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Klamauk am Klausberg. Shakespeares „Was ihr wollt“ mit dem Poetenpack vor dem Belvedere.

©  Poetenpack

Kultur: Poetenpack im „Rausch“

Theatergruppe bringt Shakespeares „Was ihr wollt“ auf den Klausberg

Stand:

Wenn man nun rein gar nichts sieht und sich alles nur vorstellen soll, wird es selbst mit dem real existierenden Theater etwas schwierig. Am Freitag gab es im Q-Hof, am Eingang zum Park Sanssouci, ein Presse-Gespräch mit der Theatergruppe Poetenpack und Carl-Hermann Risse, dem Regisseur des aktuellen Sommertheater-Projekts „Was Ihr wollt“ von William Shakespeare. Man saß da am Tisch und redete zwar nicht über ungelegte, wohl aber über unbesehene Eier. Was man vorab erfuhr: Die neueste Inszenierung des freien Theaters gibt es bereits. Seit ihrer Premiere in Neuss hat sie bereits sechs Vorstellungen in Deutschland und Österreich auf dem Buckel, bevor sie nach Potsdam kommt, auf den Klausberg nahe dem Drachenhaus. An der erhabenen Kulisse des Belvedere sind dort zwischen dem 21. und 30. Juli ebenfalls sechs Vorstellungen geplant. Der Q-Hof selbst in der Lennéstraße bleibt wegen Bauarbeiten in diesem Jahr ganz außen vor, aber als Geschäfts- und Anlaufstelle des Potsdam-Magdeburger Theaters natürlich erhalten.

Regisseur Carl Hermann Risse ist den Hiesigen kein Unbekannter, 2007 hatte er den „Hamlet“ auf dem Klausberg inszeniert, auch an der Friedenskirche und am Neuen Palais sah man seine Arbeiten schon. Sonst – Ordnung muß sein – legt er Wert darauf, dass man seine Regie-Stationen von New York bis zum Kurfürstendamm, vom schwedischen Växjö bis nach Graz, von Gera bis Potsdam kenne, gleichermaßen seinen Status als Regie-Professor an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“. Ein Spezialist offenbar, der von Shakespeare und dem Globe-Theater sehr viel weiß. In der um 1600 uraufgeführten Komödie, darin sich nach einem Schiffbruch die Zwillinge Viola und Sebastian (beides Anja Reßmer) im Illyrischen ganz aus den Augen verlieren und erst nach allerlei Irrungen und Wirrungen wieder zueinander finden, sieht Carl-Hermann Risse einen „Rausch“. Einen Rausch, der alle Spielarten der Liebe ironisiere. Männer lieben Männer, Frauen Frauen, Männer Frauen.

Letzlich sei dieses wahrlich abendfüllende Spiel im Reich des Grafen Orsino (Lars Wild) wie eine verkehrte Welt, woraus man erst ganz zum Schluss wieder in die Normalität zurückfinde, sagte der Regie-Professor. Es gehe um vertauschte und neu angenommene Rollen, um ein Spiel mit Gefühlen und Identitäten in einem tragikomischem „Chargement“. Er wolle den Figuren auf ihren Wegen zwar nachsteigen, aber keine Meinungen über das Stück inszenieren, was so seltsam ist, wie sein akademisches Ressentiment gegen den Begriff „Lesart“. Er muss es ja wissen.

Da so viel von „sexuellen Sehnsüchten“ und „neuen Identitäten“ der Figuren die Rede war, glaubte man sich beim Reden vor ungeschirmter Sonne in die schöne neue Gender-Welt geworfen, wo ja auch das Durcheinander Pflicht ist. Nicht zuletzt deshalb habe man sich für die Schlegel-Tiecksche Fassung entschieden, sagt Risse. Hoffentlich kommt bei solch dionysischem Betrieb die Kritik daran nicht zu kurz!

Mit Carl-Hermann Risses definitiv letzter „Was Ihr wollt“-Inszenierung bekommt die Spielfassung der Werderaner Comédie Soleil nun Gesellschaft. Vielleicht gute, vielleicht auch nicht, das müsste man erst sehen. Auf dem Klausberg geht es jedenfalls unter 150 Minuten nicht ab. Spannend wird sein, wie der an Shakespeare erfahrene Regisseur dieses Stück mit dem Dreikönigsabend (Untertitel) alias Epiphanias in Einklang bringen wird, denn das wurde, sichtbar oder auch nicht, noch nie inszeniert.

Am 21.-23. und 28.-30 Juli jeweils 20 Uhr am Belvedere auf dem Klausberg. Karten unter Tel.: (0331) 97 912 91

Gerold Paul

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