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Kultur: Neue Perspektiven

Das Buch „Fokus Wasser – Brandenburgs Kulturlandschaft im Wandel“ wurde gestern vorgestellt

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Kaum zu glauben, aber wahr: Brandenburg ist das gewässerreichste Bundesland. Dabei häufen sich die Meldungen über die „Versteppung“ der Landschaft. Schon Fontane schrieb von der märkischen „Streusandbüchse". Hier Wasserarmut – da Wasserreichtum, ein Paradoxon, das Ministerin Johanna Wanka bei der gestrigen Vorstellung des Buches „Fokus Wasser – Brandenburgs Kulturlandschaft im Wandel“ mit eindrucksvollen Zahlen belegte. Das doppelt so große Irland habe 14 000 Kilometer Flüsse und Bäche, Brandenburg dagegen besäße auf der Hälfte der Fläche 33 000 Kilometer Wasserläufe aller Art. Der Band „Fokus Wasser“ will die Kulturgeschichte des Wassers im Lande spiegeln. Er fordert dazu auf, sich selbst auf den Weg zu machen, von Seen, Flüssen und Kanälen aus die Kulturlandschaft zu erkunden und dabei ein ganz anderes Brandenburg zu entdecken.

Das Buch behandelt nicht nur historische, naturwissenschaftliche, ökologische und ökonomische Aspekte, sondern auch zukünftige Politikfelder, erklärte Dorette König vom Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung, das die Publikation ebenfalls gefördert hat. Wasser ist nicht nur ein lebenswichtiger Grundstoff, sondern auch „das perfekte Element, um neue Perspektiven einzunehmen und den Horizont zu erweitern“, schreibt Matthias Platzeck im Vorwort. Abgesehen von den physiologischen und topographischen Dimensionen des Wassers spielt es auch eine wichtige Rolle in der Kulturgeschichte. All diesen Aspekten widmet sich das von Uwe Rada konzipierte und im Leipziger Verlag Amelang & Köhler erschienene Buch in neunzehn Aufsätzen.

Im ersten Teil geht es um die Beziehungen zwischen Wasser und Mensch, die Auswirkungen der Eingriffe in die Natur, den Klimawandel und die Erhaltung des Wassers in der Landschaft. Der Abschnitt „Wasser und Stadt“ enthält Aufsätze über Architektur und Landschaftsplanung, Industrialisierung und die Oder-Flussgrenze zwischen Deutschland und Polen. Über das „Auge der Landschaft – Wasser als künstlerisches Element" schreibt Michael Seiler, der frühere Direktor der Schlösser und Gärten. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit touristischen Aspekten. Erstmals finden sich in einer Publikation zum Kulturlandjahr auch literarische und kulturwissenschaftliche Beiträge. Sie reichen von Theodor Fontane über John von Düffel, der mit seinem Buch „Vom Wasser“ für Furore sorgte, bis zu Gedichten über die Oder von Tanja Dückers. Über Nixen, Wassergeister und andere literarische Wasserphänomene schreibt der Leiter des Kleistmuseums Frankfurt (Oder), Hans-Jürgen Rehfeld. Kurator Christoph Tannert holt weit aus und konstatiert, dass es keinen Wassermangel in der Kunst gäbe. Wie die Musik so kann auch das Wasser ein Klangkörper sein, der den Menschen zur Zwiesprache anregt. Die ambivalenten Beziehungen zwischen dem Naturstoff und der Kunstform beleuchtet ein Aufsatz der Kulturwissenschaftlerin und Kritikerin Babette Kaiserkern. Das Buch bietet nicht nur besinnlichen Stoff in Hülle und Fülle, sondern auch zahlreiche sinnliche Eindrücke. Die Fotografien von Jürgen Hohmuth – oft von oben mit einem Fotoluftschiff aufgenommen – zeigen viele ungewöhnliche Perspektiven. Mit dem interdisziplinären, ganzheitlichen Ansatz und der glücklichen Verbindung von regionalen Aspekten mit überregionalen Ausblicken überzeugt das Buch „Fokus Wasser“ ganz besonders. Man wünscht ihm viele Leser. Elisabeth Koken

Elisabeth Koken

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