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So sehen Sieger aus. Lordi aus Finnland gewannen mit ihrer Musik und irren Kostümen 2006 den Eurovision Song Contest. Jetzt treten sie in Potsdam auf.

© promo

Konzert in Potsdam: Nur echt mit Maske

Zur „Eisheiligen Nacht“ mit Subway to Sally kommen auch Lordi aus Finnland.

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Eine Theorie besagt, dass es aufgrund der langen dunklen Winter, die womöglich nur mit reichlich Alkohol zu ertragen sind, in Skandinavien besonders viele und gute Heavy-Metal-Bands gibt. Auch die nordischen Sagen liefern viel brauchbares Material für die düsteren Geschichten der Blackmetal- und Deathmetalszene, heißt es. Am kommenden Montag wird sich zeigen, wie viel Wahrheit in dieser These steckt. „Finnen, Fusel und Fanfaren“ heißt das Motto der mittlerweile fünften Eisheiligen Nacht, weil die Hauptprotagonisten, die Musiker der Potsdamer Band Subway to Sally, in diesem Jahr Verstärkung aus dem hohen Norden bekommen.

Gleich zwei finnische Bands sollen die Gäste das Fürchten lehren: die Folk-Metaller Korpiklaani, übersetzt Klan der Wildnis, mit einem Mix aus traditioneller finnischer Volksmusik und dem sogenannten Humppa, einem punkigem Polka-Foxtrott-Stil – und die Monster-Rocker Lordi.

Diese schräge Combo dürfte bereits auffallen, bevor sie auch nur einen Ton angespielt hat. Denn die finnischen Hardrocker sind vor allem für ihre Kostüme bekannt, die einem Maskenbildner zu allen Ehren gereichen würden. Und tatsächlich ließ sich Bandgründer und Sänger Mr. Lordi aufgrund seines Faibles zum professionellen Makeup-Künstler ausbilden. Seitdem entwirft er sogar sämtliche Kostüme seiner Kollegen. Kein Auftritt ohne Bauch- oder Rückenpanzer oder Teufelshörner an den Schläfen, Krallen statt Finger und Zombie-Bemalung sämtlicher freiliegender Körperpartien. Ob als Mumie oder Satanist mit Fledermausflügeln: Die Zombie-Rocker sind in der Metalszene Kult, nicht zuletzt weil sie 2006 überraschend den Eurovision Song Contest gewannen. Damals wurde in ihrer finnischen Heimatstadt sogar ein Platz nach ihnen benannt, auch auf Briefmarken erschienen die Shock-Rocker.

In schöner Regelmäßigkeit veröffentlichten Lordi seit 2002 sechs Alben mit Titeln wie „Babez for Breakfast“ (2010) und „To Beast or Not to Beast“ (2013) – mit Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard, das im Übrigen von einer Frau gespielt wird. Auf ihrer Deutschlandtour mit Subway to Sally zeigen sich Lordi derzeit überraschend romantisch: „Liebe Freunde, frohe Weihnachten, liebt, esst und schlaft gut!“, schreibt der Gitarrist im Tour-Tagebuch.

Auch die Hamburger Darkmetal-Band Lord of the Lost ist in der vorletzten Nacht des Jahres in der Metropolishalle zu erleben. Laut eigener Aussage suchen die fünf Orientierung zwischen finnischem Rock und Rammstein, „Musik für die Verlorenen, die Musik als Heimat betrachten“, sagte Gründer und Sänger Chris Harms in einem Interview.

Die „Eisheilige Nacht“ dürfte in dieser Zusammensetzung zu einem kleinem Metal- und Gothic-Festival werden. Den Höhepunkt bildet der Auftritt von Subway to Sally, seit Jahren traditioneller Jahresabschluss der Potsdamer in ihrer Heimatstadt. Seit 1992 treten die jetzt sieben Musiker, darunter Sänger und Frontmann Eric Fish, mit ihrer Hausmischung aus Mittelalter-Rock und Gothic-Metal auf. Die Multiinstrumentalisten beherrschen neben dem gewohnten elektronischen Arsenal auch historische Instrumente wie Leier und Laute, Dudelsack und Sackpfeife, Schalmei, Schlagzeug und Percussion. Ihre Konzerte sind stets turbulente, doch geordnete Spektakel, bei denen sich die Herren des bösen Blicks in Bühnennebel und inmitten pyrotechnischer Effekte verausgaben.

Im Gegensatz zu Lordi singen Subway to Sally nicht auf Englisch, sondern entschieden sich für deutsche Texte. Diese schreibt meist Gitarrist Bodenski, ein Texter mit einem Faible für lyrische und metaphorische Phrasen. Dabei geht es um Jungfrauen und Hexen, Krieger, Henker, Engel und gefallene Mädchen, Liebe und Rache wird besungen, Schändung und Mord. Neben all ihrer theatralischen Verspieltheit, die sich in Liedern über falsche Pfaffen und apokalyptische Visionen zeigt, thematisieren sie auch Missbrauch und Abhängigkeiten, psychische Störungen, und das manchmal mit einer beängstigenden Klarheit, einer Sprache, die brutal offenlegt und gleichzeitig wie eine süße Dröhnung alles zudeckt. Das Ergebnis sind volle Konzerthallen und ein Publikum nicht nur aus der Gothic-Metal-Szene. 2008 gewannen die Potsdamer sogar den Bundesvision Song Contest. Elf Studioalben, noch mehr Singles und Live-DVDs produzierten sie und gingen immer wieder auch auf Akustik–Tour. Zur Eisheiligen Nacht allerdings lassen sie es – mit Finnen, Fusel und Fanfaren - richtig krachen. Steffi Pyanoe

Eisheilige Nacht am 30. Dezember um 19 Uhr in der Metropolishalle in der Großbeerenstraße. Der Eintritt kostet 37 Euro, inklusive Gebühren

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