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Kultur: Museumschefs

Fotografien in der Stadt- und Landesbibliothek

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Was ist das wohl für ein Typ, der sich Tag für Tag mit DDR-Kultur befasst, der sie dokumentiert, ausstellt und so wichtig findet, dass er sie der Öffentlichkeit weiter zugänglich macht? Der Fotograf Lorenz Kienzle hat den Leiter des „Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR“ in Eisenhüttenstadt, Andreas Ludwig, inmitten des Sesseldepots seines Museums abgelichtet. Er mag um die 40 sein, trägt ein Jeanshemd unter dem Jacket, sieht nett aus – nur etwas verloren in der großen Halle, in der die Farbe von den Wänden platzt. Einsam sitzt er dort in einer Masse von DDR-Sitzgelegenheiten.

Andreas Ludwig ist einer der Köpfe hinter den Museen von Brandenburg: Die 2003 bis 2004 entstandene Fotoreihe „Museum – Porträt“ des Museumsverbandes holt die Chefs aus ihren Büros in die erste Reihe, gleich neben ihre Ausstellungsstücke. Der Fotograf Lorenz Kienzle hat sie vor Vitrinen gestellt, zwischen Büsten, neben zentnerschwere Maschinen. Jeden dorthin, wo er sich sehen wollte.

Das Ergebnis wird nun bis zum 28. April in einer Ausstellung in der Stadt- und Landesbibliothek gezeigt: nüchterne, ernste und lustige Aufnahmen, die man sich gern anschaut. Bei denen man sich allerdings auch fragt, warum gerade die Museumsleiter der Öffentlichkeit präsentiert werden. Sind es doch weit mehr Personen, die hinter den Einrichtungen stehen und sich für ihren Erhalt einsetzen.

Das hat seinen Grund, sagt der Museumsverband. Die Bilder wurden ursprünglich für die Verbandszeitschrift „Museumsblätter“ fotografiert. Weil sie auf großes Interesse stießen, gingen sie als Schau auf Wanderschaft. Zuerst in die Volkshochschule Falkensee, jetzt nach Potsdam.

Die Fotografien sind gelungene Porträts: Immer wieder schafft es der Fotograf, Persönlichkeit und Arbeitsfeld eng zu verbinden. Der Mensch und sein Museum, fast eine Symbiose. Das trifft besonders bei dem Bild von Ursula Schreiner vom Heimatmuseum Erkner zu. Die Leiterin hat sich selbst zum Teil ihres Museums gemacht. Im alten Bauernkleid steht sie vor dem Fachwerkmuseum, zu ihren Füßen stehen landwirtschaftliche Geräte aus grauer Vorzeit. Witzig die Idee, Babette Zenker vom Heimatmuseum Dissen an einen Webstuhl zu setzen, in eine Reihe mit den Trachtenpuppen-Weberinnen. Oder das Bild von Hans-Joachim Schyia und Klaus Brandt, die Klein- und Privatbahnen ausstellen. Einladend lachend stehen sie auf einer Schiene, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Peter Böthig von der Kurt Tucholsky Gedenkstätte sieht die Sache aber offensichtlich ziemlich ernst. Er blickt in die Kamera, als würde er über die Streichung der Gelder seiner Einrichtung nachdenken.

Die Bilder sind Porträts von Menschen und zugleich der Museen. M. Hartig

M. Hartig

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