Es ist wie Weihnachten: Jeden Tag kommen neue Überraschungspakete in die Galerie. Ursula und Rainer Sperl sind natürlich neugierig, was ihnen „ihre“ Künstler so zusammengeschnürt haben. Gerade bestaunen sie die Arbeiten von Wolfgang KE Lehmann aus Leipzig, der mit einer Verbindung von einfachen Formen, subtilen Strukturen und vielfältigen Farbnuancen aufwartet.
Allerdings sind die Gaben nicht für das Galeristen-Ehepaar selbst bestimmt, sie sollen vielmehr bei der Grafikmesse ihre Käufer finden. Vom 8. bis 10. September wird es in der Schinkelhalle zum zweiten Mal diesen von der SperlGalerie und der Malo Ausstellungstechnik veranstalteten Kunstmarkt geben. Arbeiten von über 30 Grafikern werden dann feil geboten. „Jeder ist mit drei Arbeiten vertreten. Wird eine verkauft, wird der leere Platz an der Kojenwand sofort wieder neu bestückt“, so Rainer Sperl. Die Künstler reisen also mit ausreichend Nachschub an. Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands, sind „alte Hasen“ und auch Newcomer.
Rainer Sperl hat sich ausgiebig umgeschaut, ist zu zahlreichen Ausstellungen gefahren und auch Insidertipps nachgegangen, um mit einem möglichst breiten und spannenden Spektrum aufzutrumpfen. Eine seiner Neuentdeckungen ist die Berlinerin Sabine Hippeli, die derzeit auch mit Malerei in der Sommerausstellung der SperlGalerie zu sehen ist: mit Reh und Hyäne.
Natürlich sind auf der Grafikmesse auch Künstler dabei, die Sperl ständig in seiner Galerie vertritt, wie Wolf-Dieter Pfennig, Moritz Götze oder Hans Scheuerecker. Man findet darüber hinaus bekannte Namen wie Prof. Max Uhlig aus Dresden, Peter Herrmann und Prof. Walter Herzog aus Berlin oder Michael Morgner aus Chemnitz. So breit gefächert wie das künstlerische Angebot, ist auch das preisliche. Man wird Blätter bereits für 100 Euro bekommen, andere wie die von Gregor Hiltner aus Nürnberg, der auch im Museum Ludwig hängt, sind erst für 1200 Euro zu haben.
Diesmal nimmt Rainer Sperl auch Zeichnungen dazu. Überhaupt sieht er sein Projekt Grafikmesse noch in der Testphase. So soll die jetzige zweite Auflage wesentlich besser beworben werden, um ein breiteres Publikum anzusprechen - obwohl zur Premiere vor zwei Jahren bereits 3000 Besucher kamen. „Ich möchte durch die Messe die Grafik wieder verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit rücken, den Künstlern dazu ein Podium geben und den Standort Schiffbauergasse mit beleben. Und natürlich möchte ich auch Geld verdienen - was sehr schwer sein wird. Der finanzielle Aufwand will erst einmal gedeckt sein.“
Auch diesmal kann Sperl die inzwischen sanierte Schinkelhalle kostenlos nutzen. „Ich hoffe natürlich, dass das künftig so bleibt. Es wäre toll, wenn es jährlich einen Wechsel zwischen der ART-Brandenburg des Verbandes Bildender Künstler und meiner Grafikmesse geben könnte. Und am liebsten würde ich die Messe von den derzeit drei Tagen auf eine Woche ausdehnen. Man muss schließlich steigerungsfähig sein“, sagt er und packt gespannt die nächste Grafik-Lieferung aus.Heidi Jäger
Grafikmesse, vom 8. bis 10. September, 11 bis 19 Uhr, Schinkelhalle, Schiffbauergasse, Eintritt frei.
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