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Kultur: „Park grünrot“

Arbeiten von Barbara und Karl Raetsch ab heute in einer neuen Ausstellung auf Hermannswerder

Stand:

Barbara Raetsch hat das Grün der Parks in ein glutrotes Licht getaucht. Die dichten Hecken wirken wie ein samtener Theatervorhang, der den Blick freigibt auf ein ganz besonderes, imaginäres Schauspiel. Nichts ist festgezurrt, die Magie der Ahnung übernimmt das Zepter. Weiße Figuren und Schlösser tanzen in dem satten Rot, fast schwebend entrücken sie dem festen Fundament. Das warme Sonnenlicht malt fröhlich mit an diesem Farbenspiel, das in der Kapelle auf Hermannswerder ein Kanon stimmungsreichen Fabulierens ertönen lässt. Das vereinnahmende explosive Rot trifft indes auf das dämpfende, nicht minder kraftstrotzende Grün, das Karl Raetsch bevorzugte. Ein Duett mit wohlgesetzten Akzenten, das auch den Mut für schroffe polyphone Klänge nicht scheut.

Ganz bewusst suchte Barbara Raetsch den malerischen Dialog zu den hinterlassenen Werken ihres vor zwei Jahren verstorbenen Mannes. Seine Bilder haben sie angeregt, Kontrapunkte zu setzen. Auch sie ließ sich umfangen von dem Kraftquell Potsdamer Gärten, trieb indes weiter in den Fantasien einstmals gespeicherter Erinnerungen. „Ich habe durch die vielen Spaziergänge mit meinen Kindern Sanssouci so verinnerlicht, dass ich es jetzt für das Malen dieser roten Bilder nicht noch einmal besuchen musste. Die Konfrontation mit der realen Welt hätte mich eher rausgebracht aus meinen Visionen.“

Über 20 Bilder malte sie in den vergangenen fünf Monaten im Rausch des Rots, dem sie bereits 2004 beim künstlerischen Einfangen des Klostergeländes Lehnin verfallen war. Jetzt scheint dieses Rot die Farbe des Lebens und der wiedergefundenen Freude zu atmen. Und man spürt trotz des Weitertreibens von Barbara Raetsch auch einen Gleichklang zu den späten Bildwelten ihres Mannes.

Diese Ausstellung sucht nicht nur die Reibung zwischen Grün und Rot, sie spürt auch Veränderungen nach. Das Schloss Sanssouci von Karl Raetsch aus dem Jahre 1977 zeigt noch die Lust am wirklichkeitsnahen Abbild. 1999 ging es dem Maler um Silhouetten, die Starrheiten aufbrechen und durch entgegengesetzte Farben und Linien Spannung schüren. „Über Jahrzehnte hat sich mein Mann mit dem Thema der Parklandschaften befasst. Nach der Wende entdeckte er dann den Park von Klein Glienicke für sich.“ Es ist ein geheimnisvoller Farbklang in seinen vom zarten hellen Grün bis zum braun geschwängerten Dunkelgrün. In seinen Aquarellen wandelte Karl Raetsch indes immer wieder im Neuen Garten, dem Park Babelsberg und auf der Freundschaftsinsel. Auch von diesen leichtfüßigen Impressionen sind in der neuen Ausstellung einige vertreten.

Und selbst der Porträtist Karl Raetsch darf sich zu Worte melden. Wenn auch nur am Rande. Dort erscheint ein großer schlanker Herr mit hochgezogenen Schultern und versunkenem Blick. Unschwer ist der einstige „General“ der Schlösserstiftung, Hans-Joachim Giersberg, zu erkennen. Er schaut weg vom „Betenden Knaben“, den Barbara Raetsch etwas provokant mit frech-wildem Pinsel daneben setzte.

Nach der intensiven Gelb-Phase steht die jetzige rote Periode von Barbara Raetsch nicht hintenan. Der verhaltenen Leuchtkraft der sonnengetränkten Landschaften, die die wogenden Weizenfelder förmlich riechen lassen, hat einem feurigen Akkord Platz gemacht. Dieser ins Atelier verpflanzte „Park grünrot“ lässt die Gedanken unbeschwert und fröhlich spazieren gehen. Er trägt den gereiften Sommer ins Haus, der schon eine leise Ahnung von der Sattheit des Herbstes gibt.

Die Ausstellung wird heute um 14 Uhr geöffnet und ist bis 24. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung (Tel. 0331-2701120.

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