Kultur: Musik im Schwarzen Meer
Die Entdeckung der Langsamkeit: Führung und Konzert im Babelsberger Park
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Das Schwarze Meer ist ein Binnenmeer des östlichen europäischen Mittelmeeres zwischen Osteuropa und Vorderasien, mit dem es über den Bosporus und die Dardanellen verbunden ist. So findet man eine Erklärung für das Gewässer, wenn man googelt. Ein Touristenmagnet ersten Ranges, dieses Schwarze Meer. Wenn die Stiftung Preußiche Schlösser und Gärten ans Schwarze Meer einlädt, muss für einen Besuch besonders geworben werden. Denn wer kennt schon das Meer selben Namens, das in Potsdam liegt: im Babelsberger Park.
Dort findet am kommenden Freitag in der erfolgreichen Reihe „Die Entdeckung der Langsamkeit“ eine Führung mit anschließendem Konzert statt. Gestern spazierte Karl Eisbein, Fachbereichsleiter für den Park Babelsberg, mit Presseleuten schon mal zum Schwarzen Meer. Und es wurde eine ganz besondere Entdeckung: auch für jemanden, der meint, Potsdam und seine Parkanlagen gut zu kennen. Karl Eisbein ist natürlich ein profunder Kenner des Parkes Babelsberg. Schließlich betreut er ihn schon 39 Jahre lang. Am 29. August wird aber sein letzter Arbeitstag sein, denn er geht in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin wird Anne-Grit Reichelt sein, die während des Spaziergangs fleißig die Ohren spitzte und notierte, was Karl Eisbein erzählte.
Das Schwarze Meer war einst eine gut ein Hektar große Wasserfläche mit vier Inseln, die im Zusammenhang mit dem Bewässerungssystem im Park angelegt wurde. Fürst Pückler-Muskau hat im Jahre 1844 auch das Meer gestaltet, genau wie die weiten Rasenflächen, Baumumgrenzungen, freien Ausblicke und Blumengärten des Geländes. Die vielfältigen Bodenerhebungen dieses Areals, das zunächst dem Kronprinzen Wilhelm (später Kaiser Wilhelm I.) und seiner Frau Augusta gehörte, verleihen dem Spaziergang eine besondere Spannung. Die Entdeckung der Langsamkeit kann man hier wunderbar erleben.
Das Schwarze Meer, das seit vielen Jahrzehnten trocken gelegt ist und in den nächsten Jahren wieder restauriert werden soll, ist eine Metapher für Waldeinsamkeit. Und so nennt man es auch „See in der Waldeinsamkeit“. Solch ein Ort entsprach den Idealen der deutschen Romantik. Maler, Musiker und Dichter haben immer wieder den Wald, seine Einsamkeit und den stillen See zum Gegenstand ihres künstlerischen Ausdrucks gemacht. Auch Heinrich Heine oder Hans Christian Andersen. Der Berliner Komponist Thomas Hennig hat in deren dichterischen Werken gestöbert und bei Heine das Gedicht „Waldeinsamkeit“ gefunden. „Es steht beispielhaft für das Kunst- und Weltbild der romantischen Epoche“, sagte Eisbein. Bei Andersen fand Hennig die Sonnenschein-Geschichten. Beide Texte hat er im Auftrag der Stiftung in Noten umgesetzt, die am Freitag erstmals im Schwarzen Meer erklingen. Nur eine kleine Besetzung wählte er für seine Vertonungen: Sopran, Flöte und Sprecher. Mit dieser Uraufführung wird ein weiterer Schritt erfolgen, mehr Zeitgenössisches in die historischen Park- und Schlossanlagen der Hohenzollernkönige einzulassen. Klaus Büstrin
Die Entdeckung der Langsamkeit, 22. 8., 19 Uhr, Treff Schloss Babelsberg
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