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Kultur: Marmorne Schönheiten im Rondell Dokumentiert: „Die Götter kehren zurück“

Venus und Merkur sind die Stars. Die Göttin der Schönheit und der Götterbote haben bei den meisten Besuchern ungewollt Priorität.

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Venus und Merkur sind die Stars. Die Göttin der Schönheit und der Götterbote haben bei den meisten Besuchern ungewollt Priorität. Zumindest seit die Fotografie sich durchsetzte. Auf unzähligen Bildern sind diese beiden Skulpturen besonders im Blick. Sie wurden an der Großen Fontäne im Park Sanssouci so platziert, dass das malerische Weinbergschloss auf dem Berg vor allem mit ihnen gemeinsam aufs Foto verewigt wird. Diese marmornen Schönheiten und ihre sechs Kolleginnen und Kollegen aus der antiken Götterwelt kommunizieren gemeinsam mit den vier Elementen bereits seit gut 260 Jahren im Französischen Rondell miteinander, doch auch mit dem Betrachter. Natürlich öffnen sie sich nur denen, wer sich ihnen mit Staunen und Respekt zuwendet. Von 1998 bis in dieses Jahr hinein mussten die Plastiken aber nacheinander ihren angestammten Standort verlassen, damit sie als Kopien weiterhin in der Park-Freiluftinszenierung eine der wichtigsten Rollen spielen können.

Nun hat das Französische Rondell seinen alten neuen Glanz erhalten, denn die Götter haben ihren Platz wieder eingenommen. Ihre endgültige Rückkehr feiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten am morgigen Sonntag am Französischen Rondell um 13 Uhr mit einem Festakt. Zwei Stunden später werden die allegorischen Standbilder der vier Elemente zum Leben erweckt. Die Höfischen Festspiele kreieren unter dem Titel „La Danse des Éléments“ eine musikalisch-szenische Performance, bei der auch das Ensemble Celeste Sirene, das auf historischen Instrumenten musiziert, mit von der Partie ist.

Die Figuren-Komplettierung war für die Schlösser-Stiftung Anlass, ein Buch in die Öffentlichkeit zu bringen: „Die Götter kehren zurück“ (Jaron Verlag Berlin). Kathrin Lange, die jetzige Leiterin der Skulpturenrestaurierung, ihr Mitarbeiter Roland Will, die Kustodin Saskia Hüneke sowie die Kunsthistorikerin Rita Hofereiter fungieren als kenntnisreiche Autoren. Einen unterhaltsamen Essay-Band sollte der Leser nicht erwarten. Das Buch will sich auch so gar nicht präsentieren, sondern ausschließlich als Dokumentation über das Entstehen der Kopien in den vergangenen 13 Jahren. Die Fotografien, die größtenteils von Daniel Lindner stammen, bilden nicht nur die denkmalpflegerischen Entwicklungen ab, sondern lassen hin und wieder die Atmosphäre der Figuren ausstrahlen. Und auf alle Fälle deren Schönheit von klassischer Wirkung. Der Dichter Ewald von Kleist schrieb im Skulpturenkatalog von Matthias Oesterreich (1775) enthusiasmiert, zwar für eine andere Skulptur, ein Gedicht. Doch treffen die Verse auch für die Plastiken im Französischen Rondell zu. So heißt es darin: „Bezaubernd Bild, des Meißels Meisterstück“.

Jede einzelne Kopie ist ein Meisterstück: Neben Venus und Merkur die des Jupiter und der Juno, des Apollo und der Diana, des Mars und der Minerva sowie die vier Elemente. Schön, dass das Buch die Kopisten, allesamt hervorragende Steinbildhauer, näher vorstellt. Sie wurden unter der Obhut der Restaurierungswerkstatt der Schlösserstiftung, die fast 40 Jahre von Rudolf Böhm und ab 2006 von Kathrin Lange geleitet wurde, tätig. Von der langwierigen und aufwändigen Arbeit des Kopierens wird berichtet, von dem zunächst ungewohnten Umgang mit carrarischem Marmor, deren Beschaffung zu DDR-Zeiten schwierig war.

Saskia Hüneke erzählt anschaulich über die Geschichte des Rondells, seinen Figuren, deren Originale aus den Werkstätten der französischen Künstler Jean-Baptiste Pigalle, Gaspard Balthasar und Francois Gaspard Balthasar Adam stammen, über die Liebe Friedrichs II. zu diesen Skulpturen, Ankäufen sowie Geschenken des französischen Königs Ludwig XV. an seinen Kollegen in Preußen. Natürlich vom wichtigen Konzept die Originale zu sichern und das Französische Rondell mit Kopien zu schmücken. Es ist meisterlich aufgegangen. Auch das Buch gibt davon Kenntnis. Klaus Büstrin

Die Götter kehren zurück, Dokumentation, Jaron Verlag Berlin, 19.95 Euro

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