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Kultur: Oasen-Netz

Rund 800 Veranstaltungen bei „Kulturfeste 2006“

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Warum in der Ferne schweifen? Die Kultur liegt doch so nah. Das Land Brandenburg ist wahrlich mehr als eine Reise wert, will man sich von den schönen Künsten in einem schönen Ambiente verzaubern lassen. Da gibt es das Bebersee Festival und die Musik im Kloster Altfriedland, den Kultur Sommer Saxdorf und die Schönfließer Sommermusiken – und mitunter weiß man nicht einmal, in welcher Ecke des Landes diese Orte eigentlich liegen. Um so wichtiger, dass sich die vielen engagierten Kulturanbieter zusammentun und sich gemeinsam vermarkten. So kommt neben den renommierten Musikfestspielen Potsdam-Sanssouci auch die Hofmusik im Antiquarium Schönwalde zur Geltung, die Müncheberger Konzerte neben dem Choriner Musiksommer.

645 Veranstaltungen sind bereits jetzt mit Datum und Uhrzeit für 2006 aufgelistet, und auf rund 800 an über hundert Orten werde man es sicher am Ende bringen, sagte gestern Christoph Wichtmann vom Kulturfeste-Verein. Er stellte der Presse die neue 140-seitige Broschüre vor, in der 61 Festivals und Reihen auf sich aufmerksam machen. In einer Auflage von 100 000 Exemplaren werden die handlichen Hefte in den kommenden Monaten Land auf, Land ab und auch über die brandenburgischen Grenzen hinaus verteilt. Denn Kultur sei auch wichtiger Touristenmagnet, wie Kulturministerin Johanna Wanka betonte. „Ein Fünftel aller Übernachtungen haben einen kulturellen Hintergrund“, betonte sie. So stehe man auch finanziell hinter den zur Priorität erhobenen Kulturfesten, die in diesem Jahr trotz Haushaltskonsolidierung mit 545 000 Euro bezuschusst werden: fast 30 000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. „Es gibt Veranstaltungen, die noch gesondert gefördert werden.“

Die Qualität der Veranstaltungen sei laut Umfrage aus dem vergangenen Jahr sehr akzeptiert, Probleme wie mangelnde Übernachtungen oder fehlende gastronomische Versorgungen eher „hausgemacht“. Das bedeute, sich noch mehr mit Partnern der Region zusammenzutun, um entsprechende Vorarbeiten zu leisten, so Wanka. Auch die Landestourismuskonzeption wisse um die Potenz von Kultur und setze bei ihrer Themenprofilierung auch auf die Marke Kulturfeste, betonte die Ministerin. Inhaltlich gebe in diesem Jahr natürlich Mozart den Ton an, und das auch für Kinder, so Wichtmann. Er weiß, dass das Durchschnittsalter der Besucher zu den Musiken bei 53 Jahren liegt, und nur bei Film und Theater liege es um etwa zehn Jahre darunter. Der Nachwuchs müsse also begeistert werden, um auch morgen noch Besucher zu haben.

Beim Filmfest Eberswalde, einem neuen Mitglied des Kulturfeste-Vereins, weiß man offensichtlich, die Jugend mit zu ziehen. Dort vergibt man für Hobbyfilmer den Nachwuchspreis „Piggy“. Überhaupt scheint es in der von Arbeitslosigkeit und abwandernder Jugend gezeichneten Stadt beseelte Heimatverbundene zu geben, die wissen, dass eine kulturfreie Stadt auch eine tote Stadt ist. Im dritten Jahr organisiert der dortige SEHquenz-Verein ein internationales Filmfest. Zu den neuen Mitgliedern gehört auch Belzig mit seinen Sommerkonzerten, bislang ein weißer Fleck auf der Kulturfeste-Karte. Die vom dortigen Kantor Philipp Göbel organisierte Musik kann vor allem mit Werken auf der Papenius-Orgel punkten.

Mit klassischen Konzerten stieg auch Familie Brusch aus Schönwalde ein, als sie aus ihrem ausgebauten märkischen Bauernhof eine Kultur-Oase machen wollten. Inzwischen ist ihr „Antiquarium“ ein urigerWeltmusik-Ort, an dem auch Jazz und Operette Hof und Saal erfüllen.

Die berechtigte Frage, warum sein Brandenburgisches Literaturbüro eigentlich nicht schon viel früher Mitglied wurde, stellte sich Hendrik Röder. Mit etwa 50 Lesungen tourt der Verein jährlich durch Brandenburg. In diesem Jahr darf man auf die Ausstellung „Goethe und die Mark Brandenburg“ neugierig sein, die ab 14. Mai in den Römischen Bädern zu sehen ist. Zudem soll der Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter auf CD erscheinen. Der Auftakt der Kulturfeste-Reihen in Schlössern, Klöstern, Dorfkirchen, Scheunen und Parks sind die Musikfesttage an der Oder vom 3. bis 19. März.

Heidi Jäger

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