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Kultur: Ohne „Zauberkäpplein“

Benefizkonzert mit Ensemble „SansSouci“ und Preußischen Liebesbriefen

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Ein „Zauberkäpplein“ wünschte sich der dritte Kurfürst von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern, Markgraf Albrecht Achilles. Unter dieser Kappe hätte er gern seine Frau, Anna von Sachsen, überall auf seinen Reisen mitgenommen. Auch in kriegerische Auseinandersetzungen. In einem Liebesbrief aus dem Jahre 1474 äußerte der Kurfürst diesen Wunsch. Gut 270 Jahre vergingen, ehe der nächste Liebesbrief den Adressaten erreichte, geschrieben von Kronprinz Friedrich an Louise Eleonore von Wreech. Jedenfalls in Helma und Alois Weimers Anthologie mit preußischen Liebesbriefen.

Aus den „Preußischen Liebesbriefen“ (Ch. Goetz Verlag, 12,90 Euro) werden die beiden Herausgeber, bekannt unter ihren bürgerlichen Namen Christiane Götz-Weimer und Wolfram Weimer, am heutigen Samstag in der Friedenskirche lesen, im Rahmen eines Benefizkonzerts, das der Verein Yehudi Live Music Now veranstaltet. Die Vereinsmitglieder fördern junge talentierte Musiker und geben mit ihnen eintrittsfreie Konzerte für Menschen, die in Krankenhäusern, Seniorenheimen, Gefängnissen, Heimen oder anderen sozialen Einrichtungen leben oder betreut werden. Im Dezember 2011 war man schon zu Gast in der Potsdamer Kindertagesstätte „Arche“.

Donata von Brockdorff, die dem Berliner Verein angehört und sein Anliegen mit großer Intensität auch in Potsdam bekannt macht, sagte: „Das Musizieren vor einem außergewöhnlichen Publikum, das oftmals selten über Konzerterfahrungen verfügt, und oftmals in ungewohnter Umgebung stattfindet, soll den jungen Künstlern eine wichtige Erfahrung mit auf ihrem Weg geben. Es könnte sie menschlich, aber auch künstlerisch reicher und reifer machen.“

Der bedeutende Violinist Yehudi Menuhin war davon überzeugt, dass „Musik heilt, tröstet und Freude bringt“. Nicht nur selbst auf dem Konzertpodium wollte er diese Leitlinie verwirklicht wissen, sondern auch in einer 1977 von ihm gegründeten Organisation. 15 Jahre später wurde in Deutschland der erste Verein gegründet, heute sind es 18. Das heutige Benefizkonzert ist dem Anliegen von Yehudi Menuhin verpflichtet. Donata von Brockdorff konnte dafür Künstler gewinnen, die auf ein Honorar verzichten und damit jungen Musikern eine Chance geben, zu konzertieren. Der Berliner Flötist Christoph Huntgeburth und das Ensemble „SansSouci Berlin“ werden Werke Friedrich des Großen zu Gehör bringen. Christiane Goetz-Weimer sowie Wolfram Weimer lesen die Liebesbriefe. Von derartigen Bekundungen ist die Auslese in Friedrichs Briefwechsel-Überlieferung leider nur schmal. Das Schreiben an Louise Eleonore von Wreech ist ein echter Liebesbrief, die an seine Frau Elisabeth gerichtete Mitteilung ist nüchtern, ganz der Staatsräson verpflichtet. „Zu weiterem habe ich jetzt keine Zeit“, bemerkt Friedrich. Aber die beiden Vorleser können aus der Vielzahl von „Preußischen Liebesbriefen“ schöpfen, Liebeserklärungen von Königin Luise, Bismarck, Gneisenau, Rosa Luxemburg. Klaus Büstrin

Benefizkonzert am heutigen Samstag, 17 Uhr, in der Friedenskirche Sanssouci

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