Kultur: Offen über Bedenken reden
Tagung und Podiumsdiskussion zum „Kopftuchstreit“ heute im al globe
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Tagung und Podiumsdiskussion zum „Kopftuchstreit“ heute im al globe Darf eine muslimische Lehrerin an einer staatlichen Schule ein Kopftuch als religiöses Symbol tragen? Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das entsprechende gesetzliche Regelungen den Ländern überlässt, ist bundesweit eine kontroverse Diskussion entbrannt, die - obwohl derzeit keine aktuelle Notwendigkeit besteht - auch das Land Brandenburg erreicht hat. Ausländerbeauftragte Almuth Berger hat Wissenschaftler, Juristen und Politiker heute in das Brandenburgische Haus der Kulturen „al globe“ eingeladen, um über Hintergründe zu informieren und mit dem Austausch unterschiedlicher Positionen die aktuelle Diskussion voran zu treiben. „Es ist gut, dass das ,Kopftuchthema'' jetzt diskutiert wird", meint Riem Spielhaus von der Berliner Humboldt-Universität. „Noch ist das Problem in Brandenburg nicht akut und Entscheidungen müssen nicht unter Zeitdruck gefällt werden.“ Je weniger dramatisch die Situation sei, desto ruhiger und freier lasse sich darüber reden, ist sich die Islamwissenschaftlerin sicher. Während der Tagung wird sie über die unterschiedlichen Bedeutungen des Kopftuchs im Islam sprechen. Für Riem Spielhaus ist die Kopftuch-Debatte ein wichtiger Ansatzpunkt, auf die dahinter liegenden Probleme aufmerksam zu machen. „Die Frage ist, was mit einem Gesetz erreicht werden soll. Ob das Kopftuch als Ausdruck der Religiosität, einer fundamentalistischen Gesinnung oder aber der Unterdrückung der Frau gesehen wird – mit dem Verbot eines Symbols allein ist die zugrunde liegende Idee nicht aus der Welt geschafft.“ Wichtiger sei es, so Spielhaus, den Ursachen von Extremismus und Diskriminierung auf den Grund zu gehen, mangelnde Integration, Armut und fehlende Bildung zu thematisieren, aufzuklären und sensibel Hilfe anzubieten. Ohnehin benötige das Thema eine breit geführte gesellschaftliche Diskussion, in der auch Bedenken und Befürchtungen offen zur Sprache kommen sollen. Nicht nur in den Schulen eröffne die Auseinandersetzung neue Chancen des interkulturellen Lernens. Die Tagung im al globe wird hierzu wichtige Denkanstöße geben. So widmet sich Elfi Wiedemann vom Brandenburger Frauenministerium der Frage, ob das muslimische Kopftuch die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland befördert oder behindert. Emel Algan, Vorsitzende des Islamischen Frauenvereins in Berlin, spricht über mögliche Auswirkungen eines Kopftuchverbots. Das Neutralitätsgebot für Lehrkräfte an öffentlichen Schulen im Verhältnis zur Religionsfreiheit und anderen Grundrechten der Verfassung beleuchtet Bertold Sommer, Bundesverfassungsrichter a.D. und Mitentscheider des Bundesverfassungsgerichtsurteils. Er wird während des abschließenden Podiumsgesprächs ab 18.30 Uhr mit Dilek Kolat, Berliner SPD-Abgeordnete, Prof. Barbara John, Koordinatorin für Sprachförderung, Dr. Andreas Nachama, Rabbiner und Direktor der Stiftung „Topographie des Terrors" und Prof. Ulrich Dehn von der evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen über die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung diskutieren. Am Rande der Veranstaltung eröffnet das al globe die Fotoausstellung „akzepTanz der Kulturen! AugenBlicke multikulturellen Miteinanders“ von Heinz Kleemann. Antje Horn-Conrad Charlottenstr. 31, Mi 10.2., 12 bis 20.30 Uhr
Antje Horn-Conrad
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