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Kultur: Menschen in der Verantwortung

Gedenkwoche mit Buchpremiere und Ausstellung zum 60. Jahrestag des 20. Juli 1944

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Gedenkwoche mit Buchpremiere und Ausstellung zum 60. Jahrestag des 20. Juli 1944 Von KLaus Büstrin Im Bornimer Garten der Historikerin Dr. Ruth Bork lernte die Schriftstellerin Sigrid Grabner Emmi Bonhoeffer kennen, Frau des Juristen Klaus Bonhoeffer und Schwägerin des Theologen Dietrich Bonhoeffer. „Im gelösten vertrauten Gespräch mit der Dreiundachtzigjährigen hatte ich das Gefühl, als kannten wir uns schon eine Ewigkeit: die hellen blauen Augen, die mit der Klarheit ihrer Gesichtszüge und der Präszision ihres sprachlichen Ausdrucks harmonierten, die hohe schlanke Gestalt, die Distanz, hinter der sich Warmherzigkeit verbarg – eine charmante, mädchenhafte und zugleich weise Greisin. Wenn sie aus ihrem Leben erzählte, zielte sie mit ihren Geschichten immer ins Allgemeine und Heutige“, schrieb Sigrid Grabner in ihrer Autobiografie „Jahrgang “42“ (Evangelische Verlagsanstalt). Der Frau Klaus Bonhoeffers, der sich am gescheiterten Attentat gegen Hitler am 20. Juli 1944 beteiligte und dafür von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde, widmet das Brandenburgische Literaturbüro ein Buch, das in den nächsten Tagen im Lucas Verlag Berlin (Herausgeber: Sigrid Grabner und Hendrik Röder) erscheinen wird. Sigrid Grabner hat mit Genehmigung von Emmi Bonhoeffer die Gespräche aus den Achtzigern aufgezeichnet. Auch aus ihrem Notizbuch, das sie 1945 verfasste, aus einer Rede im Jahre 1981, Aufsätze über Zivilcourage und Gehorsam, bleibende Werte und ein Porträt über Klaus Bonhoeffer kann man darin lesen. Das Buch wird am 18. Juli um 11 Uhr im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vorgestellt. Diese Premiere ist Teil einer Gedenkwoche zum 60. Jahrestag des 20. Juli 1944, die vom 16. bis 20. Juli stattfinden wird, veranstaltet unter anderen von der Stadtverwaltung Potsdam und vom Stadtkirchenpfarramt. Potsdam ist auch deswegen eng mit den Männern und Frauen, die sich am Attentat gegen Hitler beteiligen, verbunden, da einige von ihnen in der einstigen Residenzstadt der Preußenkönige lebten und arbeiteten. Einer der bekanntesten war Henning von Tresckow, der sagte: „Ich halte Hitler nicht nur für den Erzfeind Deutschlands, sondern auch für den Erzfeind der Welt.“. Ihm, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Werner von Haeften, Ludwig Beck, Erwin von Witzleben, Carl Goerdeler, Helmuth James Graf von Moltke, Adam Trott von Solz oder Alfred Delp ist eine Ausstellung von Angelika von Stocki gewidmet, die bereits am Sonntag, 27. Juni um 12 Uhr in den Ausstellungsräumen zur Garnisonkirche, Breite Straße 7, eröffnet wird, von Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und Bischof Dr. Wolfgang Huber. Angelika von Stocki zeigt unter dem Titel „Menschen in der Verantwortung“ Bilder – „Persönlichkeiten, die um die Wiederherstellung der geistigen und politischen Freiheit, der Menschenwürde und des Rechts während der nationalsozialistischen Diktatur kämpften und ihren Kampf mit dem Leben bezahlen mussten“ (Herwig Haase). Die Fotografin wartet mit keinen reinen Porträts auf. Sie hat Fotomontagen geschaffen mit Texten oder mit historischen Bildmotiven. Beispielsweise zeigen sie Männer vor Freislers Volksgerichtshof oder Gedenkfeiern zum 50. Jahrestag des 20. Juli. Höhepunkt wird der Gottesdienst anlässlich der Nagelkreuz-Übergabe für das Versöhnungszentrum der Garnisonkirche in der Breiten Straße durch den ehemaligen Leiter des Friedenszentrums im englischen Coventry, Paul Oestreicher, sein. Mit einer Führung über den Bornstedter Friedhof, der mit Gedenksteinen an Männer des 20. Juli 1944 erinnert, einer Lesung aus Schriften Dietrich Bonhoeffers und der Aufführung des Bonhoeffer-Films sind weitere Veranstaltungen vorgesehen.

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