Kultur: „Nach Sternen jagen ...“
Prinzessin und Dichterin vom Krongut: Feodora / Thomas Weiberg macht sie mit einem Buch bekannt
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In der Patronatsloge der Bornstedter Kirche hängt, etwas versteckt, seit 1922 eine Erinnerungscollage. Sie zeigt ein Porträt der Prinzessin Feodora zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, umgeben von Orten, mit denen die jüngste Schwester der letzten deutschen Kaiserin Auguste Victoria verbunden war. Auch vom Krongut Bornstedt. Denn hier lebte Feodora von Reiseunterbrechungen abgesehen von 1903 bis 1910. Sie starb bereits in ihrem 36. Lebensjahr und wurde im niederschlesischen Primkenau beigesetzt.
Bekannt ist der Name der Prinzessin vor allem als Schokoladenmarke. Der Bornstedter Pfarrer Emil Simon, der mit Feodora befreundet war, heiratete die Tochter des Tangermünder Schokoladenfabrikanten Meyer. Das Unternehmen wollte einer neu entwickelten Schokolade den Namen Feodora geben. Pfarrer Simon fragte bei Wilhelm II. an. Und die Tangermünder Fabrikanten erhielten die Genehmigung, ihre Schokotafeln nach der Prinzessin zu nennen. In Sachen Marketing war das Kaiserhaus schon recht modern und rege.
Das Leben Feodoras wird nun in dem Buch „Nach Sternen jagen ...“ lebendig. Aufgeschrieben hat es nach langjähriger und gewissenhafter Recherche Thomas Weiberg, Mitarbeiter der Berlin-brandenburgischen Schlösserstiftung. Weibergs Engagement, die Erinnerung an die unverheiratete Kaiserin-Schwester wachzuhalten, trug bereits in Bornstedt gute Früchte. Er widmete ihr in der von der Hohenzollern-Familie beliebten Kirche eine Gedenkstunde. Doch nicht nostalgisches Erinnern bestimmte die Veranstaltung. Weiberg stellte die Prinzessin als Künstlerin vor. Und das Buch geht ebenfalls den musischen Neigungen Feodoras nach. Die Kunst empfand die Prinzessin als ein großes Geschenk und sie hoffte, dass dieser Reichtum nicht versiegen möge. Sie liebte die Musik Richard Wagners und war mit dessen Frau Cosima befreundet, sie beschäftigte sich mit der bildenden Kunst, in dem sie auch selbst malte. Engen Kontakte pflegte Feodora zur Worpsweder Künstlergemeinschaft, zu Heinrich Vogeler und Fritz Mackensen.
„Was mein jetziges Leben anbelangt, so habe ich, glaube ich, meinen Beruf verfehlt; ich hätte Schriftsteller sein sollen ...“, so wird Feodora zitiert. Und das Buch wartet mit einigen Textproben auf. Seit 1918 findet man sie wieder erstmals gedruckt. Die fürstliche Autorin hatte einiges schriftstellerisches Talent. Darin konnte sie es mit musischen Ahnen aus europäischen Herrscherhäusern getrost aufnehmen. Freilich lösten sich so manche die Gedichte, Erzählungen und Romane nicht aus dem Rahmen ihrer Zeit. Doch in der Lyrik findet man in den Naturschilderungen atmosphärische Dichte. In den erzählerischen Werken, die Feodora unter dem Pseudonym F. Hugin veröffentlichte, gelingen ihr treffende realistische Darstellungen, teilweise auch über das „einfache Volk“. Über ihre schriftstellerischen Arbeiten sagte sie: „Sind sie etwas wert ..., so sollen sie auf eigenen Füßen stehen; sind sie es nicht, so mögen sie vergehen. Keinesfalls will ich, dass sie nur deshalb geachtet werden, weil ich die Schwester der Deutschen Kaiserin bin.“ Klaus Büstrin
Prinzessin Feodora – Nach Sternen jagen ..., Berlin StroryVerlag, 14.95 Euro
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