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Kultur: Nicht ad acta

Büste von Hans Otto im Foyer des neuen Theaters

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Auch in dem neuen Theater in der Schiffbauergasse wird es eine Büste des in den Tod getriebenen Schauspielers Hans Otto geben. Es ist nicht die Plastik vom Innenhof der alten Spielstätte in der Zimmerstraße, sondern eine, die ursprünglich ihren Platz am Schauspielhaus am Gendarmenmarkt in Berlin finden sollte. Der Bildhauer Peter Kern hatte sie im Auftrag der Gewerkschaft Kunst kurz vor der Wende gefertigt. Es kam indes zu Unstimmigkeiten: Der Künstler wollte die Porträtbüste am Bühneneingang aufstellen – dort, wo der damalige Star Hans Otto ein- und ausging. Die Gewerkschaft plädierte für den Haupteingang. Letztlich blieb ihr die öffentliche Wirkung gänzlich versagt. Schiller nahm stattdessen nach dem Mauerfall in stattlicher Größe vor dem Konzerthaus seinen Platz ein.

Der Kopf von Hans Otto setzte derweil im Garten des Künstlers in Altlandsberg Patina an: Bis die Gewerkschaft auf das Potsdamer Theater zukam und anfragte, ob Interesse bestünde, diese Kunstwerk im neuen Haus aufzustellen – zumal das Hans Otto Theater die einzige Institution ist, die noch den Namen des kommunistischen Schauspielers trägt. Das Theater kaufte die Büste: symbolisch für einen Euro. Nun wird sie im Foyer der neuen Spielstätte einen würdigen Platz finden. Auch die Skulptur aus der Zimmerstraße wird in dem Haus aufgestellt.

Zur Enthüllung der von Peter Kern geschaffenen Plastik am 24. September um 12 Uhr erinnern Schauspieler in einer Lesung an Hans Otto. Der Jugendklub zeigt sein selbst entwickeltes Stück „Hans Otto – ad acta?“ Da viele Leute heute kaum noch etwas mit dem Namen des damals sehr bekannten Mimen anfangen können, wird es an der Foyerwand eine biografische Notiz über ihn geben – im Einvernehmen mit dem Architekten.

Der 1900 in Dresden geborene Schauspieler wurde 1923 KPD-Mitglied. Seit 1930 wirkte er als Protagonist am Schauspielhaus Berlin. Die ihm angebotene Mitarbeit an dem Ufa-Film „Fridericus Rex“ lehnte er aus politischen Gründen ab. Am 14. November wurde er verhaftet. Während der Vernehmung in einer SA-Kaserne stürzte er aus dem Fenster und starb an den Verletzungen. Heidi Jäger

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