Kultur: „Meiner vielgeliebten Schwiegertochter zum Gebrauch“
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten erhielt Luises Ohrgehänge zum Geschenk / Im Paretzer Schloss zu sehen
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König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise haben sich am Heiligen Abend des Jahres 1793 im Weißen Saal des Berliner Schlosses das Ja-Wort gegeben. Ganz Berlin war begeistert von der „Märchenbraut“, die als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz in die Familie der Hohenzollern einheiratete. In einem zeitgenössischen Bericht über die Hochzeitsvobereitungen heißt es. „Nachdem Luise mit ihrer Großmutter und den Damen des Hofstaates diniert hatte, wurde der Brautstaat angelegt; Luise trug ein Gewand von Silberstoff ... Das brillantene Brautbouquet des königlichen Schwiegervaters schmückte die jungfräuliche Brust. Den Ausschnitt des Kleides zierte eine Reihe großer Diamantrosetten, den Hals das große Kronkollier im Werte von einer halben Million Taler“.
Nur selten ließ sich Luise als Kronprinzessin sowie als Königin mit Schmuck malen. Sie soll, so haben es Augenzeugen mitgeteilt, im Alltag allen überflüssigen Prunk abgelehnt haben. Zu repräsentativen Anlässen schmückte natürlich auch sie sich mit Brillanten, Diamanten, Edelsteinen, mit Gold und Silber. Dies verlangte die Etikette. Dazu gehörten wohl auch die Ohrgehänge, die im Schloss Paretz, dem Lieblingsaufenthaltsort Luises im Havelland, zur Besichtigung freigegeben sind. Sie wurden der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg als Schenkung übergeben, von Gudrun Wild-Barthel, die im Coburgischen lebt. Die Witwe hat die beiden dreiteiligen Ohrgehänge, die aus je einem Zierknopf in Form einer Diamantrose, einem schleifenähnlich angelegten Mittelstück aus teilweise vergoldetem Silberfiligran, besetzt mit Diamantsplittern, und einem tropfenförmigen, von Diamant eingefassten Aquamarin, bestehen, von ihrem Mann, einem ehemaligen Berliner Bauunternehmer, als Geschenk erhalten. Er hatte sie 1993 auf einer Auktion in der Schweiz für 12 bis 15000 Franken erworben. Die Witwe sagte gegenüber den PNN, dass sie sie nur bei ganz besonderen Anlässen getragen habe. „Natürlich wusste ich, dass sie einst die Königin Luise geschmückt haben. Mein Mann, der sich sehr für preußische Geschichte interessierte, verfügte jedoch vor seinem Tode, dass ich den Schmuck der Schlösserstiftung in Potsdam übergeben solle.“ Ihn präsentierte nun Schlösserdirektor Burkhard Göres der Presse in Paretz. „Er gehörte einst dem Juwelenschatz des preußischen Königshauses, von dem leider nur noch wenig erhalten ist. Während der napoleonischen Kriege kam es nämlich zu Einschmelzungen von Silber. Die Ohrgehänge der Königin Luise gehörten ebenfalls zum königlichen Hausschatz. Auf welchen Wegen sie schließlich in die Schweiz zur Auktion gelangten, ist nicht geklärt“, sagte der Schlösserdirektor. Es sei schon eine große Seltenheit, dass der Stiftung Schmuck als Schenkung angeboten werde, erwerben konnte man bisher noch nie etwas in diesem Bereich.
„Die verwendeten Diamaten der Ohrgehänge stammen mit aller Wahrscheinlichkeit aus dem Nachlass von Königin Elisabeth Christine, der Frau Friedrichs II. Dessen Neffe, Friedrich Wilhelm II., hatte sie nach dem Tod seiner Tante erhalten.“ Am 1. Februar 1797 übergab er sie seinem Finanzminister Graf von Blumenthal mit dem Hinweis, „dass solche eigentlich zum Tresor gehören sollen, jedoch könnet Ihr sie Meiner vielgeliebten Schwiegertochter der Kron Prinzessin Liebden zum Gebrauch einhändigen, und Euch darüber dechargieren lassen“. Als 1810 die Königin starb, fand man im Nachlass ein Collier mit Brillanten- und Aquamarinbesitz und „1 Paar Girandole Ohringe von Brillanten und Aquamarinen“. Das mögen wohl dieselben sein, die im Paretzer Schloss zu sehen sind. Hier liegen noch weitere Schenkungen aus, die der Königin Luise gehörte. Beispielsweise übereignete die Münchener Schauspielerin Ruth Leuwerik der Stiftung Teile eines Reisebestecks der Monarchin. Die Leuwerik spielte in den fünfziger Jahren in einem Film selbst die Königin.
Das Schloss Paretz mit seinen intimen Innenräumen, in dem also auch Luises Ohrgehänge Platz gefunden haben, steht am 23., 26. und 30. Dezember sowie am 1. Januar 2007 von 11 bis 16 Uhr zur Besichtigung offen. Klaus Büstrin
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