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Italienisch inspiriert. Die Kleine Cammer-Musik spielt heute Schütz.

© promo

Kultur: Mitbringsel aus Italien

Kleine Cammer-Musik führt Heinrich Schütz’ Symphoniae Sacrae auf

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Ein Jahr lang wartete Heinrich Schütz auf die Genehmigung seines Dienstherren, Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, für diese Studienreise. Im Mai 1628 kam endlich das Einverständnis und Schütz durfte fahren: nach Venedig, wo er sich die Inspiration erhoffte, die ihm in Deutschland fehlte. Der Plan ging auf: Mit „Symphoniae Sacrae I“ im Gepäck kehrte er zurück, zehn der insgesamt 20 geistlichen Konzerte werden jetzt vom Ensemble Kleine Cammer-Musik aufgeführt, am heutigen Mittwochabend im Bürgerhaus am Schlaatz, am Sonntagabend in der Friedenskirche.

Doch Schütz musste geahnt haben, dass er ganz so wie in Italien, wo damals die Avantgarde Europas musizierte und komponierte, in Deutschland nicht aus dem Vollen würde schöpfen können. Und notierte in weiser Voraussicht gleich selbst Sparvorschläge für die Instrumentierung. Denn wollte man „Symphoniae Sacrae I“ in Originalbesetzung aufführen, sagt Wolfgang Hasleder vom Ensemble Kleine Cammer-Musik, bräuchte man 23 verschiedene Instrumentalisten. Jetzt erklingen die lateinischen Vertonungen von Psalmen und des Hohen Liedes des Liebe zwar in kleiner, kammermusikalischer Besetzung, doch auf historischen Instrumenten. Die leichte, transparente Klangfarbe komme den drei Gesangssolisten, Martina Rüping, Sopran, Peter Diebschlag, Tenor, und Jonathan Paz de la Zaens, Bass, entgegen, sagt Hasleder. Außerdem sind manche Passagen technisch von modernen Instrumenten kaum zu meistern. So sei die historische Posaune wendiger und schneller zu spielen. Dazu kommen der Dulcian, ein Vorläufer des heutigen Fagotts, die Orgel, zwei Geigen und zwei G-Violonen, eine Art tiefergelegter Gamben-Bass.

Die vielfältige Instrumentierung hatte sich Schütz durchaus bei venezianischen Kirchenmusikern abgeschaut. In Italien lernte der Musiker aus Deutschland damals das Prinzip der Seconda Pratica kennen: Statt schwerem Chorgesang bevorzugte man dort leichten, doch expressiven Solostimmengesang, begleitet von einem Orchester gewaltiger Klangbreite. Schütz’ „Symphoniae Sacrae I“, die er unmittelbar nach seiner Rückkehr herausgab, war insofern ein Mitbringsel aus Italien für sein Heimatland – als wollte er sagen: Schaut her, so wird es gemacht, meint Hasleder. Schütz selbst habe zwar nie eine Kantate geschrieben, sei aber mit den „Symphoniae Sacrae I“, den „Heiligen Klangstücken“, wie man es übersetzen könnte, zum Wegbereiter der Kantatenform geworden. Steffi Pyanoe

Heute Abend im Bürgerhaus am Schlaatz, 18.30 Uhr Konzerteinführung, 19.30 Uhr Konzert. Eintritt frei. Sonntag, 12. Mai, um 17 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci, Karten 14 Euro, ermäßigt 10 Euro

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