romeo und Julia ihren Liebestod sterben. Eine Bestuhlung gibt es vor den Terrassen zu ebener Erde, „aber man kann sicher auch auf den Terrassen mit einem Sitzkissen Platz nehmen“, sagt Anja Kozik. Die fest installierten Bänke auf der Seebühne werden verkleidet, die Band wahrscheinlich vor der acht mal sechs Meter großen Bühne postiert. Technik bekommt die Tanzgruppe vom Waschhaus und vom Trollwerk. „Das Geld dafür müssen wir aber von unseren Einnahmen wieder zurückfließen lassen, da ,Romeo meets Julia’ keine Waschhaus-Produktion ist.“
In den vergangenen Monaten kam es zu Differenzen, als Waschhaus-Chef Peinke kein Geld für das Oxymoron-Tanzstück „Die Heimsucher und der Kosmopolit“ geben wollte (PNN berichteten). Das Waschhaus wird jährlich von der Stadt mit 340 000 Euro gefördert. Die Zuwendungen fließen aufgrund eines Konzepts, in dem auch die Produktionen von Oxymoron enthalten sind. Was für die einzelnen Veranstaltungen indes ausgegeben wird, ist Sache des Waschhauses und nicht größenmäßig ausgewiesen. Wilfried Peinke moniert, dass Oxymoron zwar vom Waschhaus bezahlt werde, aber noch nicht einmal dort aufgetreten sei. Anja Kozik hält dagegen, dass im Waschhaus keine Infrastruktur wie in einem Theater vorhanden sei: „Es gibt keine Bühne und nicht die notwendige Technik.“ Und so betanzt Oxymoron das benachbarte T-Werk und die „fabrik“ und fühlt sich als positives Bindeglied zwischen den Häusern, die auf dem Standort bekanntlich zusammenwachsen sollen.
Wilfried Peinke steht der Seebühne nicht völlig abgeneigt gegenüber, wie er auf PNN-Nachfrage betonte, sieht aber auch das Genehmigungsprozedere. Kürzlich hatte er in einem Fax an die Kulturamtsleitern alle technischen Probleme, die sich ergeben könnten, aufgelistet. „Ich bin guten Mutes, dass die ausgeräumt werden können“, sagte Seemann auf Nachfrage. „Man kann alles verhindern, wenn man die Probleme voranstellt.“
Oxymoron hat bereits Erfahrungen mit der Seebühne, die sie zum PNN-Fest vor drei Jahren und auch auf einer Touristikmesse bespielte. Bei den jetzt noch offenen Fragen geht es um den Uferweg, der für die Dauer der Vorstellungen gesperrt würde und um das Aufstellen von Sitzplätzen, wozu K.I.S. und Tiefbauamt grünes Licht geben müssten. Auch die Lärmbelästigung könnte Thema werden.
Ab Sommer 2012 wird das Hans Otto Theater die Seebühne vereinnahmen, dann aber mit viel größerem technischen Aufwand. 300 bis 350 Besucher sollen allabendlich die Komödie „Die Schule der Männer“ von Molière sehen können. „Wir werden nicht den ganzen Sommer durchspielen, das schaffen wir nicht vom Personal, aber sicher von Ende Juni bis Mitte Juli“, sagte der Geschäftsführer des Hans Otto Theaters, Volkmar Raback. 10 bis 15 Vorstellungen sind geplant. Dafür werden Tribünen auf den Terrassen vor dem Theater gebaut. „Wir sind dabei, ein Finanzkonzept für die technische Ausstattung, wie Beleuchtungstürme und Bühnenteile, zu erstellen.“ Das HOT geht auch deshalb so frühzeitig in die Planung, um nicht das gleiche Dilemma zu erleben, wie die Seebühne auf Hermannswerder, die am Ende nicht genehmigt wurde und nach Berlin abwandern musste. „Wir hatten bereits ein Gespräch mit Vertretern der Stadt und auch eine erste finanzielle Hausmarke gesetzt. Aber die werden wir von Firmen noch gegenchecken lassen“, so Raback.
Doch erst einmal ist Oxymoron am Zuge, hoffentlich ohne Stolpersteine.
Romeo meets Julia, zu sehen voraussichtlich am 28. und 29. Juli sowie am 11./12. und 14 . August.
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