Kultur: Nähe und Ferne
Landschaftsbilder von Stefan Eisermann ab morgen im Pomonatempel
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Dieses Jahr gibt es in der Erinnerung an Stefan Eisermann zwei Gedenktage: Am 17. April wäre der in Rostock geborene Maler 65 Jahre alt geworden. Doch diesen Geburtstag zu erleben, war ihm nicht vergönnt.Vor zehn Jahren, am 12. Oktober 1998, starb Stefan Eisermann nach schwerer Krankheit in Potsdam, in der Stadt, in der er seit 1985 lebte. Und somit ist auch die Ausstellung, die morgen im Pomona-Tempel auf dem Pfingstberg eröffnet wird, eine Gedächtnisausstellung für den Künstler.
Die Architektur des ersten selbstständigen Bauwerkes Karl Friedrich Schinkels, die nach antikem Vorbild entstand, strahlt Feierlichkeit aus. Doch die Eisermann-Bilder, die im Inneren des Tempels hängen, haben viel Erfrischendes und eine bewegende Farbensprache, mal opulent, dann wieder reduziert. Sie verweigern sich aber einer melancholischen Stimmung.
Der Potsdamer Kunstverein e.V. veranstaltet in Kooperation mit dem Förderverein Pfingstberg e.V. seit 2007 mehrere Ausstellungen im Jahr im Pomonatempel. Und die am morgigen Karfreitag um 14.30 Uhr stattfindende Vernissage zur Eisermann-Schau ist die erste von 2008. Der Kunstverein erschließt seit zehn Jahren den künstlerischen Nachlass des Malers. Der Verein konnte mehrere Ausstellungen ausrichten und einen mit großem Wissen und viel Liebe geschriebenen Katalog und ein Werkverzeichnis herausbringen.
Kurator Thomas Michael Kumlehn hat für die Kabinett-Ausstellung auf dem Pfingstberg Bilder ausgewählt, die mit den Reisen des Künstlers, der ein Autodidakt war, zu tun haben. Kumlehn erzählt, dass Stefan Eisermann immer wieder an die Ostsee nach Graal-Müritz fuhr, zu seiner Mutter (sie starb am 4. März 2008), die dort einen Bungalow besaß. Aber auch Gerbstedt im Harz war oft sein Ziel, denn von dort stammte seine Lebensgefährtin. „Bestimmte Orte besuchte er immer wieder, weil da Menschen wohnten, die für ihn wichtig und anregend waren“, erzählt Thomas Michael Kumlehn. Einige seiner Freunde verließen in den achtziger Jahren die DDR. So auch Peter Prinz. Ihm widmete er das Bild „Der Segler“, das sich in atmosphärischer Dichte dem Betrachter zuwendet. Eine Hommage auch an die Heimat an der Ostsee.
Humorvoll hat der Künstler sich mit den „Reisekadern“ des „Arbeiter- und Bauernstaates“ beschäftigt. Beispielsweise in dem satirisch überhöhten Bild „Frau K.Witt in Alaska“.
Nach 1990 hat Stefan Eisermann, wie die meisten ehemaligen DDR-Bürger, die Möglichkeiten genutzt, in bisher unerreichte Länder zu reisen. Frankreich, Holland, New York, Kreta, Israel, Ägypten, Italien, Spanien hießen nun die Ziele. Überall fertigte er Skizzen an, die jetzt erstmals in einer Ausstellung zu sehen sind. Zu Hause in Babelsberg benutzte er sie für seine Bilder in Mischtechnik, Pastell oder Öl auf Karton und Papier. „Von Tönen, Gerüchen, Gebäuden, Symbolen und Farben, die er in den bereisten Ländern sah und auch in sich aufsaugte, erzählt das Gemalte“, so Kumlehn. So finden sich in diesen Reisebildern architektonische Zitate von Kirchen und antiken Stätten. Ob er in Barcelona oder in Umbrien war, Eisermann fuhr immer als Tourist, mit all den Freuden und Leiden, die Reisegruppen mit sich bringen. Offensichtlich suchte er genau diesen Widerspruch zwischen individueller und kollektiver Wahrnehmung, die Ambivalenz des Tourismus. In seiner letzten Lebensphase reiste er nur noch auf imaginäre und fiktive Art. Er zehrte von seinen Eindrücken, die sich mehr und mehr mit seiner zerrissenen Innenwelt mischen. Beim genauen Hinsehen ist dies in seinen Bildern zu entdecken, auch wenn er sich in seinen Landschaftsbildern ausschließlich auf seine Wahrnehmung von Natur und Architektur einließ.
Bis zum 27. April, Sa/So von 15 bis 18 Uhr, Pomonatempel auf dem Pfingstberg
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