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Kultur: „Mein Herz ist ein Salon für schöne Frauen“ Max Raabe gab Benefizkonzert für „Ars Sacrow“

Von Klaus Büstrin „Heute Nacht oder nie will ich singen nur für Dich.“ Ganz im Piano beginnt Max Raabe den süßlich-sentimentalen Evergreen von Mischa Spoliansky.

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Von Klaus Büstrin „Heute Nacht oder nie will ich singen nur für Dich.“ Ganz im Piano beginnt Max Raabe den süßlich-sentimentalen Evergreen von Mischa Spoliansky. Doch seine Lautstärke wird er an diesem Abend nur bis zum Mezzoforte bringen, keinesfalls zum Forte. Denn der Sänger Max Raabe weiß um die Gefährlichkeit, die die Stimme bei einem Freiluftkonzert ausgesetzt ist, wo kein akustisch günstiger Raum ihm hilft. Nur das Mikrofon und die Lautsprecher sind die einzigen Helfer. Er hat sich jedenfalls vorgenommen, kein Lied, das er interpretiert, zu forcieren. Und passiert dies dennoch, so weiß auch ein Sänger wie Raabe, der äußerlich so tut, als ob ihm kein Luftzug etwas anhaben könne, wie er seine Stimme beim nächsten Lied wieder unter Kontrolle bekommt. Ganz ernsthaft und geschniegelt steht er, noble Gelassenheit ausstrahlend, hin und wieder mit dem Nesteln der Manschetten beschäftigt, auf der klitzekleinen Bühne, die man zu seinem Benefizkonzert für den Verein „Ars Sacrow“ auf der Gartenseite des Sacrower Schlosses aufgebaut hat. Nur er und der Yamaha-Flügel, den die Hamburger Firma Klatt für dieses Konzert „spendierte“, haben auf ihr Platz. Das reicht, denn Raabe und sein Klavierbegleiter Christoph Israel verstehen mit ihren Interpretationen den Glamour und den frechen Witz, den nie beleidigenden Sarkasmus und das ölige Sentiment der Lieder, die vor allem in den „Goldenen zwanziger Jahren“ geschrieben wurden, trefflich wiederzugeben. Die Ernsthaftigkeit von Raabes Mimik und der manchmal auch durchdringend-kühle Blick sind natürlich nur ein Kunstgriff, denn alles was er singt, wird mit einem ironischen Augenzwinkern, vor allem mit spürbarer Lust, den Texten auf den Grund zu gehen, vorgetragen. So manches Lied kommt aus der Richtung des literarischen Kabaretts, beispielsweise Robert Gilberts „Mein Herz ist ein Salon für schöne Frauen / Ich dachte schon daran ihn auszubauen“ oder Georg Kreislers „Mädchen mit den drei blauen Augen“, andere sind aus dem Kästlein des liebenswerten Tingeltangels entnommen, wie die Geschichte von der Frau des Potiphar, die bekanntlich den Josef verführen wollte oder Otto Reutters berühmtes Lied von Herrn Fichte, der mit seinem Überzieher völlig überfordert ist. Wenn die Lachmuskeln ein wenig sich erholen sollen, singt Raabe Operettig-Schnulziges, zum Dahinschmelzen schön. Und die gut 600 Zuhörer im Sacrower Park, die am Samstagabend auf Bänken, auf mitgebrachten Gartenstühlen und Decken Platz nehmen, sind begeistert von Max Raabe und dem kongenialen Pianisten Christoph Israel. Sie applaudieren heftig und stehend, johlen und sind unersättlich nach Mehr. Die beiden Künstler freuen sich und geben vier Zugaben. Auch der Verein „Ars Sacrow ist über den Erfolg dieser ersten Veranstaltung in seiner Reihe „ Freunde in Sacrow“ begeistert. Auch er will mehr: Weitere prominente Künstler will man gewinnen, die für den Erhalt und Restaurierung von Schloss, Park und Kirche in Sacrow musizieren und singen.

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