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Kultur: Oldies im jugendlichen Style

Am 26. September findet das Finale des Saturday fight Club im Lindenpark statt / Mit dabei badPGvoc

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Am 26. September findet das Finale des Saturday fight Club im Lindenpark statt / Mit dabei badPGvoc In den vergangenen Monaten traten beim Newcomertest Saturday Fight Club junge Bands im Waldschloss gegeneinander an. Das Publikum entschied darüber, wer von ihnen den Endausscheid erreichte. Für das am 26. September stattfindende Finale im Lindenpark haben sich die Bands Sage, badPGvoc, Strange Stuff und Dawnrise qualifiziert. Dem Gewinner winkt eine professionelle Studioaufnahme für eine Promo-CD sowie die automatische Teilnahme am Landesrockwettbewerb Brandenburg. PNN stellen die vier Anwärter vor. Heute: badPGvoc. Von Heidi Jäger Sie sind gerade mal um die 20, fühlen sich aber im Plattenschrank ihrer Eltern am wohlsten. Ob Stones, Led Zeppelin, Eric Clapton oder Jimi Hendrix - vor ihrer Spielwut ist keiner der legendären Oldies sicher. Ohne zu zögern, laden sie zum „Wunschkonzert“ ein, wohlwissend, dass ihr Rock-Repertoire auf der Höhe der Zuschauergunst ist. Doch badPGvoc – dessen sperriger Name allein auf die Band-Besetzung von Bass, Drum, Piano, Gitarre und Vocal hinweist – mausern sich mittlerweile von einer Coverband zu einer Gruppe eigenen Zuschnitts - auch wenn dieser Zuschnitt bewusst in alle Richtungen zerfasert. „Wir wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden“, sind sich die selbstbewussten jungen Musiker einig und spielen mit Leidenschaft Blues-Rock ebenso wie Jazz oder HipHop. Vielleicht resultiert dieser weite Blick aus der unterschiedlichen Herkunft der Band-Mitglieder. Die meisten zogen schon im Vorschulalter in die Musikschule, lernten am Klavier, auf der Oboe oder der Gitarre die ersten klangvollen Töne. Die einen begeisterten sich mehr für die Klassik, die anderen für Rock. Neben der Musikschule zählten auch Chor, Schulband oder Gospelchor zum freiwilligen „Pflichtprogramm“. Inzwischen das Abi in der Tasche oder kurz davor, hat sich die Lust am Musizieren keineswegs gelegt. Selbst wenn jetzt Zivildienst, work and travel oder eben Studium anstehen, wollen sie ihre Band nicht an den Nagel hängen. Dann wird eben kurzerhand der Schlagzeuger zeitweise ausgetauscht, wenn er wie Philipp Kühl für ein halbes Jahr nach Australien geht. Die Geburtsstunde der Band geht indes auf eine Konfirmationsfeier zurück, plaudern sich die jungen Leute munter durcheinander in ihre eigene Geschichte zurück. Die heutige Sängerin Bella Rejall und Multitalent Fabian Klebig, der für Piano, Saxophon und Beatbox einsteht, mischten sich damals gemeinsam unter die Gästeschar und improvisierten zwischen dem Festgelage am Klavier und Schlagzeug. Wenig später stieß Adrian Schenk hinzu, der wie Fabian unter den Helmhöltzern bei vielen Konzerten mit den Ton angab. Sie nannten sich „Trio 23“ und wurden bald ein Quartett, denn Philipp Schnell ergänzte mit seiner Gitarre trefflich den Sound. Ihre Auftritte im Theaterschiff oder Café Rothenburg mobilisierten ganze Völkerscharen. Es reichte die Mundpropaganda, um mit den Fans aus ihren Schulen den Raum knacke voll zu bekommen. „Die Caféhausbesitzerin fand das allerdings nicht ganz so toll, sie hatte zwar nichts gegen die Musik, war aber vom Umsatz enttäuscht." Obwohl in Vierer-Besetzung eher „kammermusikalisch“ ausgelegt, kam plötzlich das frohlockende Angebot, im Buga-Park beim Ballonfest spielen zu dürfen. Doch ohne Schlagzeug und Bass gibt’s natürlich keinen echten Rock. Die Suche nach talentierter Verstärkung brauchte nicht lange, schließlich musste man sich nur in den eigenen Schulreihen umsehen. Nun endlich im kräftigen „Sechserpack" probten sie, was die Instrumente und die eigene Freizeit hergaben. „Wir sind nach der Schule rein in den Probenraum und kamen meist nicht vor 23 Uhr wieder raus", erinnert sich Bassist Roman Soike. Doch das schweißtreibende Proben sollte sich auszahlen: ein dreistündiges Programm mit allen nur erdenklichen „Gassenhauern“ - von „Smoke on the Water“ bis „White horses“ – erklangen zwischen Blumenrabatten und den rund 300 Ballonfahrer-Fans. Das war am 14. September vergangenen Jahres. Ihre Feuerprobe hatten sie allerdings schon kurz zuvor als badPGvoc am Nauener Tor beim Benefizkonzert für die Hochwasseropfer bestanden. „Das war das erste Mal, dass wir als Band vor Publikum spielten und wir fanden recht guten Anklang. Jedenfalls wippten und tanzten die Leute mit." Trotz dieses Feedbacks wussten sie bald, dass das Covern der großen Idole nicht alles sein kann, um die eigene Kreativität auszuschöpfen. Philipp Schnell brachte die ersten Song-Ideen vom Urlaub mit und schon wurde sechsköpfig daran gefeilt. „Unser großer Texte-Schreiber ist aber Philipp Kühl, nicht umsonst gewann er am Helmholtz-Gymnasium den Lyrikwettbewerb“, erkennen die anderen neidlos an. Als Band-Dichter treibt''s ihn allerdings mehr ins Kabarettistische. Auch Bella bringt ihre Gedanken gern auf Papier, lässt Alltagsbegebenheiten, Verliebtsein und auch Zukunftsängste in die Liedtexte einfließen. Inzwischen beläuft sich das eigene Repertoire von badPGvoc auf acht bis zehn Lieder, mit denen sie gut 45 Minuten füllen. Somit können sie auch ohne Bauchschmerzen beim Contest-Finale ins Rennen gehen. Den Vorausscheid haben sie jedenfalls als großen Spaß erlebt. „Zwar haben wir uns im Vorfeld Druck gemacht, gerade weil viele sagten: Ihr gewinnt sowieso. Doch am Tag selbst ging alles ganz locker zu. Wir spielten zuvor noch mit ,emit'', die ebenfalls beim Contest antraten, Fußball, und das nahm jeden Druck raus. Bei der Auszählung der Stimmen kribbelte es dann aber doch“, so Bella. Dass sie als Sieger aus dem Rennen gingen, sehen sie durchaus auch als Heimvorteil, denn natürlich konnten sie mehr Fans mobilisieren als beispielsweise die Teilnehmer aus Nauen. „Wir haben gewonnen, aber nicht nur, weil wir gut waren“, so ihre kritische Selbsteinschätzung. Doch sie wissen auch, dass sie trotz des erst einjährigen Zusammenspiels schon sehr gut zueinander gefunden haben und dass sich der Spaß am Musizieren auch ohne große Show aufs Publikum überträgt. Eine gute Generalprobe für ihren Lindenpark-Auftritt ist das bevorstehende Konzert im vorpommerschen Bad Sülze am 6. September, bei dem sie als Vorband von Toni Kruse das Publikum anheizen wollen. „Solche Auftritte sind schon deshalb wichtig, um sich bei Profis etwas von den Abläufen und der Show abzugucken." badPGvoc ist die Ernsthaftigkeit ihres Musizierens durchaus anzumerken, ebenso wie das dahinter steckende Talent. „Anfangs war es noch etwas problematisch mit der Disziplin, ließ man auch seine schlechte Laune recht ungefiltert raus. Mittlerweile haben wir uns aber auch menschlich eingespielt.“

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