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Kultur: Maßlose Leidenschaft

Werner Eng spielt in „Hedda Gabler“ den Lebemann Lövborg / Morgen ist Premiere

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„Wir haben ein tolles Bühnenbild. Es hat nur wenige Requisiten, dafür aber viel Platz für Leidenschaft“, sagt Werner Eng am Ende des Gesprächs und huscht nach einer langen, anstrengenden Probe davon. Und fürwahr, Ibsens Schauspiel „Hedda Gabler“ rührt kräftig an den Gefühlen seiner fünf Protagonisten, von denen am Ende zwei durch Pistolenschüsse auf der Strecke bleiben. Eilert Lövborg ist einer von beiden, und Werner Eng wird ihn ab morgen im Hans Otto Theater auf die Bühne bringen.

„Eilert Lövborg ist ein maßloser Typ, ein Künstler, der in jeder Richtung ein bisschen übertreibt: der lieber mehr trinkt als zu wenig, dafür dann aber geniale Visionen hat“, beschreibt der Schauspieler seine Figur. Im Stück erlebt man Lövborg anfangs clean. Die bodenständige Frau Elvsted hat ihn auf den Weg der Tugend zurück gebracht, mit ihm wissenschaftlich gearbeitet. Doch Lövborg reißt sich los von ihr. Er sehnt sich zurück nach seiner alten Leidenschaft: nach Suff und Puff und nach seiner Liebe zu Hedda Gabler, die sein „erstes“ Leben mit ausmachte. „In Hedda spiegelt sich Lövborg selbst. Aber er verbrennt sich an dieser Liebe – wie auch umgekehrt Hedda an seiner.“ Für Werner Eng dreht sich die Inszenierung vor allem um die Frage, was das Leben ausmacht.

Es ist nicht seine erste Bühnenerfahrung mit Ibsen. „Ich habe schon in ,Peer Gynt’ gespielt: Ein ganz anderer Ibsen, mystisch-poetisch. Bei ,Hedda Gabler’ kann man seine Leidenschaft und Unbedingtheit einbringen. Auch Maßlosigkeit. Da wurde ich schon sehr gezielt besetzt. Die Rolle kommt mir da entgegen.“ Auch privat mag er es, Grenzen auszutesten.

„Hedda Gabler“ ist bereits seine dritte gemeinsame Arbeit mit Regisseurin Amina Gusner. Für das Hans Otto Theater ist es indes seine erste Rolle. Er wird jetzt öfter in Potsdam zu sehen sein, denn er hat einen Ein-Jahresvertrag unterschrieben. Werner Eng wusste bereits als Schüler, dass er sein Leben schauspielernd verbringen möchte. „Ich hatte das Glück, auf einer Waldorfschule unterrichtet zu werden und dort habe ich schnell das Theaterspiel für mich entdeckt.“

Geboren wurde Werner Eng in Brasilien: als jugoslawischer Donauschwabe. Seine Großeltern waren Banater Schwaben, sie gehörten zu einem kleinen deutschsprachigen Volk in Südosteuropa. 1944 musste die Familie vor Tito flüchten. Sie ging nach Österreich. Dort gab es allerdings eine Flüchtlingsschwemme, so dass man viele Banater Schwaben weiter nach Übersee schickte. So kam Werner Eng 1967 in Südamerika zur Welt, lebte dort aber nur zwei Jahre: bis sich seine Familie entschloss, in das unbekannte Deutschland zu gehen.

Er selbst findet seinen Geburtsort völlig unwichtig. „Deutschland ist meine Heimat.“ Und dort ist jetzt auch wieder sein Theaterraum. Schon während seines Studiums an der Novalis Schule für Sprachgestaltung und Dramatische Kunst Stuttgart stand er auf der Novalis Bühne der Stadt. Vier Jahre blieb er an dem Haus, spielte u.a. die Titelrolle in „Don Carlos“. Danach ging er nach Österreich, gründete schließlich in Wien ein eigenes Theater. „Es hat mir nicht gefallen, was die anderen inszenierten. Sie suchten nicht die Essenz eines Stückes, sondern hielten sich mit Banalitäten und Eitelkeiten auf. Das hat mich gelangweilt.“ Nun nahm er das Regiezepter selbst in die Hand. Geldprobleme ließen sein Theater indes scheitern. Er ging an das Junge Theater Göttingen: Nunmehr wieder ins feste Engagement, die Sicherheit durchaus schätzend. „Es kannten mich zu wenig Leute, um als freier Schauspieler überleben zu können.“ Diese Zeiten änderten sich: Die vergangenen fünf Jahre schlug sich Werner Eng ohne Festengagement durch, fand in Lukas Langhoff und Sebastian Hartmann Regisseure, die inhaltlich dem entsprachen, was er suchte, und ihn in tollen Rollen wie Mephisto oder Karl Moor besetzten. So wie auch Amina Gusner: „Ihr kann ich vertrauen, sie fördert mich als Schauspieler. Und man kann sich auch über seine Rolle hinaus einbringen, wenn man mit ihr auf einem Nenner ist. Und das sind wir bei ,Hedda Gabler’ alle samt.“ Auch das Spiel mit Katja Riemann, der Hedda, macht ihm Spaß. „Sie wirft sich rein mit aller Leidenschaft. So wie alle im Team, entsprechend ihrer Figuren.“Heidi Jäger

Premiere morgen 19.30 Theaterhaus

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