Kultur: Posaune ins Rampenlicht gerückt
Konzert in der Friedenskirche am morgigen Sonntag mit Stefan Schulz
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Es wird nur eine sein, eine Posaune, die am morgigen Sonntag in der Friedenskirche erklingt. Nicht sieben Posaunen, wie es im Buch der Offenbarung des Johannes heißt. Aber schließlich wird auch nicht das Ende der Welt von den Posaunen blasenden Engeln angekündigt, sondern Stefan Schulz will ganz einfach Freude bereiten mit seinem Musizieren. Dazu wurde er von der Kammerakademie Potsdam eingeladen. Das Friedenskirchenkonzert wird das letzte der diesjährigen Saison des Potsdamer Klangkörpers sein. In der kommenden Spielzeit geht es mit der Reihe weiter.
Die Posaune mit ihrem feierlichen Klang hat man früher besonders bei religiösen Anlässen oder höfischen Festen und Umzügen verwendet. In der Barockoper waren sie akustische Symbole für die Unterwelt oder übernatürliche Kräfte. „Nach und nach haben die Wiener Klassiker das Instrument in erster Linie für die Klangfarbengebung in einem Sinfonieorchester entdeckt, noch stärker aber die Komponisten des 19. Jahrhunderts. Aber besonders Gustav Mahler war der Posaune zugetan. Dann haben Jazzmusiker sich dem Instrument angenommen. Großartige Musik entstand“, so Stefan Schulz im PNN-Gespräch. Der Bassposaunist der Berliner Philharmoniker, der sich an der Universität der Künste Berlin engagiert dem Nachwuchs zuwendet, rückt seit Jahren mit Erfolg sein Blechblasinstrument ins rechte Rampenlicht. Vor allem bei kammermusikalischen Auftritten, in denen er eine große Palette aus dem Repertoire der Musikgeschichte auf der Posaune musiziert. „Schön ist, dass heutige Komponisten sich vermehrt der Posaune annehmen. Sie tragen dazu bei, dass die Solo-Literatur für das Instrument Verstärkung bekommt. Beispielsweise vom Schweizer Komponisten und Saxophonisten Daniel Schnyder, mit dem ich außerdem in einem Trio zusammenarbeite.“
Im Konzert in der Friedenskirche Sanssouci wird ausschließlich Barockmusik erklingen. Die Kammerakademie Potsdam leitet der Violinist Erich Höbarth, langjähriger Primarius des Streichquartetts Quatuor Mosaïques und Lehrer an der Musikhochschule Leipzig, vom Pult des Konzertmeisters aus. Auf dem Programm stehen Kompositionen von Georg Muffat. Seine um 1700 entstandenen Concerti grossi nannte er „Auserlesene Instrumentalmusik erste Versammlung“. Daneben wird Musik von Georg Philipp Telemann erklingen, so die festlich-repräsentative Ouvertüre in C-Dur sowie das Konzert f-Moll für Bassposaune und Orchester. „Telemann hat das Werk eigentlich für Fagott komponiert, doch ich fand, dass es sich wunderbar auch auf der Bassposaune spielen lässt. Der Organist Jörg Duda hat es transkribiert. Schließlich war das in der Barockzeit gängige Praxis. Das Stück verlangt natürlich vom Instrumentalisten ein hochvirtuoses Spiel, auf das ich mich sehr freue“, sagte Stefan Schulz. Die barocke Klangschönheit entfaltet sich aber nicht nur bei Telemann, sondern auch bei den Werken des italienisch-österreichischen Komponisten Antonio Bertali. In dessen Sonata à 3 spielt zwar die Posaune auch eine Rolle, aber nicht den Hauptpart. Hierbei agiert das Instrument gleichberechtigt mit seinen Partnern, den Violinen. Klaus Büstrin
Konzert der Kammerakademie Potsdam am morgigen Sonntag um 18 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci.
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