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Nur mit Mandoline. Der israelische Solist Avi Avital mit seinem Instrument.

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Kultur: Mitreißendes Klangerlebnis

Avi Avital mit der Kammerakademie Potsdam im Nikolaisaal

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Die Mandoline war in Italien zur Zeit des Barock ein überaus modernes und populäres Instrument. Bei allen sozialen Schichten war es äußerst beliebt, nicht nur bei den Gondoliere, sondern auch in den adligen Häusern. Komponisten schrieben für die Mandolinisten Stücke, die allenthalben aufgeführt wurden. Auch Antonio Vivaldi hat sich dem Zupfinstrument angenommen. Die Musik des Venezianers, die am zweiten Weihnachtsfeiertag im Nikolaisaal zu hören war, konnte wieder mit ihrer unmittelbaren Frische punkten. Dafür sorgten die Kammerakademie Potsdam unter der Leitung ihres Konzertmeisters Peter Rainer und vor allem der Solist Avi Avital.

Der junge israelische Musiker trug in den vergangenen Jahren wesentlich dazu bei, dass die Mandoline wieder in den Konzertsälen in aller Welt heimisch wurde und machte mit seinen CD-Aufnahmen große Furore. Als erster Mandolinenspieler überhaupt erhielt er eine Grammy-Nominierung in der Sparte „Bester Instrumentalsolist“. Unlängst meinte er: „Gott hat mir die Mandoline in die Hände gelegt. Wie könnte man behaupten, er habe keinen Sinn für Humor?“ Auch im Nikolaisaal war Avi Avital ein Garant dafür, dass das Konzert ein mitreißendes Klang- und Rhythmuserlebnis wurde. Auch vom Potsdamer Publikum wird er schon seit Längerem geliebt und wurde wieder heftig umjubelt.

Avi Avital forscht nach Kompositionen für die Mandoline aus alter und neuer Zeit. Und natürlich probiert er die Stücke aus und gibt sie zum Besten. Eine musikalische Beschwingtheit hat ihn in den vergangenen Jahren derart erfasst, die begeistert, die man bei aller technischen Gefasstheit auch als ungestüm bezeichnen kann. Er hat nicht nur ein feines Gespür für die kantablen Melodien, sondern besonders ein bestechendes Rhythmusgefühl. Es wird einfach nicht zurück gehalten. Avi Avitals Staccato auf der Mandoline ist von einer spitzen Prägnanz in jedem Tempo, dass man sich kaum mehr bildlich vorzustellen vermag, wie das Plektrum über das kleine Instrument tanzt.

In den schnellen Sätzen der Konzerte in D-Dur RV 93 sowie in C-Dur RV 425 von Antonio Vivaldi gab er beispielsweise wie in einem Lehrstück die Töne von glasklarer Deutlichkeit, wie sehr auch der Komponist die metrischen Maschen enger zog und die Läufe immer schneller und knisternder wurden. Mit beflügelter Leichtigkeit sticht es alles aus der Mandoline.

Das Repertoire für die Mandoline ist nicht so riesengroß wie für andere Instrumente. Darum greift Avital auch gern auf Violin- bezieungsweise Klavierkonzerte zurück, die er für die Mandoline transkribiert. Beispielsweise auf Werke von Johann Sebastian Bach. Die eigenständige Färbung der Mandoline sichert den Konzerten eine ungeteilte Aufmerksamkeit. Mit der Kammerakademie hat er unlängst die Bachsche Musik auf CD eingespielt und damit große Resonanz erfahren. Nicht anders bei den Rumänischen Volkstänzen des Ungarn Béla Bartok sowie bei den Volksliedern, aus denen der georgische Komponist Sulkhan Tsintsadze sechs Miniaturen für den Konzertsaal schrieb. Ihre musikalische Ausdruckskraft verloren sie auch dann nicht, wenn der Mandolinist eine hohe Virtuosität und ein ungemein schnelles Tempo für die Stücke bevorzugte, die dadurch auch manchmal etwas reißerisch wirkten. Aber Avi Avital vermochte auch mit verträumten Klängen für sich einzunehmen. So setzte er die zu Herzen gehende Suliko-Melodie aus den Miniaturen von Tsindsadze mit großer Feinsinnigkeit musikalisch in Szene.

Die Kammerakademie Potsdam schuf für den Solisten stets den passenden Untergrund. Das Zusammenspiel klappte bestens und stilistisch sind die Musiker in Topform. Auch mit zwei eigenen Beiträgen trug das Orchester zum Gelingen dieses wunderbaren Konzertes bei. So klangen festlich und strahlkräftig Georg Friedrich Händels Concerto grosso in d-Moll op. 3 Nr. 5 sowie das Weihnachtskonzert von Michel de Lalande, einen gefragten Barockkomponisten am Hofe des französischen Königs Ludwig XIV.

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