zum Hauptinhalt

Kultur: Ohne Grün keine Zukunft Die Kammeroper „The Garden“ in Lindstedt

Bevor zur Eröffnung der Musikfestspiele in der Friedenskirche muntere Vögel ihre Lieder anstimmten, war im Schloss Lindstedt, am anderen Ende des Parkes Sanssouci, Nachdenklichkeit angesagt. In knapp 40 Minuten wurde mit großer Intensität die tragische Geschichte von Jane und Mac erzählt.

Stand:

Bevor zur Eröffnung der Musikfestspiele in der Friedenskirche muntere Vögel ihre Lieder anstimmten, war im Schloss Lindstedt, am anderen Ende des Parkes Sanssouci, Nachdenklichkeit angesagt. In knapp 40 Minuten wurde mit großer Intensität die tragische Geschichte von Jane und Mac erzählt.

Das Festival, das sich in diesem Jahr mit dem vielgestaltigen Thema „Musik und Gärten“ beschäftigt, holte für zwei Aufführungen die Kammeroper „The Garden“, die 2012 vom Sound Festival Abedeen in Schottland produziert wurde, nach Potsdam. Ein zeitgenössisches Stück, für das John Harris die Musik schrieb und Zinnie Harris den Text. Die Librettistin war auch für die Inszenierung verantwortlich. Auf engem Raum spielen die beiden Darsteller Frances Thorburn (Jane) und Alan McHugh (Mac). Von den Zuschauern werden sie fast eingekreist. Nur an der Stirnwand stehen auf einem Linoleum-Fußboden ein Küchentisch und zwei Stühle.

Mac, ein Wissenschaftler, beschäftigt sich Tag für Tag mit ökologischen Problemen. Seine Frau Jane hat sich in der tristen Atmosphäre des zehnten Stockwerks eines Hochhauses zurückgezogen. Sie hat Sehnsucht nach grüner Vegetation, die durch verantwortungslose Mitmenschen und Überbevölkerung äußerst knapp geworden ist. Zugleich sucht sie auch ein erfülltes Leben mit ihrem Mann, doch in einer freundlicheren Welt.

Da entdeckt das Ehepaar eine grüne Pflanze, die aus dem Linoleum wächst. Der Mini-Garten in ihrer Küche könnte ein Zeichen der Hoffnung sein. Aber sie können sich dafür nicht mehr öffnen. Der Wunsch wegzugehen, ist riesengroß. Aus dem trostlosen Dasein wollen Jane und Mac fliehen, es vergessen. Doch sie schaffen es nicht, Änderung zu bewirken. Die Tabletten stehen bereit. Sie gehen in den Tod.

Zinnie und John Harris’ „The Garden“ ist trostlos, ohne einen Schimmer von Hoffnung. Die Librettistin macht keine großen Worte, um die Geschichte zu erzählen. Obwohl die Darsteller die Texte in Englisch sangen, konnte man die Geschichte gut verfolgen. Das lag vor allem an den Schauspielern Frances Thorburn und Alan McHugh, die ihre Rollen nicht mit Extras aufmotzten. Ohne Pathos, mit großer Schlichtheit, darum auch so bewegend, wussten sie mit ihrem Spiel die große Ratlosigkeit ihrer Figuren zu vermitteln. Mühe- und bruchlos sprangen sie zwischen Sprechen und Singen hin und her. Regisseurin Zinnie Harris ließ das Ganze in einer manchmal unheimlichen Science-Fiction-Atmosphäre spielen. Die Musik von John Harris, die er auf dem Synthesizer selbst spielte, ist relativ einfach gestrickt, an manchen Stellen vielleicht zu sanft. Sie illustriert nur vorsichtig die aufwühlenden Situationen des Ehepaars. Schärfere Kontraste und auch hin und wieder großzügigere emotionale Klänge hätten den Eindruck noch nachhaltiger gestalten können.Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })